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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Funk ein Notsignal vorausschicken. Wir waren nur noch ein paar Minuten von Auftakt entfernt.
    Mit Entsetzen erwog ich die Möglichkeit, dass es die Heuschrecke darauf angelegt hatte, nach Auftakt zu gelangen. Sie würde mich umbringen, sich an den Denker des Shuttle anschließen und das Steuer übernehmen … Und sich selbst und ihren Nachwuchs in die Forschungsstätte einschleusen. Das konnte ich nicht zulassen.
    Endlose Sekunden verbrachte ich damit, die Maschine zu beobachten. Vorsichtig beugte ich mich hinunter. Ich hoffte, ich könne an Kiris Waffe gelangen, die ganz in meiner Nähe lag. Ich schaffte es nicht. Mit leichtem Zittern, als habe sie eine plötzliche Entscheidung getroffen, eilte die Heuschrecke den Gang hinunter, packte die Pistole und schob mich mit knochenbrechender Gewalt zur Seite. Sie bewegte sich vorwärts und begann, die Blechtür zum Pilotensitz zu bearbeiten.
    Ich beugte mich über Jacques und Kiri. Sie waren beide tot. Von Geschossen zersiebt. Ich lief durch den Gang nach hinten und wälzte Dandy herum. Seine Augenlider flatterten, die Augen öffneten sich. Er stöhnte. Die Maschine hatte ihn an der Schläfe schwer erwischt, aber nicht tödlich getroffen.
    Ich zerrte Dandy nach vorn, zog ihn in einen Sitz und schnallte ihn fest. Sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen, er sah mich an.
    »Wir können nicht zulassen, dass sie bis nach Auftakt kommt«, murmelte er.
    »Ich weiß«, sagte ich. Den Blick nach vorn gerichtet, rief ich dem steuernden Denker zu: »Bring uns sofort runter! Mach eine Bruchlandung!«
    Dandy schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht tun. Sag ihm, er soll landen.«
    Die Heuschrecke schnitt fachmännisch durch die vordere Schutzverkleidung und die verriegelte Tür. Dahinter sah ich das Cockpit und den über den Steuerungen angebrachten Denker. Die Heuschrecke fuhr einen weiteren Arm aus und stocherte damit im Kasten des Denkers herum.
    »Bruchlandung, verdammt noch mal!«, brüllte ich. »Lande! Bring uns sofort runter!«
    Das Shuttle schlingerte und drehte sich. Der Körper der Heuschrecke knallte gegen den Stauraum für Gepäck, so dass sich die Koffer der toten Leibwächter lösten. Hinten schienen sich Jacques und Kiri, wieder zum Leben erwacht, vom Boden zu erheben und wild um sich zu schlagen. Aelitas Wägelchen fiel an mir vorbei ins Heck und krachte auf Jacques’ Leichnam.
    Ich wusste nicht, ob der Denker meine Anweisungen befolgen würde. Aber für die wilden Manöver des Flugzeugs gab es nur eine Erklärung: Der Denker wollte die Heuschrecke damit aus seiner Nähe wegschleudern.
    Aber die Heuschrecke ließ sich nicht abschütteln. Ein schwarzglänzender, insektenartiger Körperteil flog an mir vorbei, doch trotz des Verlustes klammerte sich die Heuschrecke an die vordere Schutzverkleidung und fingerte weiter am Kasten des Denkers herum. Ihr winselndes Bohren übertönte das Dröhnen der überbeanspruchten Motoren, das Gepolter von Gepäckstücken und das schreckliche Aufklatschen der Leichen.
    Ich zog mich mit aller Kraft in einen Sitz. Jacques rutschte an mir vorbei und bespritzte mein Bein mit Blut. Gerade schnallte ich mich fest, da geriet das Shuttle wieder ins Schlingern. Ehe ich die Schutzhaltung für die Bruchlandung einnahm, blickte ich nach vorn und sah, dass der Kasten des Denkers aufgerissen war und gelatineartige Kapseln herausquollen.
    Die Heuschrecke wurde zum Mittelpunkt eines wirbelnden Albtraums.
    Wir schlugen auf.
    Meine Schienbeine stießen schmerzhaft gegen das Gestell vor mir. Eine Ewigkeit lang spürte ich überhaupt nichts, dann einen weiteren Aufschlag. Knochen knackten, ich verlor das Bewusstsein, allerdings nur für kurze Zeit. Das Shuttle rutschte und schlingerte immer noch über den Boden, als ich wieder zu mir kam. Ich hörte Plastik- und Metallteile aufkreischen und die Luft zischend entweichen. Instinktiv schloss ich Augen und Mund und hielt mir die Nase zu. Ich spürte den Zugriff des Vakuums, das Blut strömte mir in den Kopf – und dann blähten sich die Sauerstoffzelte wie Bälle um unsere Sitze auf, saugten sich am Boden fest und füllten sich rasch mit Luft. Sie war so heiß, als habe jemand eine Ofentür aufgemacht.
    Das Shuttle hörte auf zu schlingern, glitt bebend und hüpfend weiter und kam taumelnd zum Stillstand, wobei der Bug nach oben wies.
    Ich blieb angeschnallt sitzen. Das Sauerstoffzelt hüllte mich so ein, dass ich mir wie ein Lurch in einer gummiartigen Eierschale vorkam. Bei jedem mühsamen Atemzug

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