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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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und gab eine Schleusentür frei. Sie schwang nach innen auf, Dandy half mir hindurch.
    Ein Wächter erwartete uns in dem engen Tunnel hinter der Tür. Er hatte sich auf ein Knie niedergelassen und hielt ein elektronisches Gewehr im Anschlag. Bei unserem Anblick hob er den Kopf, öffnete eines seiner zusammengekniffenen Augen und zwinkerte ungläubig. »Ihr seid doch abgestürzt«, sagte er. Wir konnten allmählich wieder hören, allerdings kamen die Geräusche grell und unregelmäßig. Die lauten Töne schmerzten in den Ohren.
    »Allerdings. Und wo war die gottverdammte Rettungsmannschaft?«, krächzte Dandy vorwurfsvoll.
    »Niemand kann hier raus«, antwortete der Wächter, hob sein Gewehr und stand auf. »Wir haben an allen Gängen nach draußen Verteidigung postiert. Wir haben zwei Heuschreckenangriffe hinter uns …«
    »Ich muss zum Hauptlabor«, sagte ich.
    Man hatte die Siedlung an zwei Stellen attackiert, beide lagen nahe bei dem Südtunnel, durch den wir hereingekommen waren. Auf die für die Verteidigung der Siedlung zuständige Abwehrchefin, eine Frau mit breitflächigem Gesicht namens Eccles, stießen wir in einem Seitengang. Ihr folgte ein Tross von Wartungs- und Verteidigungsrobotern. Sie sah Dandy mit hochgezogenen Brauen fragend an, aber er schüttelte mit tief gerunzelter Stirn den Kopf: Keine Zeit für irgendwelche Erklärungen.
    Die ganze Siedlung war in höchster Alarmbereitschaft. Leander empfing uns bei der Abzweigung vom Hauptgang. Aufgrund eines Rohrbruchs stand das Wasser knöcheltief im Gang. Wir stapften neben Leander durch das Rinnsal.
    »Wir haben Charles und Tamara in Alarmbereitschaft«, erklärte er. »Sie sind in den Hauptlabors, testen die QLs und bereiten sich auf alles vor. Sie warten nur auf Ihre Anweisungen.«
    Nachdem Eccles ihre Truppen und Roboter in Stellung gebracht hatte, platschte sie durch den Gang und gesellte sich zu uns. »Frau Vizepräsidentin, es ist uns nicht gelungen, Many Hills zu erreichen. Südlich von der Siedlung haben wir Heuschrecken gesichtet. Wir hatten zwei Attacken und erwarten jederzeit einen Frontalangriff.«
    Wir stiegen drei Stufen zu einem trockenen Gang empor.
    »Wir brauchen eine bessere medizinische Versorgung, und zwar bald. Und ich will alles sehen«, sagte ich. Als wir weit entfernt zwei dumpfe Schläge hörten, blieben wir alle wie angewurzelt stehen. Wir sahen uns argwöhnisch und abwartend um.
    »Unsere Verteidigungsroboter haben das Feuer eröffnet«, meinte Eccles.
    Dandy schüttelte bitter den Kopf. »Sie werden hier wie die Kellerasseln eindringen. Mit Schüssen können wir sie nicht aufhalten.«
    »Ich werde alles tun, was ich, verdammt noch mal, tun kann«, blaffte Eccles ihn mit blitzenden Augen an.
    Leander zog mich zur Seite, während Dandy und Eccles sich über die Strategie in die Haare gerieten. »Die Heuschrecken sind nicht unsere größte Sorge. Sie haben Phobos weggeholt.«
    »Das haben wir gesehen«, sagte ich.
    »Und auch Deimos. Wir haben keine großen Geschütze mehr.«
    »Phobos sah aus, als werde er abgefackelt.«
    Leanders Gesicht fiel ein. »Wir empfangen Gammastrahlen hoher Intensität.«
    »Wie machen sie das überhaupt?«
    »Umwandlung über Fernsteuerung«, antwortete Leander. »Anscheinend nutzen sie das Eisloch, um auf uns zu zielen.«
    »Sind die Stabsleute davongekommen?«, fragte ich.
    Leander schüttelte den Kopf. »Medizinische Hilfe und Transportmittel sind im Anmarsch, das habe ich veranlasst.«
    Der Schmerz in meinen Rippen hatte sich in ein brutales Pochen verwandelt.
    Im Anbau hinter dem Hauptlabor injizierte mir ein diensteifrig summender Roboter weiteres Nano und beobachtete meine Reaktionen. Währenddessen arbeiteten Eccles und Lieh gemeinsam mit Aelitas Original daran, mir das wenige, das sie wussten, vorzuführen. Eine Karte des Kaibab-Plateaus zeigte Hunderte von blinkenden gelben Kreuzen: Hier wurden aufgrund der Meldungen von Fesselballons und Gleitern, die um die Siedlung kreisten, Heuschrecken vermutet. Rote Punkte markierten die Stellen, an denen sich mit Sicherheit Heuschrecken aufhielten. Ich zählte dreißig.
    Dandy beschrieb die Heuschrecke, die in unser Shuttle eingedrungen war und uns zur Bruchlandung genötigt hatte. Lieh hörte aufmerksam zu.
    »Wir haben nur recht vage Vorstellungen davon, welche Formen sie annehmen und was sie anrichten können«, sagte sie. »Bis jetzt haben wir nur Kundschafter und Fußvolk gesehen.«
    Weitere dumpfe Schläge ließen Wände und Boden

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