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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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heldenhafte Opfer erzählt.«
    »Oh, ich verstehe.«
    Sie schwenkte den Blick auf mein Gesicht. »Deswegen bin ich nicht hier.«
    Ich sagte nichts. Sie starrte wieder zur Decke hinauf.
    »Ach du Scheiße, doch!«
    Wir horchten auf das Knurren und die Rufe von draußen. Vidaura seufzte und setzte sich auf. Sie presste beide Handballen gegen die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Überlegst du manchmal«, fragte sie mich, »ob wir überhaupt noch menschlich sind?«
    »Als Envoys?« Ich zuckte die Achseln. »Ich versuche mich nicht auf diesen Hilfe-die-Übermenschen- kommen-Blödsinn einzulassen, falls du das meinst. Wieso?«
    »Ich weiß nicht.« Sie schüttelte gereizt den Kopf. »Ja, es ist ganz schön bescheuert. Aber manchmal rede ich mit Jack und den anderen, und es ist, als würden wir nicht zur gleichen Scheißspezies gehören. Es ist das, woran sie glauben. Diese Intensität des Glaubens, die sie aufbringen können, ohne irgendetwas zu haben, um es rechtfertigen zu können.«
    »Aha. Also bist du auch nicht überzeugt.«
    »Nein.« Vidaura warf ratlos eine Hand in die Luft und drehte sich auf dem Bett zur mir herum. »Wie kann sie es sein?«
    »Es freut mich zu hören, dass ich nicht der Einzige bin, der sich in diesem Netz verstrickt hat. Willkommen in der rational denkenden Minderheit.«
    »Koi sagt, sie hält jeder Überprüfung stand. Auf jeder Ebene.«
    »Ja. Koi sehnt sich so sehr danach, dass er auch von einem Reißflügler mit Kopftuch glauben würde, er sei Quellcrist Falconer. Ich war bei der Konstatierung dabei, und sie sind ohne Bedenken über alles hinweggegangen, bei dessen Beantwortung sie Schwierigkeiten zu haben schien. Hat dir jemand von dieser genetischen Waffe erzählt, die sie ausgelöst hat?«
    Sie schaute weg. »Ja, ich hab davon gehört. Ziemlich extrem.«
    »Und ziemlich widersprüchlich zu allem, woran Quellcrist Falconer jemals geglaubt hast, willst du wahrscheinlich sagen.«
    »Niemand von uns bleibt sauber, Tak.« Ein dünnes Lächeln. »Das weißt du. Unter den Umständen…«
    »Virginia, du bist dabei, dich als zahlendes, gläubiges Mitglied der Menschheit alten Stils hervorzutun, wenn du nicht aufpasst. Und du darfst nicht glauben, dass ich noch mit dir reden würde, wenn du in diesen Scheißverein eintrittst.«
    Das Lächeln verstärkte sich und wurde sogar zu einer Art Gelächter. Sie berührte die Oberlippe mit der Zunge und warf mir einen schiefen Blick zu, was mir eine seltsame elektrisierende Empfindung verursachte.
    »Also gut«, sagte sie. »Dann wollen wir in dieser Sache unmenschlich rational sein. Aber Jack sagt, sie erinnert sich an den Angriff auf Millsport. Wie sie im Kopter nach Alabardos geflogen ist.«
    »Ja, was aber irgendwie die Geschichte von der Kopie, die während des Kampfes außerhalb von Drava gespeichert wurde, killen würde. Da diese beiden Ereignisse nach ihrer möglichen Anwesenheit in New Hok stattgefunden haben.«
    Vidaura breitete die Hände aus. »Genauso würde sie die Idee killen, dass sie so etwas wie eine Persönlichkeitshülle für eine Datenmine ist. Für diesen Fall gilt dieselbe Logik.«
    »Stimmt.«
    »Und was heißt das nun für uns?«
    »Du meinst, was heißt das für Brasil und die Vchira-Gang?«, fragte ich gehässig zurück. »Ganz einfach. Das heißt, dass sie verzweifelt nach irgendeiner anderen Scheißtheorie suchen werden, die wasserdicht genug ist, um ihren Glauben zu stützen. Was für zahlende Mitglieder der Neoquellisten ein ziemlich beschissener Zustand ist.«
    »Nein, ich meinte uns.« Ihre Augen unterstrichen das Pronomen. »Was heißt es für uns?«
    Ich überspielte den leichten Stich in der Magengrube, indem ich mir die Augen rieb, ein Echo der Geste, die sie vor kurzem vollführt hatte.
    »Ich hätte da so etwas wie eine Idee«, begann ich. »Vielleicht sogar eine Erklärung.«
    Es summte an der Tür.
    Vidaura zog eine Augenbraue hoch. »Ja, und eine Gästeliste, wie es scheint.«
    Ich warf einen weiteren Blick auf meine Uhr und schüttelte den Kopf. Vor dem Fenster hatte sich das Knurren der Panther zu einem tiefen Brummen und einem gelegentlichen Knacken gedämpft, wenn sie die Knorpel im Fleisch zerbissen. Ich zog eine Hose an, nahm impulsiv die Rapsodia vom Nachttisch auf und ging, um die Tür zu öffnen.
    Die Tür bog sich nach außen und gestattete mir einen Blick in den stillen, schwach beleuchteten Korridor, der davor lag. Dort stand die Frau, die Sylvie Oshimas Sleeve trug, vollständig angekleidet, die Arme

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