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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zwang mich, auf das zu hören, was gesagt wurde.
    »Bisher hat keine Nation und auch kein Bündnis die Verantwortung für die Aktion gegen den Mars übernommen. Keiner der Experten konnte bisher einleuchtende Gründe dafür nennen, dass sich irgendeine noch nicht bekannte Führungsinstanz zu einem solchen Schritt entschlossen hat. Die Forderungen nach Volksabstimmungen zu dieser Frage finde ich recht alarmierend, zumal die Täter nach wie vor nicht bekannt sind … Ich bin der Meinung, dass wir es wieder einmal mit grauen Eminenzen zu tun haben, die aufgrund ihrer Anonymität dem Urteil von Volksabstimmungen gar nicht unterliegen. Und diese grauen Eminenzen sind sogar noch oberhalb der Bündnisse angesiedelt. Ich vermute, es sind die vereinigten Köpfe derjenigen, die die fähigsten und sichersten Denker nutzen, – derjenigen, die Besitz und Finanzen der Erde kontrollieren. Diese vereinigten Köpfe sind aus dem alten System nationaler Kontrolle hervorgegangen, das die Vereinigten Staaten vor mehr als einhundertfünfzig Jahren eingerichtet, damals allerdings strikt auf Aufsichtsfunktionen beschränkt haben. Inzwischen sind diese vereinigten Köpfe nach nicht bestätigten Gerüchten zu den größten Verarbeitern von Information in der Geschichte der Menschheit geworden.
    Nachdem die Weltraumverteidigung inzwischen den Bündnissen übertragen wurde, ist es durchaus möglich, dass die Funktion dieser vereinigten Köpfe heute nicht mehr auf reine Beratung beschränkt ist. Vielleicht haben sie sich dazu entschlossen, selbst Macht auszuüben. Falls dies der Fall ist, wird es unseren Abonnenten vielleicht angeraten erscheinen, sich in den kommenden Monaten oder sogar Jahren von allen Informationsmärkten fernzuhalten. Es ist da etwas im Gange, das solche Ausmaße hat, dass einzelne Menschen gar nichts dagegen ausrichten können.«
    Trotz meiner Apathie lief mir ein Schauer über den Rücken. »Haben Sie von denen schon gehört?«, fragte ich Lieh.
    »Nur in Form alberner Gerüchte. Aber das hier ist ein kostspieliger Beratungsdienst. Hat vielleicht dreißigtausend angemeldete Abonnenten. Man kann davon ausgehen, dass diese Leute nie voreilige oder unsinnige Behauptungen in die Welt setzen.«
    »Das Gehirn einer kleinen Gruppe«, sagte ich leise. »Oberhalb der normalen Herde angesiedelt. Gibt über Staaten und Bündnisse Befehle nach unten weiter. Wer kommt dafür am ehesten in Betracht?«
    »Die Köpfe von GOWA«, erklärte Lieh. »Die kontrollieren die Verteidigung des Sonnensystems.«
    Dandy rutschte in seinem Sessel hin und her. »Ich hab jetzt so viel Schreckliches gesehen und gehört, dass es für ein ganzes Leben reicht«, bemerkte er.
    Inoffiziell befand sich der Mars im Kriegszustand. Nach Verfassungsrecht hatte ich als amtierende Präsidentin Sondervollmachten … Aber selbst meine Sondervollmachten reichten nicht bis nach Cailetet. Wir mussten Cailetet wie eine souveräne fremde Nation behandeln. Zwar konnten wir Cailetet den Krieg erklären, und das würden wir auch tun, aber es würde ein Krieg der Finanzen sein. Ich machte mir Sorgen um Stan und hoffte, dass er all seine beträchtliche Intelligenz dazu benutzte, sich selbst und seine Familie zu schützen.
    Schadensmeldungen trafen jetzt in rascher Folge ein. Siedlung nach Siedlung, Bezirk nach Bezirk schickte Listen von Toten, Vermissten, Unfall- und Schadensberichte sowie Hilfsaufrufe, und alles staute sich auf den wiederhergestellten Kanälen. Point One leitete die Meldungen aufs Regierungsnetz um. Lieh holte sie aus den Kanälen der Legislative und Administration, fasste sie zusammen und gab sie weiter.
    Trotzdem war nach wie vor sehr wenig über gewisse Gebiete bekannt. Der Informationsfluss war noch nicht überall wiederhergestellt. Manche Denker in Schlüsselpositionen waren offenbar ›gestorben‹ und konnten nicht wieder in Betrieb genommen werden.
    Der Mars schrie vor Schmerzen. Plötzlich kamen mir die gesammelten Informationen wie eine einzige Stimme vor. Ich unterdrückte das Gefühl so schnell wie möglich. Eine so bittere Vorstellung konnte ich mir im Augenblick nicht leisten.
    Auf dem Shuttleflug nach Many Hills versuchte ich mich auszuruhen, konnte meine Augen aber nie länger als für ein paar Minuten schließen. Völlig unerwartet meldete sich meine Erweiterung wieder, und ich begann die Variablen zu berechnen, die nötig waren, um eine Masse von der Größe des Phobos zu bewegen. Ich rief mir mit Hilfe von Gleichungen verschiedener Ordnung

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