Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
produziert.«
    »Das dürfte genügen«, sagte Zenger. »Offensichtlich sind Neutronen und Wärme entstanden.«
    Charles ließ Leander das Experiment abbrechen. Leander berührte das Steuerpult, der rote Würfel und die Graphik verschwanden.
    »Wir haben darüber nachgedacht, wie wir die Wirkung noch steigern könnten«, sagte Charles. »Wir können die Hälfte der Moleküle im Zylinder in Antimaterie konvertieren und dafür sorgen, dass sie eine Form annimmt, die sich mit normalem Wasserstoff verzahnt. Der Druck des Doppelplasmas stößt fliehende Moleküle und Teilchen in eine für weitere Interaktionen optimale Anordnung hinein. Mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit wäre es destruktiv. Der Zylinder würde verdampfen, darüber hinaus auch Teile der Anlage und der Kuppel.«
    Zenger nickte. »So weit wir es beurteilen können, haben Sie anscheinend etwas Interessantes veranstaltet.«
    »Wir lassen einen Roboter den Zylinder holen und hinten ins Labor bringen. Sie können ihn aus der Entfernung untersuchen«, bot Charles an.
    »Ich nehme an, wir dürfen ihn nicht mitnehmen?«, fragte Zenger.
    Alle Köpfe wandten sich mir zu. »Er sollte hierbleiben«, entschied ich.
    »Wirklich sehr aufregend«, bemerkte Zenger ohne großen Enthusiasmus.
    Ein Arbeitsroboter brachte den Zylinder in einer Isolierbox hinten ins Labor. Während Zenger und Casares ihn genau betrachteten und leise miteinander tuschelten, nahm Charles mir gegenüber in der Essnische Platz. Ich stocherte mit der Gabel in einem Teller mit phantasielosem Nano-Fraß herum.
    »Ein bisschen enttäuscht?«, erkundigte er sich.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte ich und sah auf. Ich bemühte mich, möglichst viel Gelassenheit und Würde in meinen Blick zu legen. »Ich habe ja nicht gleich die Heilige Dreieinigkeit erwartet.«
    Er lächelte kurz. »Du hast dich also auch mit Geschichte befasst. Macht es dir etwas aus, wenn ich dir beim Essen Gesellschaft leiste?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er kam mit seinem eigenem Teller zurück. Ich war fast schon mit dem Essen fertig, aber er wollte offenbar mit mir reden.
    »Ärgerst du dich immer noch über das, was wir angestellt haben?«
    »Ich hab mich nie darüber geärgert «, entgegnete ich.
    »Nein«, sagte er in einem Tonfall, der halb Feststellung und halb Frage war. »Nur wird es jetzt noch schwieriger werden.«
    »Das hast du schon vor Jahren gesagt.«
    »Und, hab ich recht gehabt?«
    »Du hast recht gehabt.«
    Er kostete von dem Brei, verzog das Gesicht und ließ die Gabel auf den Teller fallen. »Nicht gerade erste Sahne. Entspricht der Tradition. Die Wissenschaftler auf dem Mars müssen faden Nano-Fraß zu sich nehmen. Hat was mit ihrer Kreativität zu tun. Erinnerst du dich noch an den schrecklichen Wein in Très Haut Médoc? – Es tut mir immer noch leid.«
    »Um den Wein?«
    »Nicht nur um den Wein.«
    Ich wandte den Kopf ab, da ich das Thema umgehen wollte, und zog mein Kom heraus. »Habt ihr noch weitere Demonstrationen in petto? Diese …«
    »… wird auf Politiker keinen Eindruck machen, ich weiß. Wir könnten Olympus Mons verdampfen, falls du das möchtest.«
    Einen Augenblick wusste ich nicht, ob es Spaß oder Ernst war. »Das wäre eine wahrhaft … reife Leistung«, sagte ich.
    Charles lachte und spielte mit seinem Teller herum, stieß ihn mit dem Finger an. »Wir können noch viel mehr. Wie Stephen auf dem Weg hierher gesagt hat, könnten wir einen superleistungsfähigen Antimaterie-Hochbeschleunigungsantrieb entwickeln. Besser als alles, was die Erde machen kann. Wir könnten ihn in einen Standardkreuzer des Sonnensystems einbauen und wie die Hornissen herumsausen. Eine interplanetarische Tour in Monaten statt Jahrzehnten schaffen. Mit einer voll ausgerüsteten technischen Anlage könnten wir den Antrieb in sechzig oder siebzig Tagen bauen.«
    »Ein solches Schiff wäre sehr hell und im ganzen Sonnensystem sichtbar«, wandte ich ein. »Wie wär’s mit etwas, das die Erde nicht beunruhigt?«
    Charles stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Klar«, sagte er. »Stephen und ich haben eine ganze Reihe von Demonstrationen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad geplant. Wir sind auf Yahoos {13} spezialisiert. Bring sie uns nur alle.«
    Angesichts der Gewichtigkeit unseres Problems war er mir eine Spur zu flapsig, aber ich hatte es satt, ihm ständig eine aufs Dach zu geben. »Ich bin in Physik immer noch nicht sonderlich bewandert«, sagte ich.
    »Das solltest du aber«, erwiderte er vorwurfsvoll.

Weitere Kostenlose Bücher