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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der Schublade. Und es gab nichts, was wir tun konnten.
    Die Olympier richteten in Melas Dorsa ein kleines, weit abgelegenes Labor ein und nutzten dazu ihr eigenes Geld und ein Stück Land, das ihnen die BG Klein überlassen hatte. Melas Dorsa ist ein mit bescheidenen Kratern und niedrigen Dünen durchzogenes Gebiet, im Süden durch flache Canyons begrenzt. Es gab dort nur wenige Wasserquellen und Bodenschätze. Selbst nach marsianischen Maßstäben war es eine Wüste.
    Ich flog allein dorthin, um mir die Demonstration anzuschauen. Ti Sandra war auf einer Krisensitzung in Elysium und warb dort bei plötzlich unruhigen Delegierten und einem Bezirksgouverneur mit wenig Kompetenz und noch weniger Hirn um Unterstützung für die neue Regierung. Sie vertraute darauf, dass ich ihr Auge und Ohr sein würde. Aber ich spürte auch, dass sie Angst vor dem hatte, was sie uns zeigen würden, vor der Größe dieses unerwarteten, unerwünschten Geschenks. Ich war keineswegs tapferer als Ti Sandra, aber vielleicht war meine Vorstellungskraft nicht so entwickelt wie ihre.
    Charles und Stephen Leander begleiteten mich auf dem Shuttleflug von der Mars-Universität Sinai. Das Flugzeug trug die Kennzeichen der Regierung – die Bundesfahne und die Buchstaben ›BRM 1‹ – und zeigte damit, dass VIPs an Bord waren. Im Labor von Melas Dorsa wollten wir uns mit zwei neutralen Wissenschaftlern von Yamaguchi und Erzul treffen, die getrennt von uns aus Rubicon City anreisen würden.
    Durch Melas Dorsa fuhren keine Züge, und im Umkreis von vierhundert Kilometern rund um das Labor gab es auch keine Bahnhöfe. Charles warnte mich, es sei nicht gerade komfortabel.
    Ich sah ihn vorwurfsvoll an. »Luxus bedeutet mir nicht viel, schon gar nicht unter diesen Umständen.« Leander spürte die gespannte Atmosphäre und sah betont gleichgültig auf die Landschaft, die viele Dutzend Meter unter uns vorbeizog. Das Shuttle flog über eine niedrige Hügelkette und stieg dann höher, um eine weitläufige Kette von Windhosen unter sich zu lassen.
    Charles kniff die Augen zusammen, mein Ton hatte ihn überrascht. Er griff nach seinem Kom. »Wir müssen noch viel nachholen.«
    »Ich habe eure Berichte gelesen«, sagte ich. »Das meiste geht weit über meinen Horizont.«
    Charles nickte. »Die Grundideen sind allerdings recht einfach.«
    Er presste die Lippen aufeinander und zog eine Augenbraue hoch. »Bist du bereit, einige Dinge auf Treu und Glauben zu akzeptieren?«
    »Das werde ich wohl müssen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann bin ich dazu wohl auch bereit.«
    »Du bist wütend.«
    »Nicht speziell auf dich.«
    Leander schnallte sich los und stand auf. »Ich geh nach vorn, da ist die Aussicht besser«, sagte er. Wir beachteten ihn nicht. Er zuckte die Achseln und nahm außer Hörweite Platz.
    »Das habe ich auch nicht gemeint. Du bist wütend, dass wir euch so viel Verantwortung aufhalsen.«
    »Ja.«
    »Ich wünschte, wir hätten es vermeiden können.«
    »Charles, du wolltest das Universum verändern.«
    »Ich wollte es begreifen. Also gut. Ich wollte es auch verändern. Aber die Verantwortung dafür wollte ich ganz bestimmt nicht dir aufladen.«
    »Besten Dank auch.«
    Charles machte einen Rückzieher und wandte den Blick ab. Er war verletzt und ärgerlich. Das Kom lag auf seinem Schoß. »Bitte, Casseia, sei doch fair!«
    »Du weißt«, sagte ich mit allem anderem als Fairness im Kopf, »dass ihr es wart, die unseren ersten Vorstoß auf der Erde vermasselt haben. Ihr Olympier. Ihr habt alle so fürchterlich nervös gemacht … Ihr habt uns so sehr unter Druck gesetzt. Und wir wussten nicht einmal, was ihr vorhattet.«
    »Vorhattet?« Er kicherte. »Wir wussten es ja selbst nicht. Offenbar waren gewissen Menschen auf der Erde die Konsequenzen klarer als uns selbst.«
    »Kann sein«, räumte ich ein. »Habt ihr denn geglaubt, ihr könntet dies alles in einem Vakuum tun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vakuum?«
    »Ethik, Charles.«
    »Ach so … Ethik.« Er wurde rot. »Casseia, jetzt bist du wirklich ungerecht.«
    »Von wegen ungerecht. Weißt du, welche Folgen das hier für uns haben wird?«
    »Welche Wahl hatte ich denn? Vor der Erkenntnis die Augen verschließen? Casseia, ich hab versucht, so moralisch und gradlinig zu handeln, wie ich konnte. Unsere ganze Gruppe hat sich an sehr hohen Maßstäben orientiert.«
    »Und deshalb für Cailetet gearbeitet?«
    »Sie sind – waren – schließlich keine Verbrecher. Sobald Achmed Crown Niger dazustieß, haben

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