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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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diskreten Hotels, Spielhallen und Fitness-Studios und lag siebzehn Kilometer von Durrey entfernt. Die Studenten fuhren hierher, um Studium und familiäre wie kommunale Verpflichtungen zu vergessen. Wer nach Shinktown kam, wollte sich austoben und einen draufmachen.
    Der Mars ist noch nie ein Planet der Prüden gewesen. Allerdings war die Einstellung zur Sexualität durchaus von der ›Grenzkultur‹ des Mars geprägt, von einer Kultur des Aufbruchs ins Neue und Unbekannte. In solchen Kulturen zielt der Sex auf die Zeugung von Nachkommen und die Entwicklung enger Beziehungen zwischen Individuen und Familien ab. Sex führt zu Liebe und dauerhaften Beziehungen (oder sollte es). Sex ohne Liebe wird vielleicht nicht gerade als Sünde angesehen, aber ganz sicher als eine Verschwendung, als vertane Zeit. Für den idealen Marsianer oder die ideale Marsianerin, wie sie in populären LitVid-Sendungen porträtiert wurden, bedeutete Sex mehr, als sich zu kratzen, wenn es juckte. Sex war eine teuflisch komplizierte Angelegenheit, für Individuen und Familien mit großer Bedeutung und dramatischen Entwicklungen befrachtet. Sex hieß potentielle Bindung, das Eingehen einer neuen Beziehung (man heiratete nur selten innerhalb der eigenen BG) und den Beginn einer neuen Entität. Sex begründete die starke und hingebungsvolle Zweisamkeit von Partnern, die perfekt zueinander passten.
    So lautete der Mythos, und ich muss zugeben, dass ich anfällig dafür war. Bin ich heute noch. Bekanntlich zeichnet sich eine Romantikerin ja dadurch aus, dass sie einfach nicht akzeptiert, was ihr Augen und Ohren verraten.
    In jener Zeit gab es nur wenige Menschen, die unansehnlich wirkten. Die meisten hielten es weder für nötig noch ratsam, der Natur ihren ungewissen Lauf zu lassen. Die Diskussion über diese Frage war für die meisten Bürgerinnen und Bürger des Dreierbundes seit mehr als siebzig Marsjahren erledigt, Eingriffe in die Natur galten als ganz normaler Bestandteil des Überlebens. Ich kam mir selbst attraktiv genug vor, mein genetisches Erbe verlangte so gut wie keine Korrektur – eigentlich hatte ich meine Eltern auch nie um so etwas gebeten –, und Männer schlugen keinen Bogen um mich.
    Aber einen Geliebten hatte ich noch nie gehabt. Das lag vor allem daran, dass ich die jungen Männer entweder viel zu ernst, viel zu dreist oder – und das war der Normalfall – viel zu langweilig fand. Von meiner ersten (und vielleicht auch einzigen) Liebe erwartete ich nicht nur körperliche Verzückung, sondern etwas von tiefgreifender Bedeutung. Von so großer Bedeutung, dass der Mars (wenn nicht gleich der ganze Dreierbund) vor Neid erblassen würde, wenn mein imaginärer Geliebter und ich erst einmal – natürlich in reifem Alter – unsere Lebenserinnerungen veröffentlichten …
    Ich war nicht prüder als jede und jeder andere auf dem Mars. Ich ging nicht gern allein ins Bett. Oft wäre es mir lieber gewesen, ich hätte meine Ansprüche ein bisschen zurückschrauben können, denn ich wollte endlich Erfahrung mit Männern sammeln. Diese Männer sollten selbstverständlich gut aussehen, ein bisschen Mark in den Knochen und viel Selbstvertrauen haben. Denn für diese Art von Experiment waren gutes Aussehen und körperliche Ausstrahlung ganz bestimmt wichtiger als Intelligenz. Aber wenn einer beides hatte, Schönheit und Geist, und dazu noch gut im Bett war …
    Solche heißen Phantasien hatte ich damals.
    Für junge Marsianer war Shinktown ein Ort der Versuchung, deswegen fuhren so viele von uns hin. Ich amüsierte mich beim Tanzen, flirtete und küsste ausgiebig, schreckte aber vor intimeren Begegnungen, zu denen sich oft genug Gelegenheit bot, immer wieder zurück.
    Die eine, sich anscheinend ewig wiederholende Wahrheit in der Beziehung der Geschlechter – der Mann macht den ersten Schritt, die Frau hat die Wahl – kam mir zugute. Ich konnte es mit Leichtigkeit bewirken, dass sich jemand für mich interessierte, konnte herumprobieren und das zweifellos brutale (damals hielt ich es allerdings für eine durchaus faire Sache) Spielchen durchziehen, mir ein Musterexemplar aus der großen Herde auszusuchen.
    Mitten in den Ferien, es war ein schöner Frühlingsabend, veranstaltete ein Club der Uni im Anschluss an ein Jai Alai- Spiel {3} im Stadion ein kleines Besäufnis. Ich hatte mir das Spiel angesehen und angesichts all der geschmeidigen männlichen Körper, die hochsprangen und auf den schweren kleinen Ball eindroschen, einen leichten

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