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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mit den beiden anderen Leibwächtern in der Nähe der Toilettentür. Ich schnallte mich los und ging zu ihnen hinüber.
    »Hier stimmt was nicht«, erklärte Dandy und deutete auf mehrere Einbeulungen und Löcher im hinteren Schott. Auch ein Teil des Bodens war gewaltsam entfernt worden, die Ränder sahen wie angefressen oder abgebissen aus. Ich sah in die Richtung, in die Dandy wies: Irgend etwas hatte sich termitenartig durch einen großen Teil der hinteren Passagierkabine gefressen.
    »Vor ein paar Minuten war noch alles in Ordnung«, sagte Jacques D’Monte.
    Dandy erhob sich aus der gebückten Haltung und wischte seine Hände an den Hosenbeinen ab. »Gehen Sie nach vorn, Frau Vizepräsidentin«, forderte er mich auf. »Schnallen Sie sich an. Kiri, sag dem Piloten, er soll uns so schnell wie möglich zum Auftakt bringen.«
    Kiri Meissner eilte mit einer atemlosen Entschuldigung an mir vorbei nach vorne. Ich bückte mich, um in meinen Sitz zu gleiten, als ich von hinten einen schweren Plumps und einen überraschten Aufschrei hörte. Dandy, dessen Gesicht auf einer Seite blutig war, stolperte ein paar Schritte und brach im Gang zusammen.
    Kiri schwang herum und postierte sich sofort zwischen mir und dem Heck. »Unten bleiben!«, murmelte sie. Sie kauerte sich hin, zog ihre Pistole und bewegte sich im Kriechgang nach hinten. Etwas knackte und summte. Kiri zuckte zusammen, umklammerte die Sitzlehnen auf beiden Seiten des Gangs, fiel auf ein Knie und rollte auf den Rücken. Durch ihr schwarzes Hemd drang aus vielen Löchern Blut. Sie hustete und würgte, in ihren Augen lag eine unbestimmte, stumme Frage. Dann blieb sie bewegungslos liegen. Aus ihrem Mund quoll rosa Schaum. Jacques hinter mir stellte sich mit gegrätschten Beinen über Kiris Körper und fluchte leise vor sich hin. Er deutete mit der Pistole auf eine dunkle Gestalt, die im hinteren Schott von der Decke baumelte. Wieder das Knacken und Summen. Langsam drehte er sich auf wachsweichen Beinen um, die Pistole entglitt seinen schlaffen Fingern. Er beugte sich vor, als müsse er sich übergeben, und kippte nach vorn, aufs Gesicht.
    Ich blieb ziemlich weit vorne hinter meinem Sitz hocken. Das Herz klopfte mir bleischwer in der Brust. Aelita Zwei hatte ihr Wägelchen aus der Nische neben mir gelöst. Als es vorwärts rollte, wackelte mein Sitz.
    Das Shuttle flog weiter, als sei nichts geschehen. War Zeit gewesen, einen Alarm auszulösen? Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und spähte am Sitzrand vorbei nach hinten.
    Eine dunkle Gestalt streckte ihre dünnen Arme und Beine aus und hob sich dann in voller Größe vor den offenen Nischen der hinteren Kabine ab. Sie stieß gegen die Decke, machte sich etwas kleiner, gab einen schrillen, maschinenartigen Ton von sich und kroch auf den Schein eines Deckenlichts zu.
    Die Heuschrecke hatte fast Menschengröße. Ihr eiförmiger Körper hatte in sich verschlungene grüne Schichten, sie sah wie die Larve eines riesigen Insekts aus. Ihre vielgliedrigen Beine tasteten die Sitze und den Fußboden so behutsam und geschmeidig ab, dass mir das Blut in den Adern gefror. Ganz oben am Körper hatte sie drei glänzende schwarze Augen. Darunter saß ein beweglicher Rüssel, der, schlank wie ein Gewehrlauf, zielsicher hin- und herschwenkte.
    Nano-Technik in Bioform, speziell zum Überleben auf dem Mars konstruiert. Eine tödliche Waffe.
    Ich starrte die Heuschrecke fasziniert an. Die Maschine kletterte mit angezogenen Hinterbeinen wie leicht angewidert über Dandy hinweg. Mein Körper zitterte in Erwartung der dünnen Geschosse, die mindestens zwei meiner Leibwächter getötet hatten und zweifellos von dem suchenden Rüssel abgefeuert worden waren.
    Enthauptung der führenden Köpfe des Mars.
    Der Samen dieser Heuschrecke war in Lal Qila an Bord gelangt. Vielleicht hatte Achmed Crown Niger doppeltes Spiel getrieben. Allerdings traute ich selbst ihm eine solche Schandtat nicht zu. Eher war anzunehmen, dass er selbst im Moment mit einer ähnlich mörderischen Waffe konfrontiert war.
    Die Maschine zögerte anscheinend, sich an mir vorbei zu drängen. Angesichts meines bevorstehenden Todes trat eine tiefe Ruhe an die Stelle des Ekels, der mich angesichts des jähen Todes meiner Leibwächter gepackt hatte. Ich wusste, ich würde mich bald zu ihnen gesellen. Trotzdem rasten meine Gedanken und suchten nach Überlebenschancen. Der Denker, der das Shuttle steuerte, würde wissen, dass irgend etwas ganz und gar nicht stimmte. Er würde per

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