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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vor, und ich drehte es herum, so dass ich den Bildschirm sehen konnte – »… innerhalb von zweiundsiebzig Stunden mir persönlich ausgeliefert werden. Ich werde sie hier in Many Hills in Empfang nehmen und sie dann an einen anderen Ort bringen. Später werden sie zur Erde reisen.«
    Ich sah die Liste durch. Sie umfasste alle Olympier, Zenger, Casares und neunzehn weitere Namen, darunter die der besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Mars.
    »Worauf zielt das ab?«, fragte ich.
    »Auf Frieden«, antwortete Dickinson. »Auf die Rückkehr zur normalen Kommunikation. Auf die Rettung von Leben.«
    »Ohne Heuschrecken?«, fragte ich.
    »Heuschrecken?«
    »Kriegsroboter. Nano-Armeen«, erklärte ich.
    Das schien ihn zu verwirren.
    »Diejenigen, die Ihre Fäden ziehen, erzählen Ihnen offenbar nicht alles. Entweder das – oder Sie stellen sich absichtlich dumm.«
    Dickinson zuckte die Achseln.
    »Was die Erde derzeit dem Mars antut, wird das Gleichgewicht im Dreierbund verändern«, sagte ich mit brechender Stimme. »Niemand wird sich mehr sicher fühlen.«
    »Ich verbitte mir Belehrungen«, entgegnete Dickinson.
    Gretyl trat vor. »Über das empfindliche Gleichgewicht wissen wir besser als Sie Bescheid!«
    »Ja, und was ist aus Ihren jugendlichen Idealen geworden – mein Gott, Sean, Sie arbeiten mit Crown Niger zusammen!« Ich brach ab, aber mein Körper zitterte vor unterdrückter Wut. »Die Republik hat nicht das Recht, Bürger zu kidnappen.«
    »Ich meine«, sagte Dickinson, »es läuft darauf hinaus, dass die Erde zuerst an ihre eigene Sicherheit denkt und den Absichten des Mars nicht traut. Achtundneunzig Prozent der ganzen Menschheit leben nach wie vor auf der Erde. Nach allem, was ich über diese Regierung weiß, würde ich Ihnen auch nicht trauen.«
    »Wir haben der Erde gegenüber nie irgendwelche Feindseligkeiten an den Tag gelegt. Ganz im Gegenteil.«
    »Der Mars hätte sich seine Unschuld bewahren sollen«, sagte Dickinson. »Keinen Weltstaat bilden, sich aus den großen Bündnissen heraushalten, den Frieden und relativen Wohlstand erhalten. Ich habe mein ganzes Leben lang gegen eine solche Entwicklung wie diese gekämpft. Alle Staaten greifen letztendlich zur Gewalt.«
    »Ich nehme an, es gibt noch weitere Bedingungen?«
    Dickinson wandte sich seinem Kom zu. »Rückkehr zur Wirtschaftsstruktur der BGs für mindestens zwanzig Jahre. In allen Forschungszentren des Mars müssen Monitoren der Erde zugelassen werden, außerdem regelmäßige Inspektionen von Erddelegationen in jeder Einrichtung des Mars.«
    Sie hatten uns aufgegeben. Sie wollten uns schwach, eingepfercht von unserer eigenen Vergangenheit, aller neuen Kräfte beraubt. Irgend jemand hatte sich ausgerechnet, dass die technische Entwicklung außer Kontrolle geraten könnte, ehe irgendwelche friedenssichernden Vereinbarungen getroffen waren. »Die Erde als Besatzungsmacht«, stellte ich fest. »Das ist unglaublich. Wie kann irgend jemand annehmen, dass so etwas durchführbar ist?«
    »Das ist nicht mein Problem«, erwiderte Dickinson.
    »Und was haben Sie persönlich davon?«
    »Ein Exil, nehme ich an. Kein Marsianer wird Gretyl und mich hier noch dulden. Zweifellos wären wir in wenigen Monaten tot, wenn wir hierblieben. Wir werden zur Erde gehen.«
    »Und damit sind Sie glücklich?«
    »Für das Ende eines marsianischen Staates bin ich gern bereit, meinen eigenen Tod und den von Gretyl in Kauf zu nehmen. Ich bin meinen Idealen treu geblieben. Ich habe mich nicht verändert, Casseia.«
    »Jede Geschichte hat ihre Verräter«, antwortete ich.
    Dickinson ging mit einer leichten Neigung seines Kopfes und einem Zucken seiner Augenlider darüber hinweg. »Ich brauche eine schnelle Antwort von Ihnen.«
    »Wie schnell?«
    »Innerhalb einer Stunde.«
    »Wir sind nicht beschlussfähig. Wenn Sie den Rest der Regierung zusammenholen könnten …«
    »Bitte keine Verzögerungstaktik. Wir alle sind hier, um eine noch größere Katastrophe abzuwenden. Falls wir scheitern, werden härtere Maßnahmen greifen.«
    »Heuschrecken.«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Als Präsidentin sind Sie nach Ihrer Verfassung autorisiert, Vereinbarungen mit ausländischen Mächten abzuschließen.«
    »Aber nicht dazu, in Kriegszeiten zu kapitulieren.«
    »Dies ist kein Krieg.«
    »Was, um Gottes willen, ist das dann?«
    »Ein schlauer, verheerender Akt der Isolation, dem Mars von einer weit überlegenen Macht aufgezwungen«, antwortete Dickinson. »Warum sollte ich es

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