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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vorbeikam, fasste ich nach ihrem Arm und starrte sie fragend an. Ilya wurde immer noch vermisst.
    »Wir finden ihn«, versicherte sie. »Es geht ihm ganz bestimmt gut.«
    Ich beachtete ihre Beteuerung nicht weiter. Eisern wie Nägel, dachte ich. Winston Churchill im Blitzkrieg. Denk daran. Eisern wie Nägel.
    Der Tweaker war aus der Mercury entfernt worden und befand sich auf einem Tisch in einer Ecke des vollgestopften Schachtes. Ich sah mir schnell die Nulltemperatur-Kammer mit ihren grauen, plumpen, kräfteverändernden Pumpen an, außerdem den auf dem Mars hergestellten Quantenlogik-Denker, die Übersetzungskabel und die Stromversorgung.
    Leander hatte für Tee und Kuchen gesorgt und einen niedrigen Beistelltisch gedeckt. Wir nahmen auf dicken Kissen aus dem Staatsshuttle Platz. Außer Charles und Leander waren nur zwei Olympier anwesend: Nehemiah Royce und Amy Vico-Persoff. Point One hatte angeordnet, dass sich für die gesamte Dauer des Notstandes nie mehr als vier Olympier zur selben Zeit am selben Ort aufhalten sollten. Die anderen hatte man unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in der Forschungsuniversität Tharsis untergebracht.
    »Wieviel wiegt das alles?«, fragte ich Leander, während Charles Tee eingoss.
    »Etwa vierhundert Kilogramm«, antwortete Leander. »Mit unserer letzten Version haben wir das Gewicht beträchtlich verringern können. Am meisten wiegen die Pumpen.«
    »Also, erzählt schon«, forderte ich sie auf, schlug die Beine übereinander und wärmte meine Hände an der Tasse.
    Charles schenkte sich zuletzt selbst Tee ein und kniete sich auf sein Kissen. Er sah mich an, lächelte und wandte die Augen schnell ab, als sei er verlegen. Er blickte auf den Tisch und den Kuchen. »Wir haben gleich geahnt, was geschehen war. Ti Sandra auch.« Die Worte schienen ihm schwerzufallen. Ich starrte Charles an, als stille er einen neu erwachten Appetit. Meine Gefühle für ihn waren eine Mischung aus Ehrfurcht und heftiger Zuneigung.
    »Ti Sandra wies uns an, auf irgendeine Weise mit Hilfe des Tweakers zu Phobos zu gelangen und einen Ausflug zu unternehmen.«
    »Sie wusste, dass ihr so weit wart?«, fragte ich. »Ich wusste es nicht.«
    »Sie vermutete es, vielleicht richtete sie auch nur eine verwegene Bitte an uns … Wir waren ganz bestimmt noch nicht auf eine so schnelle und so große Geschichte vorbereitet. Wir haben die Mercury aufgetankt und alles, was wir konnten, an Bord gebracht. Die größte Schwierigkeit lag darin, eine saubere Energieversorgung der Pumpen sicherzustellen. Das haben wir geschafft. Zwölf Stunden nach Beginn des Einfrierens waren wir startbereit.«
    »Was war mit den Koordinaten und der Navigation?«, fragte ich.
    »All das haben wir ausgearbeitet, während wir auf weitere Weisungen von Ti Sandra warteten. Stephen und ich haben eine Arbeitshypothese für die Tweaks aufgestellt, die die relative Position in der Raumzeit betreffen. Wir haben die Maßstäbe und Interdependenzen der für Impuls und Energie zuständigen Deskriptoren berechnet, haben die Zielposition und den Zielzustand spezifiziert, den Tweaker zum Zugriff auf die Deskriptoren für alle Teilchen auf Phobos stimuliert, das Ganze als vollständiges System betrachtet und …«
    »Charles musste sich selbst in den QL-Denker einklinken«, unterbrach Leander.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich Charles.
    »Mir geht’s gut«, antwortete er. »Alle haben gute Arbeit geleistet. Außer Stephen und mir wusste niemand etwas, aber alle spürten die Dringlichkeit. Sie alle wussten, dass es wichtig war.«
    »Man sollte jede Menge Orden verleihen«, warf Leander ein.
    »Nicht zuletzt an Charles. Er hat den QL-Denker gesteuert«, ergänzte Royce.
    Charles schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich kaum noch an etwas. Mit der Zeit wird’s mir wieder einfallen. Wir hatten einen Piloten dabei …«
    »Noch ein Orden«, sagte Leander.
    »Er hatte keine Ahnung, was passieren würde. Wir haben es ihm erzählt, ohne vorher seine Sicherheitseinstufung zu überprüfen.«
    »Er ist in Ordnung«, erklärte Lieh, die außerhalb des Kreises um den niedrigen Tisch saß. »Nach dem Flug haben wir den Einsatz mit ihm persönlich durchgesprochen.«
    »Warum hast du dich mit dem QL-Denker verbunden?«
    »Die Übersetzung konnte uns nicht alles vermitteln, was wir brauchten. Der QL fing an, belanglose Ergebnisse und sinnlose Zahlenreihen auszuspucken. Ich nehme an, er erkundete die Möglichkeit eines alternativen Deskriptor-Systems. Das

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