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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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seiner Familie gefahren«, räumte ich ein. »Er ist nett.«
    »Er sieht gut aus«, stellte Diane versonnen fest. »Ich freue mich mit dir, Casseia.«
    Ich rollte meine Tasche zusammen. »Darf ich meine Nachrichten allein abhören?«
    »Verstanden«, sagte Diane.
    Die Nachricht von Charles bescherte mir erneutes Herzklopfen. Er bedrängte mich immer noch oder schon wieder.
    Eine Stunde nach unserer Ankunft in Shinktown hatte Charles folgende Nachricht aufzeichnen lassen:
     
    Du hast dein Kom in meiner Tasche vergessen. Ich schick’s dir nach Hause. Ich wollte nur sichergehen, dass du verstehst, wie ernst es mir ist. Ich liebe dich. Und ich glaube nicht, dass ich jemals eine andere Frau wie dich finden werde. Ich weiß, dass du Zeit brauchst. Aber ich weiß auch, dass wir unsere Träume miteinander teilen können. Ich vermisse dich jetzt schon.
     
    Er hing mehr an mir als ich an ihm. Ich saß auf dem Bettrand und hatte panische Angst.
    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf, weil mir Erinnerungen an Charles durch den Kopf gingen und mich beschäftigten. Es war so verwirrend und so wunderbar gewesen, aber ich wusste auch, dass ich zum Heiraten noch zu jung war. Manche taten es in meinem Alter: diejenigen, die ihre Zukunft schon seit der zweiten Schulklasse in der Tasche hatten. Diejenigen, die wussten, was sie wollten und wie sie es erreichen würden.
    Wenn ich Charles sagte, ich wolle jetzt nicht heiraten, würde er lächeln: Lass dir nur Zeit. Und das war nicht die Antwort, die ich hören wollte. In Wirklichkeit musste ich noch schwer daran arbeiten, mein Innenleben und die äußere Realität unter einen Hut zu bringen. Und was war, falls Charles gar nicht richtig zu mir passte? Warum sollte ich mich mit etwas begnügen, was womöglich nicht die beste Lösung war?
    Ich schüttelte traurig den Kopf. Ich fand mich furchtbar egoistisch und hatte sogar das Gefühl, Charles zu hintergehen. Er hatte mir alles gegeben. Wie konnte ich mich verweigern? Wie konnte ich solche Gedanken denken und dennoch behaupten, sogar mir selbst gegenüber, dass ich ihn liebte?
    Ich schickte ihm eine schriftliche Nachricht, da ich meiner Stimme nicht traute:
     
    Die Zeit in Très Haut Médoc war wunderschön. Ich werde sie immer so in Erinnerung behalten. Ich kann über eine gesetzliche Bindung noch gar nicht reden, weil ich viel weniger Selbstsicherheit besitze, als du sie offensichtlich hast. Wir müssen mit unseren Freunden zusammensein und alles Mögliche unternehmen, ehe wir auch nur daran denken können, uns zu binden. Meinst du nicht auch?
     
    Ich unterzeichnete mit Alles Liebe, Casseia Majumdar. So hatte ich auch schon Briefe an entfernte Verwandte unterschrieben. Nicht etwa Ich liebe dich, eine verbindliche Erklärung, sondern kurz und bündig Alles Liebe. Das würde Charles weh tun. Es tat auch mir weh, das so niederzuschreiben und nicht mehr abzuändern …
    Aber ich schickte die Nachricht ab. Diane hinterließ ich einen Abschiedsgruß. Sie würde in Durrey bleiben und für ihr Studium lernen.
    Ich nahm den Zug nach Nord-Solis. Ich lehnte den Kopf gegen das Doppelglasfenster und blickte nach draußen, auf den nächtlichen Mars, auf Phobos, das sich wie ein trüber Suchscheinwerfer über den düsteren Hügeln westlich von Durrey erhob.
    Ich habe Angst, gestand ich mir ein. Ich kann nie wieder so sein, wie ich früher gewesen bin. Ich kann einem anderen nie das sein, was ich Charles bin. Eine Phase ist jetzt abgeschlossen, und ich habe Angst.
    Über Claritas Fossae fuhr ich nach Jiddah Planum und Ylla, wo meine Familie wohnte. Ich freute mich über das Wiedersehen mit meinen Eltern und meinem Bruder, versuchte so zu tun, als sei ich selbst fröhlich und selbstsicher und alles andere in bester Ordnung, und gab vor, dieselbe wie immer zu sein. Aber ich habe jetzt einen Geliebten, Vater. Ich habe mit einem Mann geschlafen, Mutter, und es war wunderbar … Ich meine, er war wunderbar, und ich glaube, ich bin verliebt, aber es geht alles so schnell, und ich wünschte, bei Gott, ich könnte mit dir reden, wirklich mit dir reden …
    Keine Nachricht von Charles. Drei Tage lang nichts.
    Vielleicht hatte er inzwischen die tieferen Schichten meines Charakters ausgelotet und war zu dem Schluss gekommen, dass er einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte. Vielleicht hatte er erkannt, dass ich im Grunde noch ganz unreif und unsicher war, und daraufhin beschlossen, mich als irgendeine Shinktown-Tussi abzuschreiben – trotz allem, was gewesen

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