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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Ich selbst benutze zwar keine Erweiterung, aber ich kann dir eine gute empfehlen. Auf dem Mars hergestellt.«
    »Nein danke, im Moment nicht.« Ich vergewisserte mich, dass die anderen immer noch außer Hörweite waren. »Allerdings bin ich neugierig. Wie habt ihr dies alles bewerkstelligt?«
    Mit dem strahlenden und eifrigen Gesicht eines Kindes lehnte sich Charles vor und legte die Hände auf den Tisch. »Ich habe mich schon immer mit blöden Problemen herumgeschlagen – den wirklich großen Problemen. Es ist blöde, sich damit herumzuschlagen, weil viele davon auf die Sprache zurückzuführen sind, in der sie formuliert werden. Und das ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel.
    Aber ein Problem schien wirklich groß und interessant zu sein – und ein grundsätzliches. Die Mathematik ist eine mächtige Sache. Wir können Gleichungen aufstellen und sie als Mittel dazu benutzen, die Natur zu beschreiben. Wir können sie dazu benutzen vorherzusagen, was passieren wird. Was verleiht der Mathematik solche Macht? Ich brauchte Jahre, um zu einem Ergebnis zu kommen. Und als ich es hatte, erzählte ich keinem Menschen davon – weil meine Schlussfolgerung so einfach war, weil ich zu jung war und weil es keine Möglichkeit des Beweises gab.
    Also wartete ich ab. Ich befasste mich mit dem Eisloch, mit allem, was ich über William Pierce, seine Arbeit und die todbringende Entdeckung finden konnte. Ich erkannte, dass meine einfache Lösung in seine Theorien hineinpasste und sie sogar erklärte und ergänzte. Ich schloss mich anderen Leuten an, die offenbar auf einer Wellenlänge mit mir waren, arbeitete mit ihnen zusammen und stachelte sie an … Meine Ideen wurden überprüfbar.
    Die Mathematik besteht aus einem System von Regeln und Gesetzen. Auch das Universum scheint nach einem System von Regeln und Gesetzen zu arbeiten – nicht ganz so präzise, aber schließlich sind Messungen in der Natur nie ganz präzise. Das hätte an sich schon jedermann einen Hinweis geben können. Die Regeln verleihen der Mathematik den Charakter einer Rechenmaschine. Wir können Computer konstruieren und dazu mathematische Konzepte und Regeln verwenden, weil die Mathematik ein Rechensystem ist. Der Computer funktioniert nicht viel anders als die Mathematik selbst – er ist Mathematik. In ihm ist sie offen sichtbar geworden, in ihm hat sie sich in materieller Gestalt manifestiert. Und die Mathematik ist deshalb so nützlich, wenn wir die Natur beschreiben und Vorhersagen treffen wollen, weil auch die Natur selbst ein System von Regeln verwendet. Die Natur verhält sich so, als sei sie ein mathematisches System.
    Wenn wir Mathematik im Kopf betreiben – kopfrechnen –, speichern wir die Ergebnisse – und die Regeln selbst – in unserem Kopf oder auch auf Papier oder sonstigen Medien ab. Unser Gehirn wird zum Computer.
    Das Universum speichert die Ergebnisse seiner Operationen in Form von Natur. Ich verwechsle Natur nicht mit Realität. Auf einer grundsätzlichen Ebene ist die Realität der Satz von Regeln, deren Interaktionsergebnisse Natur sind. Das Problem, die Quantenmechanik mit Phänomenen größeren Maßstabs in Einklang zu bringen, besteht teilweise darin, dass man Ergebnisse irrtümlich für Regeln hält. Das ist eine in unserem Hirn verankerte Gewohnheit, die dem Überleben dient – aber nicht der Physik.
    Die Resultate ändern sich, wenn sich die Regeln ändern. Unser Universum hat sich vor Äonen aus einem Chaos möglicher Regeln entwickelt … Im ursprünglichen Fundament oder Ursprungsgrund sprudelte es nur so vor Möglichkeiten. Bestimmte Regelgruppen verschwanden im Chaos, weil sie nicht konsistent waren. Sie konnten mit strengeren, sinnvolleren Regelgruppen nicht konkurrieren und haben nicht überlebt. ›Überleben‹ meine ich hier nicht in zeitlichem Sinn. Sie wurden in einer Ewigkeit, in der die Zeit nicht existierte, einfach eliminiert und negiert. Aber bestimmte Regelgruppen gelangten tatsächlich zur Existenz. Regeln, die sich nicht unmittelbar widersprachen, die als selbständige Rechenmatrix operieren konnten.
    Die Regelgruppen, die starke Widersprüche enthielten und keine langlebigen Ergebnisse hervorbringen konnten, wurden einfach nicht ›gespeichert‹. Sie verschwanden. Diejenigen, deren Ergebnisse miteinander interagieren konnten und einander nicht widersprachen, überlebten, zumindest zeitweise.
    Das Universum, das wir sehen, nutzt eine entwickelte, selbst-konsistente Gruppe von Regeln. Und die Regeln der

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