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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dunklen Innenraum brachte Charles den Schlepper zum Stehen. Wir verschlossen unsere Schutzanzüge und kletterten aus der Kabine. Charles legte die Handfläche gegen die Schleusenöffnung und wandte sich mir zu: »Ich bin nicht mehr hier gewesen, seit die Codes geändert wurden. Hoffentlich bin ich noch in dem alten allgemeinen Netz der BG Klein registriert.«
    »Hast du das denn nicht nachgeprüft?«, fragte ich besorgt.
    »War nur ein Scherz«, antwortete er. Die Schleuse öffnete sich, und wir traten ein.
    Über die Jahre hatten die Roboter bei Beschädigungen Selbsthilfe geleistet, inzwischen sahen sie entsprechend hässlich und verbeult aus. Sie erinnerten mich an pflichtbewusste kleine Bucklige. Unterwürfig gingen sie uns aus dem Weg, während wir die engen Tunnel erkundeten, die zu den Hauptwohnquartieren führten. »Ich hab noch nie so alte Roboter gesehen«, bemerkte ich.
    »Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Die Kleins sind eine geizige Familie. Die besten Maschinen haben sie mitgenommen und nur ein Minimum an Personal dagelassen, gerade so viel, wie zur Wartung des Wassers nötig ist.«
    »Die armen Dinger«, sagte ich skeptisch.
    »Voilà«, verkündete Charles und öffnete die Tür zu den Wohnräumen. Was dahinter lag, entsprach dem, was ein Wahnsinniger für Ordnung halten mag: In einer Ecke lagen in einer Art Verschlag Luftmatratzen aufeinandergestapelt. Laken bedeckten einen Tisch, als handele es sich um ein Bett. Verrottende Gerätschaften waren mitten auf dem Fußboden liebevoll aufeinander getürmt, so dass sie menschlicher Aufmerksamkeit nicht entgehen konnten. Es roch nach Jod. Die Maschinen hatten sich gelangweilt. Ein großer Roboter – er war etwa ein Meter groß und halb so breit und sah wie ein großes Fass mit herausragenden Ärmchen aus – stellte sich stolz in die Mitte seines Reiches und krächzte: »Willkommen. Seit vier Jahren sind in diesem Anwesen keine Gäste mehr gewesen. Wie können wir euch zu Diensten sein?«
    Charles lachte.
    »Nicht«, sagte ich. »Du verletzt seine Gefühle.«
    Der Roboter summte ständig, er würde bald den Geist aufgeben. »Diese Einheit braucht Ersatzteile, falls solche verfügbar sind«, teilte er uns mit, nachdem er einen Augenblick lang schweigend nach innen gelauscht und geschwiegen hatte.
    »Du wirst ohne Ersatzteile auskommen müssen«, sagte Charles. »Wir brauchen einen Raum, in dem wir wohnen können, in dem zwei Menschen wohnen können … getrennte Zimmer. So schnell wie möglich.«
    »Ist dieses Zimmer hier nicht in Ordnung?«, fragte der Roboter mit mechanischer Entrüstung.
    »Einigermaßen, aber man muss es ein bisschen umräumen.«
    Wir konnten ein Kichern nicht unterdrücken.
    Der Roboter betrachtete uns auf jene drollige Weise, die älteren Maschinen eigen ist. Sie wirken ebenso eigensinnig wie empfindlich, dabei sind sie in Wirklichkeit nur langsam. »Das wird geregelt. Ich bitte um Verzeihung, aber diese Einheit braucht Ersatzteile und Nano-Aufladung, falls möglich.«
    Vier Stunden später, nachdem die Wohnräume einigermaßen aufgeräumt waren und die Roboter unsere Vorräte – sie sollten für mehrere Tage reichen – registriert und verstaut hatten, hörten Charles und ich mit dem Gerenne auf und blickten einander an. Charles sah als erster weg und tat so, als überprüfe er mit kritischem Blick das Mobiliar. »Sieht hier wie in einer Baracke aus.«
    »Ist doch prima hier«, sagte ich.
    »Na ja, Luxus ist es nicht gerade.«
    »Das hab ich auch gar nicht erwartet.«
    »Ich war schon einmal hier, als ich zehn war. Mit meinem Vater«, sagte Charles und strich sich mit den Händen nervös über die Hosen. »Es war eine Art Rückzug. Wir sind hier für zwei Tage geblieben, während wir von Amnesia über Durrey nach Jefferson gereist sind … Die Ländereien der BG Klein schneiden hier direkt in die alten Ländereien der BG Erskine ein. Ich weiß gar nicht, wie’s dazu gekommen ist.«
    Es folgte ein weiterer Augenblick verlegenen Schweigens. Offenbar wusste Charles nicht, wie er anfangen sollte und was ich erwartete. Das wusste ich auch nicht, aber als weiblicher Teil des Paares war es nicht an mir, den Anfang zu machen. Und ich wollte es auch gar nicht erst versuchen.
    »Sollen wir uns die Weinkellerei ansehen?«, fragte er plötzlich und streckte die Hand aus.
    Ich nahm seine Hand, und wir machten uns auf die offizielle Besichtigungstour durch Très Haut Médoc.
    Charles Nervosität machte es mir leicht. Leicht deshalb, weil

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