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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Herz und Verstand«, sagte Sean leise. »Du bist … Casseia, nicht? Casseia Majumdar?«
    »Ja.«
    »Wie hat sich deine Familie in dieser Sache verhalten?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete ich.
    »Sie ist auf ihren eigenen Wohlstand aus. Die Reaktionäre sind unter der nächsten Regierung fein heraus. Es war schon komisch, dass Connor uns für Reaktionäre gehalten hat. Bist du eine Reaktionärin, Casseia?«
    Ich schüttelte den Kopf, die Kehle wurde mir eng. Sein Ton war so steif und distanziert, so vorwurfsvoll.
    »Dann beweis es mir, Casseia. Mit Herz und Verstand.«
    »Ich finde, du hast kein Recht, meine Loyalität nur aufgrund meiner Familienzugehörigkeit in Frage zu stellen«, sagte ich.
    Seans Blick wurde kalt. »Wenn du nicht wirklich engagiert bist, könntest du uns schaden … genau wie derjenige, der den Zeitzünder zerstört hat.«
    »Gretyl hat die Sprengladungen gehabt«, wandte Charles ein. »Niemand sonst hat sie berührt. Und ganz sicher nicht Casseia.«
    »Wir alle haben geschlafen, oder nicht?«, sagte Sean. »Aber ist ja eigentlich auch egal. Die Sache ist sowieso gegessen.«
    Er schloss die Augen und befeuchtete seine Lippen. Aus dem an der Wand befestigten Automaten tauchte ein Becher mit Flüssigkeit auf und schob sich an seinen Mund. Er schlürfte die Flüssigkeit geübt hinunter, man merkte, dass er schon tagelang im Krankenhaus war.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Felicia leise.
    »Ich muss sie alle wieder ganz neu rekrutieren. Die meisten von euch sind doch nach Hause gefahren, nicht?«
    »Einige«, antwortete Felicia. »Wir sind geblieben.«
    »Was wir brauchen, sind Studenten, die die Verwaltungsräume erobern, besetzen, halten und von da aus die Bedingungen diktieren. Wir könnten die Uni als Basis unserer Arbeit nutzen, sie zum Pfand für die gesetzeswidrigen Relegationen erklären, sie für Schäden zur Verantwortung ziehen … Wenn ich dabei gewesen wäre, hätten wir genau das getan.«
    Mir war zum Heulen. Ein Mischmasch von Emotionen drückte mir auf den Magen: Zorn über Seans versteckte Anschuldigungen, höchst reale Vernarrtheit in eben diesen Sean und Schuldgefühle, dass ich der Sache nicht besser diente.
    »Geht und redet mit Gretyl. Und ihr zwei …« – er wies auf Charles und mich – »denkt nach. Wer seid ihr? Wo wollt ihr in zehn Jahren stehen?«
    Gretyl war nicht so schwer verletzt wie Sean, sah aber schlimmer aus. Ihr Kopf steckte in einem unförmigen Atemgerät, das nur einen Augenschlitz freiließ. Auch sie war in Rückenlage auf ein stählernes Streckbrett geschnallt, das im Winkel von fünfundvierzig Grad geneigt war. Aus einem Gewirr von Nano-Tropfgeräten ragten Röhrchen, die sich bis zu ihrer Brust und ihrem Hals fortsetzten. Wegen unseres Besuchs hatte ein Roboter ihren restlichen Körper diskret in weißes Tuch gehüllt. Sie sah, wie wir hereinkamen, und fragte mit seidenweicher Kunst-Stimme: »Wie geht’s Sean? Habt ihr ihn besucht?«
    »Es geht ihm gut«, antwortete Oliver. Ich war so traurig, dass mir nicht nach Reden war.
    »Wir durften einander nicht besuchen. Diese Klinik hat total beschissene Vorschriften. Was erzählt man sich draußen? Haben wir Schlagzeilen gemacht?«
    Felicia erklärte ihr so zartfühlend wie möglich, dass wir eigentlich nicht viel erreicht hatten. Mit Gretyl riskierte sie eine etwas härtere Gangart als mit Sean. Vielleicht war auch Felicia in Sean verknallt? Plötzlich schien ich Menschen und Revolutionen zu durchschauen. Und was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Sean hat einen Plan, der die Dinge ändern wird.«
    »Ganz bestimmt«, bekräftigte Oliver.
    »Was ist in der Uni los?«
    »Sie setzen gerade eine neue Verwaltung ein. Alle von den Zentralisten berufenen Professoren haben die Professur niedergelegt oder wurden beurlaubt.«
    »Klingt nach einer Bestrafung.«
    »Ist nur die normale Prozedur. Alle Berufungen werden derzeit überprüft«, sagte Oliver.
    Gretyl seufzte – die künstliche Stimme machte das sehr schön – und streckte die Hand aus. Felicia drückte sie. Charles und ich hielten uns im Hintergrund. »Er glaubt, dass jemand an dem Sprengsatz, der hochgegangen ist, herumgepfuscht hat«, bemerkte Oliver.
    »Das kann sein«, sagte Gretyl. »Das muss so gewesen sein.«
    »Aber ihr beide, du und Sean, habt ihn doch gar nicht aus der Hand gegeben«, wandte Charles ein.
    Wieder seufzte Gretyl. »Es war nur eine Zwei-Kilo-Ladung, Excavex Standard, für Höhlensprengungen. Wir haben nicht viel

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