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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fand er lustiger als das reale System. Ich habe ihn wieder dazu gebracht, relevante Ergebnisse zu liefern. Der ganze Apparat arbeitete danach Hand in Hand.«
    »Er summte«, sagte Amy und zitterte plötzlich. »Mein Gott, er summte richtig. Ich hatte Angst um sie. Ich verließ die Mercury, und sie starteten.«
    Alle schienen noch immer leicht unter Schock zu stehen.
    »Was war das für ein Gefühl?«, fragte ich Charles.
    »Wie gesagt, ich erinnere mich nicht mehr genau daran. Wir – der QL-Denker und ich – kommunizierten miteinander. Ich sagte, was ich brauchte, und er gab mir die Antworten aufgrund entsprechender wissenschaftlicher Berechnungen.«
    »Antworten?«
    »Eigentlich Anweisungen. Die ich meinerseits an den Tweaker weitergab. Wir hätten es wohl auch ohne den QL schaffen können – allerdings hätten wir dazu hochleistungsfähige Denker sicher sechs Monate lang programmieren müssen. Mit dem QL dauerte es nur wenige Stunden. Innerhalb von acht Stunden befanden wir uns unversehrt bei einer alten Bergwerkssiedlung am Stickney-Krater von Phobos. Wir hatten alles gemessen, was wir messen mussten, alles war immer noch miteinander verbunden und koordiniert. Ti Sandra sagte, wir sollten starten. Sie war verletzt. Wir hatten Tage gebraucht, um den Kontakt zu ihr wiederherzustellen.«
    Man hatte mich völlig außen vor gelassen, obwohl ich für das ganze Projekt zuständig war. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber ärgern oder freuen sollte, dass Ti Sandra diese ganz besondere Bürde auf ihre Schultern genommen hatte.
    »Sie hatte furchtbare Schmerzen«, sagte Charles, als habe er meine Gedanken gelesen. »Ich glaube nicht, dass ihr Zeit blieb, dich über die Pläne zu informieren. Als sie uns die ersten Anweisungen gab, wussten wir auch noch gar nicht, ob wir’s schaffen würden. Es war alles ein großes Durcheinander.«
    »Ich verstehe. Ihr seid zur Erde gegangen. Wie war das?«
    »Die Sterne veränderten sich. Wir merkten, wie sich auch in uns selbst etwas verschob – sehr geringfügig. Wir wissen immer noch nicht genau, was es war, ob Gravitation oder psychische Reaktion. Wir wissen es nicht.«
    »Wahrscheinlich alles zusammen«, meinte Leander.
    »Wir blickten durch die Luken der Raumfähre, sahen den Rand eines Sonnenaufgangs, die Sonne war viel heller und größer … die Erde. Wir machten uns daran, unsere Entfernung und die Umlaufbahn zu überprüfen. Wir lagen tatsächlich genau richtig, allerdings etwa hundert Kilometer von dem vorgesehenen Eintrittspunkt in die Umlaufbahn entfernt.«
    »Daran arbeiten wir noch«, sagte Leander.
    Wir hörten zu, strahlten aber selbst nichts aus. Es vergingen etwa fünfzehn Minuten, bis uns irgend jemand ein Signal schickte. Es kam von einem Privatfunker aus Mexiko. Er sprach uns auf spanisch an: »Hallo, neuer Mond. Woher kommst du?«
    Wir lachten. Charles lächelte. »Unser Pilot antwortete: Frag nicht. Du würdest es uns doch nicht glauben.«
    »Ein paar Minuten später bekamen wir die ersten offiziellen Signale herein«, fuhr Leander fort. »Ti Sandra hatte uns Anweisungen gegeben, was wir sagen sollten. Wir strahlten immer wieder dieselben Worte aus.«
    »Wir warteten darauf, dass man uns vernichten würde«, sagte Charles. »Aber das war wohl recht dumm von uns. Einige der offiziellen Stellen klangen sehr erschrocken. Manche taten so, als sei gar nichts passiert, als handele es sich um eine ganz alltägliche diplomatische Unterhaltung. Wir sprachen mit Unterhändlern der Regierungen und Diplomaten von EUROCON, GOWA, GASH und einem halben Dutzend anderer Stellen. Wir haben allen dasselbe gesagt.«
    »Was?«
    »Der Mars wird derzeit von nicht bekannten Staaten der Erde angegriffen. Sie haben zehn Stunden, sich vom Mars zurückzuziehen und die Bedrohung aufzuheben. Andernfalls wird der Mars mit einem Vergeltungsschlag antworten.« Charles’ Stimme klang hohl, als er die in sein Gedächtnis eingebrannten Worte wiederholte.
    »Was für eine Antwort war gemeint? Was für ein Vergeltungsschlag?«
    »Ti Sandra hatte uns angewiesen, per Fernsteuerung das Weiße Haus in Washington in Spiegelmaterie umzuwandeln«, antwortete Charles. »Ein symbolischer Akt.«
    Alles schwieg.
    »Hättet ihr das tun können?«
    Charles nickte. »Ohne besondere Präzision. Sie hatte uns nicht aufgetragen, das Weiße Haus vorher räumen zu lassen. Aber ich hatte vor, die Leute irgendwie zu warnen. Eine halbe Stunde vorher oder so.«
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund, mir war plötzlich

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