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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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übel. Es ging vorbei. Ich schloss die Augen und ließ meine Hand langsam sinken. »Ihr seid alle außerordentlich mutig gewesen«, sagte ich.
    »Jawoll, Frau Vizepräsidentin«, Charles hob die Hand wie zum militärischen Gruß, die flapsige Geste ärgerte mich. Ich sah konsterniert und verständnislos zu ihm hoch. Charles beugte sich vor, er hatte die Augen wie vor Schmerzen zusammengekniffen.
    »Wir haben unsere Anweisungen befolgt. Wir haben alles ausgeführt, was uns aufgetragen war, auf Kosten … fast auf Kosten … unserer Seelen. Wir haben die strategische Notwendigkeit eingesehen, und unser Glaube ist stark genug, dass wir voll hinter dieser Sache stehen. Aber ich scheiße inzwischen auf irgendwelche Orden und irgendeinen Patriotismus, Casseia. Ich habe Todesangst vor dem, was als nächstes passieren wird. Wir haben unseren Spaß gehabt, wir haben mit Phobos einen fliegenden Zirkus vorgeführt und den Kindern und Erwachsenen überall auf der Erde Albträume verschafft. Glaubst du etwa, dass es damit ein Ende hat? Glaubst du etwa, dass uns überhaupt noch Zeit bleibt?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Gut«, sagte Charles. Er spuckte das Wort geradezu aus und lehnte sich mit vor Erregung gerötetem Gesicht zurück. »Gottverdammt gut. Weil ich nämlich schon fast davon überzeugt bin, dass dies das Ende der Spezies Mensch bedeuten wird. Schenk uns einige deiner Gedanken, Meisterin der Politik. Wir sind Kinder, die sich im Wald verirrt haben.«
    »Mir geht es nicht anders, Charles«, bemerkte ich leise. »Wir alle wissen, was jetzt passieren wird. Auch Ti Sandra weiß es. Sie haben gesehen, wie ihr Phobos bewegt habt. Sie haben die Mittel, die Menschen, die Maschinen und die Labors, eure Entdeckungen nachzuvollziehen, nachdem sie diesen Schlüssel jetzt haben. Und sobald sie vermögen, was wir vermögen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis irgend jemand auf irgend jemanden losgeht.«
    »Es ist so verdammt leicht für sie«, sagte Leander.
    Charles stimmte ihm zu. »Vielleicht entdecken sie auch Dinge, von denen wir noch gar nichts wissen.«
    »Ein Schlag kann schnell und tödlich sein«, sagte ich. »Und er kann in einer ansonsten aussichtslosen Situation das Überleben gewährleisten.«
    »Überleben? Für wie lange?«, fragte Amy Vico-Persoff. »Wie lange würde es dauern, bis wir uns immer weiter aufspalten und gegeneinander vorgehen? Region gegen Region, wir gegen Cailetet, GOWA gegen GASH?«
    »Wir wollen doch nicht so pessimistisch sein«, erwiderte Charles und hob die Hand. »Diese Art von Wissenschaft wird man nie so einfach im eigenen Hinterhof betreiben können. Auf der ganzen Erde mag es vier oder fünf Stellen geben, die über die Mittel und über die Theoretiker verfügen, um dasselbe wie wir zu erreichen. Lasst euch nicht dadurch täuschen, dass die Tweaker so winzig sind. Ein Tweaker ist die hochentwickeltste, subtilste Apparatur, die je von Menschen hergestellt wurde. Der Krieg auf Nebenschauplätzen ist im Moment wirklich nicht unser Problem, wird’s vielleicht auch nie werden.
    Aber du hast recht: Sie werden es schaffen. Sehr bald. Vielleicht in zwei Wochen, einem Monat, zwei Monaten. Wir müssen sehr schnell eine politische Lösung finden.«
    »Zum Teufel mit der Politik«, schimpfte Leander. »Sieh dir doch an, was die Politik bis jetzt erreicht hat. Wir müssen abhaun.« Er sah sich schuldbewusst in der Runde um, wie ein Kind, das ein unanständiges Wort gebraucht hat.
    »Den Mars räumen?«, fragte Royce mit verwirrter Miene.
    Keiner von ihnen hatte bisher groß darüber nachgedacht, das konnte ich sehen. Keiner, bis auf Charles und Leander. An einen wandernden Mond gekettet, hatten sie in ihrem kleinen Raumschiff gegrübelt und gegrübelt.
    »Nein«, antwortete ich Royce. »Den Mars bewegen.«
    »Mein Gott!«, rief Lieh und sprang von ihrem Stuhl auf. Kopfschüttelnd und fluchend verließ sie den Raum.
    Während der nächsten Sekunden, die sich in die Länge zogen, sprach niemand. Charles starrte mich an und faltete schließlich die Hände. »Wir haben kein Recht, solche Entscheidungen allein und von uns aus zu treffen. Wissenschaftler und Politiker haben kein Recht dazu.«
    »Wir haben weder die Zeit noch die Mittel, eine Volksabstimmung durchzuführen. Dafür hat die Erde gesorgt«, sagte ich. »Wir haben keine große Wahl. Ti Sandra hat gemeint, das Sonnensystem werde bald zu gefährlich werden. Es werde uns töten.«
    Die Ausrüstung in der Kammer sah so unschuldig, ja sogar

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