Heimat Mars: Roman (German Edition)
finden Sie ihn einfach und geben Sie mir dann Bescheid!«
Sie nickte, drückte meinen Arm und verließ die Kabine wieder.
Ti Sandra fuhr auf meinen Knopfdruck hin fort: »… glaube, wir haben nicht genug Zeit, einen allgemeinen Konsens herzustellen. Wahlen sind nicht durchführbar. Die Republik wird immer noch bedroht, vielleicht noch stärker als zuvor. Dieses Sonnensystem ist tödlich. Tödlich für den Mars. Lass es dir von Charles erklären. Alles ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wir haben die Furcht dazu benutzt, die Auswirkungen des Terrors zu bekämpfen. Hör gut zu: Wir sind Lämmer, du und ich. Man kann uns nötigenfalls für das größere Wohl opfern.
Ich meine nicht unsere Leben, Liebes, ich meine unsere Seelen.«
Als das Einfrieren begann, hatten sie alle das Forschungszentrum von Melas Dorsa verlassen. Charles und Stephen Leander waren mit der Mercury weggeflogen. Die anderen hatte man über Land, mit dem Schlepper weggebracht, samt aller Gerätschaften, die man bergen konnte. Die Bilder vom Schauplatz Melas Dorsa bestätigten, wie weise es gewesen war, die Olympier anderswo untertauchen zu lassen. Das, was von den Tunneln noch übrig war, und das Siedlungsfundament selbst waren dermaßen zerstört und durchlöchert, als hätten sich dort Tausende von Termiten oder Maulwürfen hineingegraben.
Heuschrecken. Die Erde hatte bestritten, sie auf dem Mars stationiert zu haben. Also strahlten wir Beweise ihres Einsatzes im ganzen Dreierbund aus, auch das gehörte zur Taktik in diesem Nervenkrieg. Tarekh Firkazzie und Lieh vertraten die Auffassung, wir sollten den Mars für alle Zeiten als ›verwanzt‹ ansehen; alle künftigen Notstandspläne müssten die Existenz versteckter Kriegsroboter berücksichtigen; wir würden es nie schaffen, den Planeten völlig zu ›säubern‹.
Firkazzie hatte verbittert die Reste des Labors in Melas Dorsa untersucht und anschließend entschieden, dass es nie wieder benutzt werden dürfe. Wir mussten einen neuen Standort für ein sogar noch geräumigeres Labor finden, das noch größere Forschungsprojekte beherbergen würde.
Vom Orbit aus schlug Charles diesen Standort vor. Ihm war eingefallen, dass sein Vater vor zehn Jahren Eisschichten gefunden hatte, die nicht ganz ausreichten, größere Siedlungen mit Wasser zu versorgen. Eine solche Eisschicht existierte unterhalb von Kaibab in Ophir Planum. Es handelte sich um die Überreste eines flachen, verlandeten Sees, der sich vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren auf dem Mars gebildet hatte. Der potentielle Standort befand sich dort, wo ihn kaum jemand vermuten würde, mitten in einem trostlosen, unwegsamen Gebiet, weit von jeder Siedlung entfernt. Hier würde man wohl kaum auf Heuschrecken treffen.
In nur vierundzwanzig Stunden wurde der Schlupfwinkel nahe am Rand des Plateaus aus dem Boden gestampft. Eine Shuttle-Schwadron brachte Bau-Nano, das sofort die Arbeit aufnahm und eine solide und einigermaßen komfortable Unterkunft herstellte. Vorerst konnten sich einige Dutzend Leute in dieser Abgeschiedenheit niederlassen. Später würde man den Bau für die größeren Forschungsprojekte erweitern.
Charles und Stephen Leander kehrten von Phobos zurück. Sie nutzten einen leichten Sandsturm über Sinai, um die Mercury klammheimlich zu landen. Einige Hektar plattgewalzter Lava dienten als holperige Landebahn.
Mein Shuttle landete einige Stunden später in Kaibab. Es war ein teuflisches Gelände mit scharfkantigen Rillen und uralten Lavaströmen, die wie Pockennarben aussahen und einen hohen Anteil an Quarz hatten. Jede Kante war messerscharf, alle Bodensenken schimmerten in oxydierendem, glasigem Purpurrot. Kaibab war wirklich Ödland und meinem Eindruck nach schlimmer als jedes Gebiet, das auf dem Mars je besiedelt worden war.
Ich folgte Lieh und Dandy, stieg aus der Shuttle-Schleuse und quetschte mich unter die Abdichtung des niedrigen Durchgangs. Zuerst sah ich nur Leander und Nehemiah Royce. Dann drehte ich mich um und erblickte Charles. Er stand am Ende der Rampe. Teile seines Kopfes und Halses waren von grauem medizinischen Nano überzogen. Er lächelte und streckte die Hand aus. Ich schüttelte sie fest und umfasste sie auch mit der anderen Hand.
»Schön, dich zu sehen, Frau Präsidentin«, sagte er.
»Ich bin, Gott sei Dank, nicht mehr Präsidentin.«
Charles zuckte die Achseln. »Jedenfalls hast du das Sagen. Und das allein zählt.« Er forderte mich mit einer Geste auf, ihm voranzugehen.
Als ich an Lieh
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