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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sich.
    »Deine Erweiterung verrät dir mehr, als du bewusst ausdrücken kannst, nehme ich an«, fuhr Charles fort. »Andere Leute mit Erweiterungen haben dasselbe Problem. Es ist ein Konstruktionsfehler, glaube ich. Vielleicht können sie das bald beheben.«
    »Bitte«, sagte ich.
    »Wir können in ein Teilchen eingreifen und auf den für seine Position in der Raumzeit zuständigen Deskriptor einwirken. Wir können den Deskriptor verändern und das Teilchen bewegen.«
    »Wohin bewegen?«
    »Wohin wir wollen. Es gibt da allerdings ein Problem. Wir haben real noch nichts bewegt. Tatsache ist, dass …« Er senkte den Blick auf den Tisch. »Wir können nichts Kleines bewegen. Wir verstehen noch nicht warum, aber das Bell-Kontinuum verbindet viele Positions-Deskriptoren miteinander. Es hat etwas mit den Maßstäben zu tun, mit den Gesetzen, die für den Erhalt der Energie sorgen. Wir können sie nicht voneinander trennen, deshalb können wir bei kleineren Objekten die Positions-Deskriptoren auch nicht individuell oder in kleineren Gruppen erfassen.« Charles befeuchtete die Lippen und sah mich direkt an. »Aber wir wissen, wie man größere Gruppen von Deskriptoren gleichzeitig umwandeln kann. Im Moment können wir unsere Theorie noch nicht dazu benutzen, beispielsweise diese Schale mit Reis zu bewegen«, sagte er und schob die vor ihm stehende Schale mit der Fingerspitze ein paar Zentimeter weiter, »aber die meisten von uns hier glauben, dass wir ein großes Objekt, wenn wir wollen, wirklich bewegen können.«
    »Ein Objekt welcher Größe?«, fragte ich.
    »Die Parameter werden von Umfang und Dichte bestimmt. Das kleinste Objekt, das wir in Bewegung versetzen könnten, müsste eine einheitliche Dichte und einen Durchmesser von zwanzig Kilometern haben.«
    »Wir sind so weit, dass wir ein Experiment durchführen könnten«, meldete sich Leander. Die Atmosphäre im Zimmer hatte sich mit einer merkwürdigen Art von Erregung aufgeladen. »Phobos ist in etwa das kleinste Objekt vor Ort, das wir bewegen könnten. Seine Hauptachse misst achtundzwanzig Kilometer und seine Dichte zwei Gramm pro Kubikzentimeter. Wir schlagen einen Ausflug auf Phobos vor.«
    Es verschlug mir die Sprache. Charles neigte den Kopf zur Seite und zog eine Augenbraue hoch, als wolle er mir als Souffleur zu Hilfe kommen. »Wohin?«, fragte ich.
    »Konkret gesagt nach Triton {16} «, antwortete Charles. »Um Neptun herum. Niemand beansprucht Triton. Triton ist groß genug …«
    »Warum Triton?«
    Charles deutete nach oben. »Wegen der flüchtigen Substanzen. Wegen der Atmosphäre. Wir könnten Triton bewegen und ausbeuten, so dass der Mars Jahrmillionen lang versorgt wird.«
    »Wir könnten Triton in einen Orbit um den Mars bringen«, sagte Maspero-Gambacorta, »Eis von ihm abschaben und die Flocken in die Marsatmosphäre treiben lassen. Mit der Zeit würde sich die Atmosphäre verdichten …«
    Leander unterbrach ihn. »Oder wir könnten ihn als Versuchsobjekt nutzen und erkunden.«
    »Warum nicht beides?«, fragte Royce und sah seinen Kollegen mit einem Ausdruck kindlicher Erwartung an.
    »Sie haben alle schon viel darüber nachgedacht«, bemerkte ich. »Warum haben Sie uns nicht früher informiert?«
    Royce sprach als erster. »Wir haben ja eigentlich noch gar kein Experiment durchgeführt. Bis wir Gewissheit haben, dass wir etwas bewegen können, ist es schwer zu vermitteln. Das verstehen Sie doch sicher.«
    Ich nickte bedächtig, noch verwirrter als zuvor. »Dann gibt es also wirklich nicht so etwas wie Entfernung, Raum und Zeit.«
    Danny Pincher lachte plötzlich. »Ich habe mich mit dem Zeit-Tweak befasst«, sagte er. »Rein theoretisch natürlich. Die Deskriptoren sind fest aneinander gebunden, sie korrespondieren, wie wir sagen. Sie sorgen dafür, dass die Hülle der Kausalität an Ort und Stelle bleibt. Das ganze System deskriptorischer Logik ist erstaunlich klassisch. Aber die totale Buchhaltung führt zu enormen Komplikationen, wenn man nur die makroskopische Natur beobachtet. Erst im Bereich der Deskriptoren wird das Ganze wirklich einfacher.«
    »Letztendlich«, bemerkte Charles, »werden wir es vielleicht schaffen, unser Wissen über das Universum in eine einzige kurze Gleichung zu packen.«
    »Und damit die Physik vollenden«, ergänzte Leander und nickte, als sei das schon eine ausgemachte Tatsache.
    »Aber wenn ihr einen Mond bewegen wollt – woher nehmt ihr die Energie?«, fragte ich. Selbst mit meiner Erweiterung konnte ich aus den

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