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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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überzeugende Darstellung unserer Welt, wie sie gewesen sein mochte, ehe der Planet sein Wasser aufsog, seine Atmosphäre abstieß und verkarstete.
    »Der Rat hat wieder alles übernommen«, sagte ich. »Die leitenden Rechtsvertreter aller BGs treten gerade zusammen, um die Dinge ins Lot zu bringen.«
    Sean reagierte überhaupt nicht.
    »Niemand hat uns gesagt, woher deine Verletzungen stammen«, sagte Felicia. Erstaunt über diese Lüge sahen wir sie an. Ochoa hatte alle Berichte der Sicherheitskräfte eingesehen, und das schloss auch die Berichte der Wachen auf dem Universitätsgelände ein. Danach hatte Ochoa sich einiges zusammenreimen können.
    »Von den Sprengsätzen«, sagte Sean, ohne zu zögern, und ich dachte: Egal was Felicia vorhat, er wird die Wahrheit sagen … Warum sollten wir ihm denn auch etwas anderes unterstellen?
    »Die Sprengsätze sind vorzeitig hochgegangen. Ich hatte keine Chance, mich rechtzeitig zu verdrücken. Ich habe sie allein angebracht. Ist ja klar.«
    »Ist ja klar«, wiederholte Oliver.
    Charles hielt sich im Hintergrund, die Hände hatte er vor der Brust gefaltet. Er sah wie ein kleiner Junge auf einer Beerdigung aus.
    »Hat mir den Hautschutz abgerissen. Der Helm blieb merkwürdigerweise drauf. Meine Eingeweide lagen bloß. Alles hat gekocht. Komisch, ich weiß noch ziemlich viel. Wie ich zugesehen habe, als mein Blut gekocht hat. Jemand war immerhin so geistesgegenwärtig, mir eine Decke überzuwerfen. Die hat mich eingehüllt und ein bisschen geschützt. Etwa eine Stunde später haben sie mich auf die Intensivstation gebracht. Von dem, was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr viel.«
    »Mein Gott«, sagte Felicia in genau demselben Ton, den sie auch gegenüber dem Staatsanwalt im Wartezimmer benutzt hatte.
    »Wir haben’s ihnen gegeben, was? Haben den Stein ins Rollen gebracht«, sagte Sean.
    »Na ja, eigentlich …«, wollte Oliver einwenden, aber Felicia fiel ihm mit sanfter Miene ins Wort. »Wir haben’s geschafft«, sagte sie. Oliver zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich werd schon wieder hinkommen. Brauch wohl einen halben neuen Körper. Keine Ahnung, wer das zahlen soll. Meine Familie, nehme ich an. Ich hab nachgedacht.«
    »Und?«, fragte Felicia.
    »Ich weiß, warum die Ladung hochgegangen ist«, sagte Sean. »Irgend jemand hat an dem Zeitzünder herumgepfuscht, ehe ich den Sprengsatz angebracht hab. Ich möchte, dass einer von euch oder ihr alle herausfindet, wer das gewesen ist.«
    Einen Augenblick lang sprach niemand. »Du glaubst, irgend jemand hat das mit Absicht getan?«, fragte ich.
    Sean nickte. »Wir haben die Dinger hundertmal überprüft, und es hat alles einwandfrei funktioniert.«
    »Wer sollte denn so was tun?«, fragte Oliver entsetzt.
    »Irgend jemand«, sagte Sean. »Haltet die Studenten zusammen. Es ist noch nicht vorbei.« Er wandte mir das Gesicht zu und sah mich plötzlich scharf an. »Gib eine Nachricht an Gretyl weiter. Sag ihr, dass sie eine gottverdammte Närrin gewesen ist und dass ich sie wahnsinnig liebe.« In die Worte gottverdammte Närrin verbiss er sich so, als handele es sich um einen wohlschmeckenden Kuchen, der ihm großen Genuss bereitete. Noch nie hatte ich ein solches Gemisch aus Schmerz und bitterem Stolz gesehen.
    Ich nickte.
    »Sag ihr, dass sie und ich die Zügel bald wieder fest in der Hand haben und diesen Schlamassel zu einem gerechten Ende bringen werden. Sag ihr genau das.«
    »Den Schlamassel zu einem gerechten Ende bringen werden«, wiederholte ich, immer noch unter seinem Bann.
    »Wir haben ein größeres Ziel«, fuhr Sean fort. »Wir müssen die gottverdammte ›Dienstnach-Vorschrift‹-Mentalität auf diesem Planeten durchbrechen, diese korrupte ›Kniefall-vor-dem-Dreierbund‹-Mentalität, diese ›Es-wird-schon-irgendwie-gehen‹-Mentalität. Das können wir schaffen. Wir können selbst Partei ergreifen. Ein Anfang ist gemacht.« Er sah einen nach dem anderen von uns scharf an, als wolle er uns sein Zeichen einbrennen. Felicia streckte ihre gespreizten Finger vor, Sean hob seinen freien Arm und drückte seine Hand unbeholfen gegen ihre. Oliver tat es ihr nach. Charles hielt sich zurück, das ging ihm zu weit. Ich war drauf und dran, meine Hand ebenfalls hochzustrecken und sie gegen Seans Hand zu pressen. Aber Sean sah, wie ich zögerte, wie mein Gesichtsausdruck sich veränderte, als Charles einen Schritt zurücktrat, und er ließ seine Hand sinken, ehe ich eine Entscheidung treffen konnte.
    »Mit Herz und Verstand,

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