Heiliger Zorn
gebrauchsfertig hier eintrifft. Ich will Ihr Wort.«
»Sie sollten mit Hirayasu Yukio…«
»Yukio ist ein chimp. Lassen Sie uns in dieser Angelegenheit ehrlich zueinander sein. Yukio hat hier nur die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ich unseren gemeinsamen Dienstleister nicht abschlachte. Eine Aufgabe, die er nebenbei gesagt nicht besonders gut erfüllt. Meine Geduld war schon fast erschöpft, als ich hier eingetroffen bin, und ich denke nicht, dass ich in nächster Zeit meinen Vorrat auffrischen kann. Yukio interessiert mich nicht. Ich will Ihr Wort.«
»Und wenn ich es Ihnen nicht gebe?«
»Dann werden ein paar von Ihren Verwaltungsgebäuden sehr bald aussehen wie das Innere der Zitadelle. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
Schweigen. Dann: »Wir verhandeln nicht mit Terroristen.«
»O bitte! Sind Sie für offizielle Ansprachen zuständig? Ich dachte, ich hätte es mit einem Entscheidungsträger zu tun. Muss ich hier vielleicht erst etwas beschädigen?«
»Ist Hirayasu Yukio verletzt?«
»Nicht nennenswert.« Ich warf einen kalten Blick auf den Yakuza. Inzwischen konnte er wieder atmen und kämpfte sich langsam in eine sitzende Position. Schweißtropfen glitzerten um den Rand seiner Tätowierung. »Aber das kann sich alles noch ändern. Es liegt ganz in Ihrer Hand.«
»Nun gut.« Nur ein paar Sekunden vergingen vor seiner Antwort. Nach Yakuza-Maßstäben war das geradezu ungebührliche Eile. »Mein Name ist Tanaseda. Sie haben mein Wort, dass die von Ihnen benötigte Ausrüstung zur genannten Zeit eingetroffen und verfügbar sein wird, Kovacs-san. Darüber hinaus werden wir Sie finanziell für ihre Unannehmlichkeiten entschädigen.«
»Vielen Dank. Das…«
»Ich bin noch nicht fertig. Des Weiteren haben Sie mein Wort, dass ich einen globalen Steckbrief für Ihre Festnahme und anschließende Exekution ausstellen werde, wenn Sie in irgendeiner Weise Gewalt gegen mein Personal ausüben. Ich spreche von einem sehr unangenehmen realen Tod. Ist das klar?«
»Klingt fair. Dann sollten Sie Ihrem chimp aber sagen, dass er sich besser benehmen soll. Er scheint sich etwas zu viel auf seine Fähigkeiten einzubilden.«
»Lassen Sie mich mit ihm reden.«
Inzwischen saß Yukio Hirayasu tief über den Dauerbeton gebeugt da. Sein Atem ging noch immer pfeifend. Ich zischte ihn an und warf ihm das Telefon zu. Er fing es ungeschickt mit einer Hand auf, während er sich mit der anderen weiter den Hals rieb.
»Ihr sempai möchte Sie sprechen.«
Er sah mich aus tränenverschleierten, hasserfüllten Augen an, hielt sich aber gehorsam das Telefon ans Ohr. Komprimierte japanische Silben schossen aus dem Hörer, als ob jemand mit den Fingern auf einem löchrigen Gastank spielte. Yukio versteifte sich und senkte den Kopf. Seine Antworten waren abgehackt und einsilbig. Das Wort Ja kam ausgesprochen oft vor. Eins musste man der Yakuza lassen – sie sorgte für Disziplin in den eigenen Reihen wie niemand sonst.
Als die einseitige Unterhaltung zu Ende war, sah Yukio mich an und hielt mir das Telefon hin. Ich nahm es entgegen.
»Die Angelegenheit ist geklärt«, sagte Tanaseda an meinem Ohr. »Bitte suchen Sie sich für den Rest der Nacht einen anderen Aufenthaltsort. In sechs Stunden können Sie zurückkehren. Ihre Ausrüstung und Ihre Entschädigungszahlung werden dann hier auf Sie warten. Wir werden nicht noch einmal miteinander sprechen. Diese. Komplikation. Ist höchst bedauerlich.«
Er klang eigentlich nicht besonders verärgert.
»Können Sie mir eine gute Adresse zum Frühstücken empfehlen?«, fragte ich.
Stille. Höfliche statische Hintergrundgeräusche. Ich wog das Telefon einen Moment lang in der Hand, dann warf ich es Yukio zu.
»Na schön.« Ich blickte zwischen dem Yakuza-Mann und Plex hin und her. »Weiß jemand von euch beiden eine gute Adresse zum Frühstücken?«
2
Bevor Leonid Mecsek seine Wohltätigkeit auf die ums Überleben kämpfenden Ökonomien des Safran-Archipels losgelassen hatte, war Tekitomura innerhalb der Saison mit Flaschenrücken-Großwildjagden für reiche Sportsmänner aus Millsport und von den Ohrid-Inseln und mit der Ernte körpereigenen Öls von Netzquallen über die Runden gekommen. Letztere ließen sich nachts aufgrund ihrer Bioluminiszenz leicht fangen. Allerdings achteten die Käschermannschaften darauf, nicht länger als ein paar Stunden am Stück draußen auf dem Meer zu verweilen. Wenn man länger blieb, klebten die spinnwebfeinen, stechenden Fühler der Quallen
Weitere Kostenlose Bücher