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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Müßiggang davon abhängen würde, würdest du dann nicht alles tun, um diesen Trick zu perfektionieren? Würdest du ihn nicht auch deinen Kindern beibringen, sobald sie laufen und sprechen könnten?«
    »Aber auf der anderen Seite sind alle anderen nicht fähig, ihre Nachkommen darin zu unterrichten, wie man diesen Trick zunichte macht? Komm schon! Brauchen wir alle paar hundert Jahre einen Bürgerkrieg, um uns daran zu erinnern?«
    Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen den Tangballen. Sie schien in den Himmel zu sprechen. »Ich weiß es nicht. Ja, vielleicht ist es so. Es ist ein Kampf zwischen ungleichen Kräften. Es ist immer einfacher, zu morden und zu zerstören, als aufzubauen und zu erziehen. Es ist leichter, Macht zu akkumulieren als zu diffundieren.«
    »Klar. Oder vielleicht ist es nur so, dass du und deine quellistischen Freunde nicht die Grenzen unserer evolutionären Sozialbiologie erkennen wollen.« Ich hörte, dass meine Stimme lauter wurde. Ich versuchte, sie zu dämpfen, worauf die Worte knirschend herauskamen. »Das ist richtig. Beuge dich nieder und sei demütig, tu, was der Mann mit dem Bart oder im Anzug dir sagt. Wie ich bereits erwähnte, vielleicht sind die Menschen glücklich, wenn es so läuft. Vielleicht sind die paar, die wie du oder ich sind, nur beschissene Störfaktoren, ein Sumpfkäferschwarm, der sie nicht in Ruhe schlafen lässt.«
    »Ist das der Punkt, wo du dich ausklinkst?« Sie öffnete die Augen und wandte den Blick vom Himmel ab, um mich von der Seite anzusehen, ohne den Kopf zu bewegen. »Einfach aufgeben, die Macht den Ersten Familien oder ähnlichem Abschaum überlassen und den Rest der Menschheit ins Koma gleiten lassen? Den Kampf absagen?«
    »Nein. Ich vermute, dazu ist es bereits zu spät, Nadia.« Ich stellte fest, dass diese Worte mir nicht die grimmige Befriedigung verschafften, mit der ich gerechnet hatte. Ich verspürte nur Müdigkeit. »Männer wie Koi sind nur schwer aufzuhalten, wenn sie sich erst mal in Bewegung gesetzt haben. Ich habe schon ein paar von seiner Art erlebt. Und wie auch immer man es beurteilen will, wir haben uns in Bewegung gesetzt. Ich glaube, du wirst deinen Bürgerkrieg bekommen. Ganz gleich, was ich sage oder tue.«
    Ihr Blick fixierte mich immer noch. »Aber du hältst das alles für Zeitverschwendung.«
    Ich seufzte. »Ich habe schon auf zu vielen Welten gesehen, wie es schief gegangen ist, um daran glauben zu können, dass es diesmal anders sein wird. Du wirst erreichen, dass sehr viele Menschen abgeschlachtet werden, und dafür bestenfalls ein paar regionale Zugeständnisse bekommen. Schlimmstenfalls erreichst du damit, dass die Envoys nach Harlans Welt geholt werden, und du kannst mir glauben, dass du sie nicht in deinen schrecklichsten Albträumen erleben möchtest.«
    »Ja, Brasil hat es mir gesagt. Du hast früher zu diesen Sturmtruppen gehört.«
    »Richtig.«
    Wir sahen eine Weile zu, wie die Sonne starb.
    »Weißt du«, sagte sie, »ich behaupte nicht, irgendetwas darüber zu wissen, was man dir in diesem Envoy Corps angetan hat, aber ich bin schon Menschen wie dir begegnet. Du kannst mit dem Selbsthass leben, weil du ihn in Zorn umwandelst und auf ein verfügbares Ziel der Zerstörung richtest. Aber das ist ein statisches Modell, Kovacs. Es ist eine Skulptur der Verzweiflung.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Im Grunde willst du nicht, dass irgendetwas besser wird, weil dir dann die Ziele ausgehen würden. Und wenn der externe Brennpunkt für deinen Hass verschwindet, müsstest du dich dem stellen, was in dir ist.«
    Ich schnaufte. »Und was soll das sein?«
    »Was genau? Ich weiß es nicht. Aber ich kann ein paar Vermutungen anstellen. Missbrauch durch Elternteile. Ein Leben auf der Straße. Ein großer Verlust in früher Kindheit. Das Gefühl, verraten worden zu sein. Und früher oder später, Kovacs, musst du dich der Tatsache stellen, dass du nie mehr zurückgehen und etwas dagegen tun kannst. Das Leben kann nur nach vorn ausgerichtet sein.«
    »Klar«, sagte ich tonlos. »Im Dienst der ruhmreichen quellistischen Revolution ist das zweifellos so.«
    Sie hob die Schultern. »Das wäre deine eigene Entscheidung.«
    »Ich habe meine Entscheidungen bereits getroffen.«
    »Und trotzdem bist du gekommen, um mich aus den Fängen der Harlans zu befreien. Du hast Koi und die anderen mobilisiert.«
    »Ich bin wegen Sylvie Oshima gekommen.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Wieder folgte eine Pause. An Bord

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