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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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chemisch unterstützt zu sein, aber es fühlte sich trotzdem bizarr an, als würde Segesvar sie durch Löcher im Rücken dirigieren, als wären seine Hände, die auf den perfekt gerundeten Hüften lagen, falsch und aus Plastik.
    »Danke, Rad. Auf meine alten Tage bin ich irgendwie lieber für mich. Geh nur und hab Spaß ohne mich.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann jedenfalls nicht mehr damit rechnen, mit dir Spaß zu haben. Kann mich nicht einmal daran erinnern, in den letzten fünfzig Jahren mit dir Spaß gehabt zu haben. Du wirst allmählich immer nördlicher, Tak.«
    »Wie ich schon sagte…«
    »Ja ja, ich weiß. Du bist es schon zur Hälfte. Die Sache ist nur, Tak, als du jünger warst, hast du versucht, es dir nicht so sehr anmerken zu lassen.« Er bewegte die rechte Hand, um sie an die äußere Rundung einer vollen Brust zu legen. Die Besitzerin kicherte und knabberte an seinem Ohr. »Kommt, Mädels. Lassen wir Kovacs-san mit seinen Grübeleien allein.«
    Ich beobachtete, wie sie sich, gesteuert von Segesvar, wieder in den Hauptstrom der Party einfädelten. Die pheromongeschwängerte Luft weckte ein vages Bedauern in meinem Unterleib. Ich aß den take-Keks auf und schmeckte ihn kaum.
    »Also, du siehst so aus, als würdest du dich amüsieren.«
    »Envoy-Tarnung«, sagte ich reflexiv. »Wir wurden dazu ausgebildet, uns einzufügen.«
    »Aha? Klingt, als hätte dein Trainer nicht allzu viel draufgehabt.«
    Ich drehte mich um und sah ein schiefes Grinsen auf Virginia Vidauras Gesicht, als sie mit einem Glas in jeder Hand dastand. Ich blickte mich um und suchte nach Brasil, konnte ihn aber nirgendwo in der Nähe ausmachen.
    »Ist eins von den beiden für mich?«
    »Wenn du magst.«
    Ich nahm ihr ein Glas ab und nippte daran. Single Malt aus Millsport, wahrscheinlich von einer der teureren Destillen im Westen. Segesvar war jemand, der seinen Geschmack nicht von Vorurteilen bestimmen ließ. Ich nahm einen weiteren Schluck und suchte nach Vidauras Augen. Sie blickte an mir vorbei über die Lagune.
    »Es tut mir Leid wegen Ado«, sagte ich.
    Ihr Blick wich ab, und sie legte einen Finger auf die Lippen.
    »Jetzt nicht, Tak.«
    Jetzt nicht und später auch nicht. Wir sprachen kaum miteinander, als wir uns von der Party davonschlichen, hinunter in die Korridore des Feuchtbunker-Komplexes. Die Envoy-Funktionalität aktivierte sich wie ein Notfall-Autopilot, eine Codierung von Blicken und Verstehen, dessen Intensität in die Unterseite meiner Augen stach.
    So, erinnerte ich mich plötzlich. So war es einmal. So haben wir gelebt, dafür haben wir gelebt.
    Und dann in meinem Zimmer, als wir unsere Körper unter der hektisch in Unordnung gebrachten Kleidung fanden und festhielten, als wir mit Envoy-Klarheit spürten, was wir voneinander wollten, fragte ich mich zum ersten Mal seit einem Jahrhundert objektiver Lebenszeit, warum ich jemals fortgegangen war.
     
    Es war ein Gefühl, das nicht andauerte, als mich am nächsten Morgen das Pantherknurren runterzog. Die Nostalgie sickerte aus mir heraus, während der take verblasste und sich ein sanfter Kater ausbreitete, und ich nicht wusste, ob ich ihn verdient hatte. In seinem Gefolge blieb mir nicht viel mehr als eine besitzergreifende Selbstgefälligkeit, als ich Vidauras braun gebrannten, zwischen den Laken ausgebreiteten Körper betrachtete, und ein vages bedenkliches Gefühl, das ich keiner bestimmten Quelle zuordnen konnte.
    Vidaura starrte immer noch ein Loch in die Decke.
    »Weißt du«, sagte sie schließlich, »ich habe Mari nie richtig gemocht. Sie hat sich ständig angestrengt, uns anderen irgendetwas zu beweisen. Als wäre es nicht genug, einfach nur einer der Käfer zu sein.«
    »Vielleicht war es so für sie.«
    Ich dachte an Kois Schilderung, wie Mari Ado gestorben war, und fragte mich, ob sie am Ende abgedrückt hatte, um dem Verhör zu entgehen, oder ob es einfach nur eine Rückkehr zu den Familienbanden gewesen war, die sie ihr ganzes Leben lang zu kappen versucht hatte. Ich fragte mich, ob ihr Aristo-Blut genügt hätte, um sie vor Aiuras Zorn zu bewahren, und was sie hätte tun müssen, um in einem frischen Sleeve aus den Verhörkonstrukten hinauszuspazieren, worauf sie sich hätte einlassen müssen, um intakt entlassen zu werden. Ich fragte mich, ob sie in den letzten Augenblicken – mit den letzten Blicken – gesehen hatte, wie das Aristo-Blut aus ihren Wunden floss, und ob sie es genügend gehasst hatte.
    »Jack hat ziemlich viel Scheiße über

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