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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch wenn dieses Wissen etwas Fluktuierendes ist, manchmal nur vage, manchmal auf unheimliche Weise unmittelbar. Darüber hinaus die zunehmende Reibungslosigkeit, mit der sie kommt und geht, sich mit Sylvie Oshima abwechselt, genauso wie sich Japaridze mit seinem Ersten Offizier die Wache auf der Brücke teilt. Manchmal kann man sehen, wie es geschieht, und es ist wie eine statische Entladung in ihrem Gesicht. Dann blinzelt sie es weg, und man hat es plötzlich mit einer ganz anderen Frau zu tun. Dann gibt es Momente, in denen ich mir nicht sicher bin, mit welcher von beiden ich spreche. Ich muss darauf achten, wie sich ihr Gesicht bewegt, wieder auf den Tonfall ihrer Stimme horchen.
    Ich frage mich, ob diese neue Unbestimmtheit der Identität in den kommenden Jahrzehnten ein Teil der gewohnten menschlichen Realität werden könnte. Nach dem, was Sylvie mir erzählt, wenn sie aktiv ist, gibt es keinen Grund, warum das nicht geschehen sollte. Das Potenzial der DeCom-Systeme ist nahezu unbegrenzt. Es erfordert stärkere Menschen, um damit zurechtzukommen, aber die hat es immer gegeben, mit jeder größeren Erweiterung unseres Wissen oder unserer technischen Möglichkeiten. Man darf sich nicht an Modellen der Vergangenheit orientieren, man muss nach vorn blicken und psychisch und physisch bessere Menschen bauen. Wenn wir das nicht tun, wird das Universum wie ein Sumpfpanther über uns herfallen und uns bei lebendigem Leib auffressen.
    Ich bemühe mich, nicht allzu viel über Segesvar und die anderen nachzudenken. Vor allem über den anderen Kovacs. Allmählich rede ich wieder mit Jad, denn letztlich kann ich es ihr nicht zum Vorwurf machen, was sie getan hat. Und Virginia Vidaura hat mir in der Nacht, als wir mit der Tochter des Haiduci aus dem Hafen von Newpest ausgelaufen sind, einen überzeugenden Anschauungsunterricht erteilt, wie man solche Dinge hinter sich lässt. Wir hatten Sex, ganz behutsam und mit Rücksicht auf ihr langsam verheilendes Gesicht, und anschließend hat sie geweint und mit mir die ganze Nacht über Jack Soul Brasil gesprochen. Ich hörte zu und nahm alles in mich auf, wie sie es mir vor einem Jahrhundert beigebracht hat. Und am Morgen nahm sie meinen erigierenden Schwanz in die Hand, rieb und blies mich und steckte ihn sich rein. Wir hatten erneut Sex, und dann standen wir auf, um uns dem neuen Tag zu stellen. Seitdem hat sie Brasil nie wieder erwähnt, und wenn ich es unabsichtlich tat, blinzelte sie nur und lächelte, doch die Tränen schafften es nicht, aus ihren Augen auf das Gesicht zu fließen.
    Wir alle lernen, mit diesen Dingen abzuschließen, mit unseren Verlusten zu leben und uns stattdessen Sorgen über das zu machen, woran wir etwas ändern können.
    Oishii Eminescu sagte einst zu mir, es hätte keinen Sinn, die Ersten Familien zu stürzen, weil dadurch nur das Protektorat und die Envoys auf den Plan gerufen würden. Er war überzeugt, dass der Quellismus gescheitert wäre, wenn es die Envoys bereits zur Zeit der Siedlerkriege gegeben hätte. Ich vermute, dass er Recht haben könnte, und selbst Quell fällt es schwer, gegenteilige Argumente zu finden, obwohl sie es immer wieder gerne versucht, wenn die Sonne über einem schillernden Ozean untergeht und wir mit Whisky-Gläsern auf dem Deck sitzen.
    Im Grunde spielt es keine Rolle. Denn unten im Kapazitätsgewölbe, wo sich Minuten zu Monaten dehnen, lernen Sylvie und Quell, mit den Orbitalen zu kommunizieren. Zumindest Sylvie denkt, dass sie den Bogen raus haben, wenn wir in Tekitomura eintreffen. Und sie glaubt, dass sie es dann auch Oishii und vielleicht ein paar anderen DeComs von ähnlicher Gesinnung beibringen kann.
    Und dann werden wir bereit sein.
    Die Stimmung an Bord der Tochter des Haiduci ist still und bedrückt, aber darunter schwingt eine Hoffnung, deren unvertraute Gestalt ich immer noch zu ertasten versuche. Sie wird nicht glorreich sein, sie wird nicht unblutig sein. Aber allmählich glaube ich daran, dass wir es schaffen könnten. Ich glaube, dass wir unter den gegebenen Umständen und mit etwas Engelsfeuer in der Lage sein könnten, die Ersten Familien zu stürzen und die Yakuza und die haiduci zu verjagen – oder zumindest in Schach zu halten. Ich glaube, dass es uns gelingen könnte, das Protektorat und die Envoys vor einer Einmischung zu warnen, und wenn dann noch etwas übrig ist, könnten wir es vielleicht einmal mit Quells demodynamischer Nanotechnik versuchen.
    Und ich glaube immer mehr an eine andere

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