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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Ti Sandra wissen.
    »Auch ich gehörte früher zu Cailetet«, sagte er.
    »Sie alle haben ganz und gar mit Cailetet gebrochen?«
    Die Gruppe nickte. »Keiner von uns traut Achmed Crown Niger«, bemerkte Winkleman.
    »Braucht ihr mehr Geld?«, fragte ich.
    »Die Entscheidung liegt bei der Regierung«, erwiderte Charles. »Bei euch.«
    »Keineswegs«, gab ich zurück. »Wir haben keine Ahnung, was ihr braucht oder was …«
    Meine Stimme versagte mir den Dienst. Ti Sandra nahm meine Hand und drückte sie. »Wir brauchen Zeit zum Nachdenken. Und schriftliche Unterlagen. Ich bin der Meinung, wir sollten weitere Wissenschaftler als Berater heranziehen. Vorerst keine Demonstrationen. Und ich spreche sicherlich auch im Sinne meiner Vizepräsidentin, wenn ich Ihnen nahelege, die praktischen Anwendungsmöglichkeiten Ihrer Entdeckungen gründlich zu überdenken und einen weiteren Bericht vorzubereiten.«
    »Ein solcher Bericht liegt schon vor. Mit detaillierten Plänen«, sagte Leander.
    Ti Sandra schüttelte energisch den Kopf. »Aber bitte nicht jetzt. Ich werde heute Nacht sowieso schon Albträume haben. Wir müssen uns wieder unseren Pflichten widmen, unseren Ehemännern … unseren persönlichen Überlegungen. – Und unseren Gebeten«, fügte sie als Nachsatz hinzu.
    Charles und alle anderen boten ihr die Hand, wir verabschiedeten uns mit allgemeinem Händeschütteln.
    »Wir werden nichts ohne die Einwilligung der Regierung unternehmen«, versicherte Winkleman, als er uns zurück zum Eingang und durch den Gang begleitete.
    »Nein«, sagte Ti Sandra. »Das werden Sie ganz sicher nicht tun.«
    Ti Sandra rief mich in ihre Räume, die Kanzlersuite, und bot mir eine Tasse Spätabend-Tee an. Ihr Gesicht war fahl, als sie mir einschenkte. »Ich hatte einmal einen Traum«, sagte sie. »Ein schöner Mann kam auf mich zu und warf mir einen Eimer mit Gold in den Schoß. Eigentlich hätte ich sehr glücklich sein müssen.«
    »Und das warst du nicht?«
    »Ich hatte schreckliche Angst. Ich wollte diese Verantwortung nicht. Ich sagte ihm, er solle das Gold zurücknehmen.« Sie richtete sich auf und sah sich im Zimmer um. Vor Jahren hatte hier die Rektorin Connor die Relegation der Studenten angeordnet und damit unseren Protest ausgelöst.
    »Du kennst Charles Franklin näher?«, fragte sie.
    »Wir hatten für kurze Zeit ein Liebesverhältnis«, antwortete ich.
    Ti Sandra nickte in Anerkennung meiner Offenheit. »Ich hatte vor Paul vier Geliebte. Keiner von ihnen war besonders vielversprechend. An Charles Franklin muss einiges dran gewesen sein.«
    »Er war furchtbar nett und sehr verliebt.«
    »Aber du hast ihn nicht geliebt?«
    »Doch, ich glaube schon. Aber ich war völlig durcheinander.«
    »Und wenn du ihn geheiratet hättest?«
    »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    »Ach ja?« Ti Sandra ließ sich neben mir auf der Couch nieder. Eine Weile tranken wir schweigend unseren Tee. »Bitte sag mir, dass diese Wissenschaftler nur einen schlechten Scherz gemacht haben.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Frau Vizepräsidentin«, sagte sie, »das Leben wird beschissen werden.«
    »Kein Zuckerschlecken«, bestätigte ich.
    » Beschissen !«, wiederholte sie vehement. »Wir sind bloß Kinder, Casseia. Wir können mit so viel Macht gar nicht umgehen.«
    »Du meinst, die Menschen sind dazu noch nicht fähig?«
    Sie schnaubte wütend. »Ich spreche nicht von der Menschheit im allgemeinen. Ich spreche von uns – den einfachen Marsianern. Ich habe schreckliche Angst vor dem, was die Erde tun könnte, wenn sie es erfährt, und was wir unsererseits tun könnten …«
    »Wenn sie …«
    »Ja«, sagte sie, ehe ich den Satz beenden konnte.
    »Wir sollten auch die gute Seite daran sehen«, bemerkte ich.
    Das tat sie mit einer Handbewegung und einem Achselzucken ab. »Und Charles Franklin hat dir in all den Jahren überhaupt nichts erzählt? Du hast ihm doch geschrieben und ihm Fragen gestellt, oder nicht?«
    »Nur einmal«, sagte ich. »Auf Drängen meines Onkels. Charles hat geantwortet, er arbeite an einer sehr wichtigen Sache, sie werde uns … eine Menge politischer Probleme einbringen. Er drückte es etwa so aus: Die Lage werde keineswegs leichter werden. Ich hielt das damals für übertrieben.«
    »Sollten wir uns mal privat mit Charles Franklin oder Stephen Leander unterhalten?«
    »Ich glaube, Charles ist der Kopf.«
    »Ist er weise, Casseia?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Als wir jung waren, wohl nicht

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