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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dem auch nur die geringste Beachtung.
    Sean Dickinson hatte sich seit jenen Tagen in der Grabenkuppel dem Aussehen nach nur wenig verändert. Er stand sehr aufrecht mit lockeren Knien und auf dem Rücken verschränkten Händen da, in militärisch-abwartender Haltung. Seine Kinnmuskeln arbeiteten, er sah mich unverwandt an und blinzelte nur einmal während der langen Sekunden, in denen ich ihn musterte.
    Wir trafen uns in dem halbfertigen Saal der Gouverneure. Über unseren Köpfen befanden sich Gerüste und Bauschutt, die Luft roch intensiv nach arbeitendem Nano. So lange die Nährbottiche durchhielten, würde der Regierungssitz sich auch weiterhin selbst erbauen. Dickinson stand vor dem handgefertigten rosa Marmorpodium, von dem aus Henry Smith – vorausgesetzt, er wurde gewählt – das Haus der Gouverneure mit Hammerschlag zur Ordnung rufen würde.
    »Man hat mich als Präsidentin der Bundesrepublik Mars vereidigt«, begann ich. »Ich nehme an, Sie vertreten Cailetet.«
    »Ich erkenne Sie wieder«, sagte Dickinson mit schneidigem, aber gedämpftem Ton. »Casseia Majumdar. Erinnern Sie sich an uns?«
    Seine Lippen zuckten, als wolle er lächeln. Statt dessen drehte er sich um und warf Gretyl Laughton einen lässigen Blick zu. Sie stand vor ihren Adjutanten, vier Männern und Frauen aus Cailetet. Sie schienen sich unbehaglich zu fühlen. Offenbar war ihnen klar, dass man sie womöglich des Hochverrats anklagen würde, auch wenn sie zu einer nicht beigetretenen BG gehörten. Gretyl war schlanker geworden, schmal wie ein Windhund oder Whippet {17} . Sie trug bewusst langweilige Sachen, ihr Haar war grau geworden, auf Äußerlichkeiten schien sie keinen Wert zu legen.
    »Ich erinnere mich«, antwortete ich.
    »Wir haben vor gar nicht allzu langer Zeit einige mutige Dinge miteinander vollbracht. Sie haben früher einmal behauptet, Sie könnten die Zentralisten nicht ausstehen.«
    »Und jetzt bin ich selbst eine.«
    »Noch schlimmer. Sie sind der Staat. «
    Keinem von uns lag etwas daran, die eisige, unfreundliche Förmlichkeit zu durchbrechen. »Wo sind Ihre Unterlagen? Ich werde erst dann mit Ihnen reden, wenn ich davon überzeugt bin, dass Sie die Vollmachten, die Sie angeblich haben, auch wirklich besitzen.«
    »Wir haben die entsprechenden Dokumente dabei«, sagte Dickinson. »Wir repräsentieren Gruppierungen der Erde, die inzwischen einen Großteil des Mars kontrollieren. Diese Gruppierungen wollen ihre Identität nicht preisgeben, aber sie haben uns verschlüsselte Identifikationen zur Bestätigung mitgegeben. Unsere Dokumente wurden manuell überprüft, da Ihre Sicherheitsdenker und andere Apparate nicht funktionieren.«
    »Stimmt das?«, fragte ich Lieh Walker, die neben Henry Smith stand. Tarekh Firkazzie war in den Saal gekommen und hatte sich unauffällig auf einem Sitz der Zuschauertribüne niedergelassen.
    »Ihre Codes stimmen mit Codes von der Erde überein, die allen Regierungen im Dreierbund übermittelt wurden«, bestätigte Lieh.
    »Wie unglaublich feige«, sagte ich. »Haben die Angst vor ihren eigenen Volksabstimmungen? Das ist wirklich ungeheuerlich, ein gesetzeswidriger Akt!«
    Dickinson lächelte. »Können wir endlich zu ernsthaften Dingen übergehen?«, fragte er.
    Ich starrte ihn an. In diesem Augenblick konnte ich nichts anderes tun, wenn ich nicht hinlangen und ihm eine Ohrfeige versetzen wollte.
    Wir wählten einen Tisch im Anhörungsbereich und nahmen Platz.
    »Ich habe die Vollmacht, Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.«
    Ich gab Lieh einen Wink. Die Aufzeichnungsgeräte des Saales wurden eingeschaltet. »Der Mars ist ohne jeden Grund angegriffen worden«, sagte ich. »Arbeitet Cailetet mit den Aggressoren zusammen?«
    Sean lehnte sich leicht vor. »Die Republik, der Staat, den sich der Mars nach eigenem Willen gegeben hat, entwickelt sehr gefährliche Waffen. Angesichts der politischen Situation im Dreierbund, die seit fast sechzig Jahren absolut friedlich ist, erscheint das unangemessen und verdammt dumm.«
    »Es werden keine Waffen entwickelt«, entgegnete ich.
    »Man hat mir mitgeteilt, dass diese Waffen vernichtender sein können als alle, die jemals hergestellt wurden.«
    Ich sah keinen Grund, diesen Punkt weiter zu erörtern. »Machen Sie Ihre Vorschläge, damit wir’s hinter uns bringen.«
    »Die an dieser vorbeugenden Aktion beteiligten Gruppierungen werden alle Behinderungen der Kommunikation auf dem Mars beseitigen, wenn die Leute auf dieser Liste …« – er schob sein Kom

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