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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die Sätze vor Augen, die etwas über den Erhalt von Mengen aussagten und die Mitverantwortung für den Erhalt einem größeren System zuwiesen … Der ganzen Galaxis. Niemand würde etwas vermissen. Wir waren zu Dieben geworden, die in eine riesige Schatzkammer eingebrochen waren.
    Ich murmelte einige dank der Erweiterung durchgeführte Berechnungen vor mich hin.
    Dandy kam mit meinem Abendessen in die abgedunkelte Kabine. »Wie bitte?«, fragte er.
    »Das ist nur meine Muse«, sagte ich. »Ich bin von Physik besessen.«
    »Oh. Und was erzählt Ihnen die ›Physik‹?«
    Ich schüttelte nur den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.«
    »Tarekh sagt, wenn Sie nicht essen, muss er Sie laut Vorschrift zwangsernähren lassen.« Er lächelte und stellte das Tablett vor mir ab. Ich stocherte eine Weile im Essen herum, nahm ein paar Bissen und versuchte wieder einzuschlafen.
    Es muss mir wohl auch kurz gelungen sein, denn ganz plötzlich standen Dandy und Lieh vor mir. Lieh schüttelte mich sanft. »Frau Vizepräsidentin«, sagte sie, »jetzt ist es offiziell: Sie ist noch am Leben.«
    Ich starrte sie verständnislos und benommen an.
    »Ti Sandra lebt. Man hat es uns bestätigt.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Ich habe eine Nachricht von der Präsidentin«, fuhr Lieh fort.
    »Sie wurde verletzt«, erklärte Dandy. »Man hat sie zur Genesung an einen geheimen Ort gebracht.«
    Ich nahm mein Kom und verband es mit Liehs. Sie ließen mich allein, während ich Ti Sandra zuhörte. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich ihr Gesicht sah. Ich konnte kaum die Hilfsapparaturen erkennen, die sie umgaben. Sie schien keine Schmerzen zu haben, aber ihr Blick war verschwommen, und das gab mir einen Hinweis auf ihren Zustand. Ihr Nervensystem war unter Nano-Kontrolle.
    »Kleine Schwester Cassie«, begann sie. Ihre Lippen klebten einen Augenblick aufeinander, so dass die Worte nur undeutlich herauskamen. Irgend jemand gab ihr einen Schluck Wasser. Die Tropfen glänzten auf ihren Lippen. »Ich bin so dankbar, dass du diese schreckliche Bürde in der letzten Woche auf dich genommen hast. Unser kleiner Trick wäre fast zur Realität geworden. Unser Shuttle ist wirklich abgestürzt, über den Hängen von Pavonis Mons. Der Anschlag galt mir persönlich. Paul ist tot.«
    Als ich das hörte, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten, mir fuhr ein Stich ins Herz, so dass mir die ganze Brust weh tat. Mir war so, als könne mein Körper plötzlich versagen und mein Herz zu schlagen aufhören. Ich stöhnte laut auf.
    Dandy sah kurz herein und machte die Tür dann wieder zu.
    »Ich habe meinen halben Körper verloren, wie sie sagen. Meinen großen wunderbaren Körper. Aber ich werde wieder gesund. Wir lassen jetzt neues Zeug wachsen. Ohne Steuerung durch Denker oder Computer. Nur zwanzig menschliche Ärzte sind rund um die Uhr mit mir beschäftigt. Ich habe ein solch schlechtes Gewissen, dass ich so viel in Anspruch nehme, wo so viele andere Menschen ebenfalls verletzt sind … Aber sie lassen mich an nichts heran, das noch mehr Unheil anrichten könnte. Im Moment empfinde ich keinen Kummer, Liebes. Sie sagen, das könne auch noch lange dauern.
    Cassie, ich habe Charles und Stephen aufgefordert, es zu tun, direkt nach meinem Absturz, ehe ich völlig weg war. Ich hoffe, ich war noch bei Verstand. Es beschleunigt die Dinge, nicht wahr? Ich habe sie gefragt, und sie haben mir versichert, sie seien bereit. Es existiere ein gewisses Risiko, aber sie könnten es schaffen. Jetzt ist es geschafft, und du musst sie wissen lassen, wie dankbar wir alle sind. Aber es gibt noch so viel anderes zu erledigen.
    Du musst noch eine Weile an meiner Stelle handeln. Du bist jetzt mehr als meine Krücke, Cassie. Du musst ich sein – und gleichzeitig auch du selbst. Ich kann nicht so klar denken, wie es jetzt nötig wäre.«
    Ich hätte mich so gern gehenlassen, wäre so gern in die Rolle eines kleinen Mädchens geschlüpft, das keine Verantwortung trägt und von anderen Menschen beschützt wird. Noch schlimmer war das Gefühl abgrundtiefer Trauer, das von mir Besitz ergriffen hatte. Ich schaltete das Kom ab, ließ Ti Sandra mitten im Satz erstarren und brüllte fast nach Lieh. Sie kam mit weißem Gesicht zur Tür herein und kniete sich neben meinen Sitz.
    »Finden Sie Ilya«, forderte ich und packte sie am Nacken.
    »Wir versuchen es ja«, erwiderte Lieh. »Wir haben’s versucht, seit überhaupt wieder irgendwelche Kommunikationsnetze funktionieren.«
    »Bitte

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