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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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besonders. Wir waren beide schrecklich naiv.«
    »Mich beunruhigt, dass Cailetet damit zu tun hat«, sagte Ti Sandra. »Ich traue Achmed Crown Niger durchaus zu, dass er mehr weiß, als diese Wissenschaftler behaupten. Und wenn er Bescheid weiß, wird er die Informationen nutzen. Wir haben ihn ins Abseits gedrängt. Er hat auf dem Mars überhaupt nichts erreicht. Er steckt in politischer wie finanzieller Hinsicht in der Klemme.«
    »Wir haben keine Richtlinien zum Schutz von Staatsgeheimnissen«, stellte ich fest. »Wem können wir vertrauen?«
    »Vertrauen. Ich traue nicht einmal mir selbst.« Ti Sandra machte ein bekümmertes Gesicht. »Gott helfe uns allen.«
    In dieser Nacht lag ich neben Ilya und beobachtete ihn im Schlaf. Er schlief fast immer tief und fest, wie ein Kind. Ich stellte mir vor, wie in seinem Kopf Erinnerungen an die Ausgrabungen und Gedanken an die künftige Arbeit in den Sulci herumschwirrten. Ich beneidete ihn so sehr, dass mir Tränen kindischer Frustration in die Augen traten.
    Wir hatten gemeinsam ein Glas Portwein und frischen Käse genossen, beides von Erzul-Familien hergestellt und der neuen Regierung gestiftet. Ilya hatte über die grenzenlosen Vorteile gewitzelt, die man hatte, wenn man derart im Mittelpunkt stand. Ich hatte nicht darauf reagiert, und er hatte mich gefragt, warum ich so schlecht gelaunt sei. »Es läuft doch alles gut«, hatte er gesagt. »Man kann euch gratulieren. Euch allen.«
    Ich versuchte zu lächeln. Vergebliche Liebesmüh.
    »Bist du böse, wenn ich dich ein bisschen ausquetsche?«, fragte er und rückte näher an mich heran.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du hast etwas Schlimmes erfahren. Etwas, über das du mir nichts sagen darfst.«
    »Ich würde es dir ja gern sagen«, fuhr ich ihn heftig an. »Ich hätte einen weisen Rat mehr als nötig.«
    »Besteht irgendeine Gefahr?«
    »Nicht einmal das darf ich dir sagen.«
    Er lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen gegen das Polster. »Ich bin wirklich froh, wenn …«
    »Wenn du deine Frau wiederhast?«, fiel ich ihm mit vorwurfsvollem Blick ins Wort.
    »Nein«, antwortete Ilya gelassen. »Na ja, eigentlich doch.« Er lächelte. »Eine Fangfrage. Ich hab dich ja noch gar nicht verloren.«
    »Stimmt«, sagte ich keineswegs besänftigt. »Aber ich kann keine Ausgrabungen mehr mitmachen. Wir haben wenig Zeit für einander. Ich wäre gern immer mit dir zusammen. Ich hab die Konferenzen und Essen und politischen Reden reichlich satt. Und auch, dass sie mich die Geburtshelferin des Neuen Mars nennen.«
    Ilya weigerte sich zu kontern. Das brachte mich noch mehr in Rage. Ich sprang aus dem Bett, tigerte an der kurzen Wand des Hotelzimmers hin und her, hob die Fäuste zur Decke und schrie: »Herrgott noch mal! Ich will das alles nicht! Ich kann’s nicht brauchen !« Ich wandte mich wieder Ilya zu und krümmte die Finger so, dass sie wie Hexenkrallen aussahen. »Wir hatten doch alles im Griff! Wir hatten unsere Unabhängigkeit! Diese Sache macht alles kaputt!«
    Ilya sah mir hilflos zu. »Ich wünschte …«
    »Aber das kannst du nicht!«
    Der einseitige Tobsuchtsanfall legte sich, ich kauerte mich an der Wand auf den Boden, zog die Knie an und starrte mit leerem Blick zum Bett. Ilya kniete sich neben mich und legte mir die Hand auf die Schulter. Danach wollte ich, wie um Abbitte zu leisten, unbedingt mit ihm schlafen und zwang ihn fast dazu. Aber es war kein echtes Bedürfnis, und wir hatten wohl beide nicht viel davon. Später hielt ich ihn weiter umschlungen, und wir sprachen darüber, was wir tun würden, wenn meine Amtszeit als Mitglied der Interimsregierung vorbei war.
    Ich sagte, ich wolle als Dozentin an einer unabhängigen Hochschule arbeiten. Und er versicherte mir, dass es dort auch in Zukunft Berufungen geben werde. Ich müsse nur mein Interesse anmelden. »Geburtshelferin des Neuen Mars«, sagte er sanft. »Das passt wirklich. Geh nicht so hart mit dir selbst um.«
    Ich hatte zugesehen, wie er einschlief, und hatte an die Zeit gedacht, wenn wir Kinder haben würden. Und mich gefragt, ob diese Zeit je kommen würde.
    Es war leicht vorstellbar, wohin so viel Macht führen konnte. Bilder von Achmed Crown Niger und Freechild Dauble, törichten Führern, drängten sich mir auf. Erinnerungen an die mächtige, vereinte Erde. Was würden sie empfinden, wenn sie wüssten, dass der junge, naive, gefährliche Mars solche Macht besaß?
    Vielleicht wussten sie es schon und hatten ihre Pläne fix und fertig in

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