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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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etwas war nur erlaubt, wenn der Notstand erklärt war, und das war nicht der Fall. Ich hatte Ti Sandra von der Notwendigkeit einer solchen Kasse überzeugt. Aus diesem Budget stammten die Gelder für den Bau eines großen Labors in Melas Dorsa und für die Entwicklung größerer Versionen der Antriebe, die zur Umwandlung von Materie in Antimaterie nötig waren. Mit den Geldern wollten wir außerdem die Umwandlung eines kleinen maroden Raumfrachters der D-Klasse finanzieren. Die Regierung hatte den Frachter beschlagnahmt, da er die Gebühren für die Nutzung der Umlaufbahn nicht bezahlt hatte.
    Der Frachter wurde zum Lieblingsprojekt der Olympier. Sie tauften ihn auf den Namen Mercury um. Schließlich hing der Frachter ja vom Bell-Kontinuum ab und würde als Götterbote Merkur die den Göttern vorbehaltenen Bahnen bereisen.
    Als ich mich mit Ti Sandra vier Wochen vor der Wahl traf und wir unsere Abschlusskampagne begannen, fragte sie nach der Mercury. Wir flogen mit einem Dienst-Shuttle von Syria nach Icaria, um im Rahmen eines Verbindungsfestes ehemaliger BGs an einer Wahlkampfveranstaltung teilzunehmen.
    »Deine Freunde haben jetzt ein Spielzeug«, sagte sie, nachdem wir es uns in den Sitzen bequem gemacht hatten und uns vom Service-Roboter Tee hatten bringen lassen.
    »Stimmt«, erwiderte ich. »Die Mercury wird bald zum Probelauf starten.«
    »Und du verstehst, wie das Spielzeug funktioniert.« Ti Sandra hatte im letzten Monat abgenommen, und ihr Gesicht wirkte nicht mehr so heiter wie früher. Beim Reden sah sie mich kaum an.
    »Besser als früher«, antwortete ich.
    »Bist du mit den Vorkehrungen einverstanden?«, fragte sie. »Ich habe wirklich keine Zeit gehabt, mich selbst darum zu kümmern … Ich verlasse mich in dieser Sache ganz auf dich.«
    »Es läuft gut.«
    »Und die Sicherheitsvorkehrungen?«
    »So weit ich es beurteilen kann, sind sie angemessen.«
    Ti Sandra nickte. »Als du mir die neuen Informationen zugeleitet hast … hätte ich meine Kandidatur am liebsten zurückgezogen.«
    »Ich auch«, sagte ich. »Ich meine, ich hatte dasselbe Gefühl.«
    »Aber du hast es nicht getan.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das Schlimme ist, dass ich gar nichts davon glaube. Nicht echt daran glaube. Und du?«
    Ich dachte einen Augenblick lang nach, weil ich völlig ehrlich antworten wollte. »Doch, ich glaube es.«
    »Dann verstehst du also, was sie tun.«
    »Größtenteils.«
    »In dieser Hinsicht beneide ich dich. Aber ich werde mir keine Erweiterung besorgen, es sei denn, du möchtest es … Findest du, ich sollte es tun?«
    Da ich Ti Sandra kannte, war mir klar, dass eine Erweiterung sie unendlich nerven würde. Sie handelte weniger aufgrund klar definierter Überlegungen als aus Instinkt. »Das ist nicht nötig«, antwortete ich.
    »Ich verlass mich auf dich«, warnte sie. »Du bist meine Krücke. Und wenn es Schwierigkeiten geben sollte, auch mein Schutz und mein Schirm.«
    »Alles klar.«
    Sie blickte aus dem Fenster. Zum ersten Mal während dieser Reise entspannte sich ihr Gesicht. Sie seufzte tief auf. »Mein Gott, Casseia … Wir könnten den Mars in einen Garten Eden verwandeln. Wir könnten alles tun, was wir wollen, um das Leben zu verbessern, und nicht nur das Leben der Marsianer. Wir könnten alle zu Göttern werden.«
    »Wir stecken immer noch in den Kinderschuhen.«
    »Das ist ein solches Klischee«, entgegnete sie. »Wir werden immer wie Kinder sein. Dort draußen muss es Zivilisationen geben, die so viel älter, so viel fortgeschrittener sind … Die kennen sich mit solchen Dingen aus. Die könnten uns beibringen, wie man weise damit umgeht.«
    Ich schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Du glaubst nicht, dass es solche Zivilisationen gibt?«
    »Es ist ein schöner Glaube«, antwortete ich. Vor einigen Wochen hätte ich ihr vielleicht noch zugestimmt.
    »Warum Glaube?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zehntausende von Zivilisationen wissen, was wir jetzt wissen«, erwiderte ich. »Sonst würde die Galaxis wie eine vielbefahrene Fernstraße aussehen. Was werden wir in hundert Jahren machen? Planeten bewegen? Sterne versetzen?«
    Ti Sandra dachte einen Augenblick lang nach. »Du glaubst also, dass wir wirklich allein sind.«
    »Das kommt mir recht wahrscheinlich vor.«
    »Das kann einem noch mehr Angst einjagen. Aber es bedeutet auch, dass wir uns selbst nicht als Kinder betrachten können. Wir sind die Besten und die Klügsten.«
    »Die einzigen«, sagte ich.
    Sie lächelte und schüttelte den

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