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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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erzittern.
    »Ich hoffe, das ist unsere Artillerie«, sagte Lieh.
    »Klingt nach Angriff«, bemerkte Eccles.
    »Die meisten Verbindungen sind tot«, erklärte Lieh. »Die haben die Kommunikationssatelliten heruntergeholt. Wir wissen nicht, wie …«
    Leander und ich sahen uns mit zusammengepressten Lippen an.
    »Also sind wir so ziemlich von allen abgeschnitten. Wir können nicht garantieren, dass wir irgendeine Verbindung zur Präsidentin herstellen können«, erklärte Lieh, die tiefe Schatten um Augen und Mund hatte. »Kurz gesagt, haben sie es uns ein weiteres Mal gegeben. Nur ist es diesmal eine noch größere Sauerei. Frau Vizepräsidentin, mein Kopf sagt mir, dass wir ungeheuren Schaden erlitten haben. Wer immer das Kommando über die Streitkräfte der Erde hat, ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Ich werde jede Initiative unterstützen, zu der Sie sich entschließen.«
    »Wir nehmen an, dass sie uns alle umbringen wollen«, sagte Eccles.
    »Das bedeutet Krieg«, stellte Lieh fest. »Wie können wir zurückschlagen?«
    Leander wandte den Blick ab. Wir besaßen noch weitere Damoklesschwerter. Aber wenn wir sie einsetzten, würde es auf beiden Welten zu ungeheuren Verlusten an Menschenleben kommen. Bis jetzt waren nur Phobos und Deimos von dem betroffen, was vielleicht eine ferngesteuerte Konversion war. Diese Handlung konnte man immer noch als Angstreaktion, als Verteidigungsaktion interpretieren.
    »Es ist keine leichte Aufgabe«, sagte Charles, der in der Tür zum Labor stand. Er starrte mich mit verwirrter Miene an, als sei er gerade bös verkatert aufgewacht.
    »Wo ist Tamara?«, fragte Leander.
    »Am QL, sie hält ihn in Bewegung.«
    Eccles tippte mir auf die Schulter. Die roten Punkte auf dem Display hatten sich rund um die Siedlung zusammengezogen. Sie wussten, wo wir waren. Und bald würden sie auch wissen, wer wir waren.
    »Sie nutzen das Eisloch voll aus«, sagte Charles. Er hob die Hand und krümmte sie, als schmerzte sie ihn. »Sie werden es bald gegen uns einsetzen.«
    Weitere Schläge und ein entferntes, hohes, bohrendes Kreischen war zu hören. Ich biss die Zähne zusammen.
    »Sie tun’s«, sagte Lieh mit wildem Blick und glühenden Wangen. »Völkermord. Wir müssen reagieren.«
    Ich wusste, was sie empfand. Wir saßen in der Falle. Es wäre nur natürlich, jetzt all unsere Krallen auszufahren.
    Aber immer noch hatten wir eine Alternative, deshalb war Charles hier: um mich behutsam daran zu erinnern, dass wir schon die ganze Zeit darauf gefasst gewesen waren, etwas gänzlich Unerwartetes tun zu müssen. Rache würde uns nicht retten.
    Aber ich musste alle Möglichkeiten prüfen. »Können wir auf das Eisloch zielen und es umwandeln?«
    »Ich hab’s versucht. Ich kann’s nicht einmal mehr finden.«
    »Ist sonst noch was geschützt?«
    »Wir können uns jedes Ziel auf der Erde vornehmen und es umwandeln«, antwortete Charles leise. »Milliarden von Hektar. Ganze Kontinente … Wenn du den Befehl gibst.«
    Deutlich waren von außerhalb des Labors die Einschläge schwerer Projektile zu vernehmen. Eccles fragte nach und erfuhr, dass zwei Heuschrecken zerstört worden waren, eine in einem Lagerraum, die andere in einem Wartungstunnel, den nur Roboter benutzten, hundert Meter vom Labor entfernt.
    »In einer Stunde oder noch früher wird es zum Nahkampf kommen«, sagte sie.
    Ich konnte Charles nicht die Anweisung geben, die Menschheit auf der Erde auszurotten. Vielleicht würde er einen solchen Befehl auch gar nicht befolgen. Meine Möglichkeiten waren auf eine einzige zusammengeschrumpft, aber selbst zu deren Realisierung fehlte mir die Autorität.
    Ich musste so lange wie möglich auf Ti Sandra warten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Eccles.
    Aelita unterbrach sie und sagte: »Wir haben soeben ein wichtiges Bild von einer mobilen Satellitenstation empfangen.«
    Das Display änderte sich sofort. Wir sahen aus fünfhundert Metern Höhe auf das Schiaparelli-Becken hinab. Ein grauer, undurchdringlicher Vorhang fegte wie ein schlängelnder Aal über das Becken, sein oberer Rand war voll funkelnder Sterne. Er schien sich langsam von Norden nach Süden zu bewegen. Wo er vorbeigekommen war, füllte Staub die dünne Atmosphäre. Durch den Staub konnten wir ganz schwach Seen geschmolzenen Gesteins, schwarzes Chaos und völlige Zerstörung erkennen.
    »Das war Many Hills«, sagte Dandy.
    »Jetzt wandeln sie den Mars um«, sagte Leander.
    »Frau Vizepräsidentin …«, begann Lieh, aber Charles

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