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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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abgeblieben war. Von ihr war keine Spur zu sehen. Vielleicht hatte sie sich losgerissen oder war zusammen mit dem Denker und dem Cockpit in den Sand geschmettert worden.
    Ich drückte mit der Hand fester gegen das Sauerstoffzelt. Mit einem beunruhigenden, schmatzenden Geräusch änderte die Hülle ihre Funktion und bildete um meine Hände herum Handschuhe. Die Luke vorne sprang bei meiner Berührung auf. Halbblind griff ich hinein und holte zwei Zylinder und zwei Masken mit angeschlossenen Atemgeräten heraus.
    Mit einer Gänsehaut – ich erwartete, jeden Moment auf die Heuschrecke zu treten oder sie vor mir aufspringen zu sehen – arbeitete ich mich aus dem Shuttle heraus und rollte mein Sauerstoffzelt langsam zu einer höher gelegenen Stelle des unebenen Geländes. Ich spähte durch die durchsichtige Hülle auf die steinige, hässliche Oberfläche mit ihren messerscharfen Scherben und Wanderdünen. Wir befanden uns zwei oder drei Kilometer jenseits der südlichen Siedlungsgrenze. Wir hatten genügend Sauerstoff für fünf anstrengende Stunden. Ich kehrte durch das ausgezackte Loch zurück und bekam fast einen Herzanfall, als die Hülle an einem scharfen Rohr hängenblieb. Vorsichtig machte ich sie los und arbeitete mich durch den schräg geneigten Mittelgang vor.
    Als nächstes wollte ich mein Sauerstoffzelt erweitern und mit dem von Dandy verbinden. Ich trug die Behälter und Masken nach hinten und legte sie vor meine Füße. Dann wandte ich mich Dandy zu. Mit einem weiteren schmatzenden Geräusch verbanden sich die Oberflächen der Hüllen. Ich stieß einen Finger durch die trennende Membran, die sich daraufhin zurückzog, dehnte die Öffnung aus und kroch hindurch. Die Erste Hilfe-Roboter hatten sich nach getaner Arbeit ordentlich auf dem Nebensitz gestapelt. Dandy hob den Kopf und sah mich verwirrt an. Seine Augen konzentrierten sich auf mich. Seine Miene drückte Qual und Dankbarkeit aus, es bedurfte keiner Worte.
    Ich holte mein Kom aus der Tasche, um mich mit ihm zu verständigen.
    Die Schutzanzüge sind weg. Wir haben noch etwas Hautversiegelung und Schutzmasken. Wir sind etwa drei Kilometer von Auftakt entfernt. Wir laufen dorthin.
    Wir besprühten einander mit der grellgrünen Hautversiegelung und legten die Masken und Atemgeräte an, ehe wir aus dem Flugzeugwrack kletterten. Das Shuttle hatte sich kopfüber in den Boden gerammt, war fünfhundert Meter weiter gerollt und auf seinem zertrümmerten Heck liegengeblieben. Sein aufragender, zerstörter Bug wies zufällig in Richtung der Siedlung Kaibab, zum Auftakt. Durch eine Kom-Verbindung mit einem Navigationssatelliten versuchte ich, unsere Position auf einer Landkarte zu bestimmen, konnte aber kein Signal empfangen.
    Ich hielt Dandy wieder mein Kom vor die Augen. Keine Verbindungen. Keine Antwort vom Navigationssatelliten.
    Er nickte grimmig. Ich kletterte auf einen Felsblock und benutzte ein Fernglas, um die Landschaft abzusuchen. Dandy kletterte mühsam neben mir hoch. Das gebrochene Schienbein machte ihm beim Laufen schwer zu schaffen.
    Wir kauerten uns in einer Senke nieder. Dandy hielt drei Finger hoch und krümmte dann einen davon: Zweieinhalb Kilometer. Mit den Lippen formulierte er: »Der Weg … ist etwa fünfhundert Meter in nordwestlicher Richtung frei.«
    Er deutete auf die glänzenden Brocken glasartiger Lava. Die Felsen erodierten ständig. Wenn abgerundete Teile wegbrachen, kamen darunter scharfe neue Oberflächen zum Vorschein. Es war ein sehr unangenehmes Gelände. Unsere Stiefelsohlen würden mit den scharfen Kanten zwar klarkommen, aber wenn wir hinfielen …
    Wir einigten uns auf die Richtung und marschierten los.
    Die Zeit zog sich endlos hin. Wir starrten ständig nur auf die glitzernden, skalpellscharfen Kanten und fächerförmigen Schichten, die von Treibsand überlagert waren. Wir hoben die Füße, hielten nach einer Stelle Ausschau, an der wir sie ohne zu stolpern niedersetzen konnten, und machten kurze Pausen, um nicht die Orientierung zu verlieren.
    Nach zwei Stunden hatten wir das Lavagebiet hinter uns und standen auf einem gewundenen Weg. Dandy nahm mich bei der Schulter und führte mich direkt nach Norden. Er orientierte sich mit Adlerblick an den Sternen. Aber nach einer weiteren Stunde auf diesem Weg schüttelte er den Kopf, hielt an, überprüfte unseren Sauerstoffvorrat, holte sein Kom heraus und zog eine Karte zu Rate.
    Ich blickte hoch und sah tief am westlichen Himmel einen großen Meteor leuchten. Nein, sagte ich

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