Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
beschönigen? Ich halte Sie nicht für dumm. Wir haben eine Stunde. Soweit ich weiß, wird die Erde die Schlinge zuziehen, falls sie bis dahin keine Antwort hat.«
    Das waren keine Verhandlungen. Es war ein Ultimatum. Man würde die Schlinge um den Mars zusammenziehen, falls ich nicht zu allem ja und amen sagte. Ich fühlte mich benommen, mir war fast schwindelig vor unterdrücktem Zorn. »Haben Sie überhaupt ein menschliches Herz?«, fragte ich Dickinson. »Empfinden Sie irgend etwas bei dem, was Ihr Planet durchmacht?«
    »Ich war nicht derjenige, der diese Situation geschaffen hat«, gab er prompt zurück.
    »Wir sind ehrenhafte Marsianer«, warf Gretyl ein.
    Ich hatte keine Wahl. Es gab keinen Ausweg. Ich musste die Zukunft der Republik, alles, wofür wir gearbeitet hatten, preisgeben. Man würde mich als Verräterin brandmarken. Mit verführerischer Hartnäckigkeit ergriff eine Art Fieberwahn von mir Besitz. Stirb lieber, als dich darauf einzulassen. Ich konnte den Gedanken im Moment nicht weiterverfolgen.
    Lieh hatte ihr Kom seit mehreren Minuten aufmerksam beobachtet. Jetzt stand sie von ihrem Platz auf der Zuschauertribüne auf und kam wie ein zerbrechliches Panzertierchen auf mich zu. Die Augen hatte sie voller Hass auf Dickinson gerichtet. Sie beugte sich hinunter und flüsterte mir ins Ohr: »Frau Präsidentin, wir haben den Kontakt zu den Olympiern hergestellt. Man hat mir gesagt, dass Sie unsere Farm nicht verkaufen sollen. Sie sollen dieses Gespräch abbrechen und mit mir zur Oberfläche kommen. Charles sagt, er müsse einem Mann einen Besuch abstatten. Es gehe um einen Furcht einflößenden Hund.«
    Ich sah sie verdutzt an. Lieh richtete sich wieder auf und zog sich zurück.
    »Ich möchte das mit den Leuten besprechen, die ich hier versammelt habe«, sagte ich zu Dickinson. Er nickte und wirkte leicht gelangweilt. »Sie bekommen Ihre Antwort«, fügte ich hinzu. Ich stand vom Tisch auf und gab Smith und Bly den Wink, mir aus dem Saal zu folgen. In der Garderobe der Gouverneure stieß Firkazzie zu uns. »Was ist los?«, fragte ich Lieh und Firkazzie. Ich war mit den Nerven am Ende, alle Zuversicht war mir vergangen.
    Lieh überließ Firkazzie die Antwort.
    »Wir sollen Sie innerhalb der nächsten zehn Minuten zur Oberfläche bringen. Auf der Spitze des Hauptgebäudes gibt es eine Aussichtsplattform, aber sie ist noch nicht klimatisiert.«
    »Wer hat das angeordnet?«
    »Es war keine Weisung, Frau Präsidentin«, antwortete Firkazzie. »Charles Franklin hat um Ihre Anwesenheit gebeten und betont, es sei sehr wichtig.«
    Ich musste lachen, aber unterdrückte es, ehe es sich in ein hysterisches Kreischen verwandeln konnte. »Was, zum Teufel, kann wohl wichtiger sein als die Verhandlungen mit der Erde?«
    »Ich habe die Nachricht nur übermittelt«, erwiderte Lieh steif und sah mir fest in die Augen. Ich fühlte mich angemessen zurechtgewiesen.
    »Also, gehen wir«, sagte ich.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, bemerkte Firkazzie. »Wir müssen Schutzanzüge anlegen und über die Baugerüste klettern.«
    Dandy, Firkazzie und Lieh begleiteten mich. Alle anderen, Senatoren wie Stab, blieben zurück, da wir sie dafür nicht brauchten.
    Wir nahmen einen Fahrstuhl zu den oberen Etagen, die die Marsoberfläche um zwei Stockwerke überragten. Ich war zu benommen und zu verwirrt, um mich um politische Taktik oder Protokoll zu scheren. Mir saß die nackte Bedrohung in den Knochen, die Bedrohung durch Mächte der Erde, die den Mars zerstören wollten, die Bedrohung durch im Sand verborgene Armeen. Mich ließ der Gedanke nicht los, dass die Verseuchung mit Viren und die Isolation vielleicht schon Leben gekostet hatten und bald enden mussten, wenn nicht … Dickinson hatte mir ein nicht annehmbares Ultimatum unterbreitet – und mir blieb nichts anderes übrig, als mich darauf einzulassen. Was konnte da schon jemand sagen oder tun, das die Situation verändert hätte?
    Ich stand in einem düsteren, kalten Raum, während Dandy und Lieh Schutzanzüge besorgten, sie überprüften und für sicher befanden. Wir zogen sie an und legten auch die Atemgeräte an. Die Abdichtungen schlossen sich. Mein Schutzanzug passte sich automatisch meinem Körper an.
    Lieh, Dandy und ein Architekt, dessen Name mir entfallen war, führten mich durch ein kurzes Labyrinth aus Nährbottichen und Containern voller Bauschutt. Jenseits des Sicherheitsgeländers mündete die stille, dunkle Halle in einen kurzen, gewundenen Gang. An dessen Ende

Weitere Kostenlose Bücher