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Heimat Mensch - Was uns alle verbindet

Titel: Heimat Mensch - Was uns alle verbindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Antweiler
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noch an andere Götter oder Geister. Der indonesische Islam gilt als tolerant. Seit die Religion im 11. Jahrhundert durch indische Händler in das Gebiet des heutigen Indonesiens kam, hat sie fortwährend andere Glaubensideen aufgesogen. Heute enthält sie auch buddhistische und hinduistische Elemente.
    Wir sind also nicht in Arabien, einige Grundregeln werden aber strikt eingehalten. Das gilt vor allem für den Umgang der Geschlechter. Mädchen und Frauen sollten in der Öffentlichkeit bedeckt sein. Frauen tragen zwar nur in manchen Gegenden einen islamischen Schleier, aber sie achten generell darauf, wenig zu zeigen. Es soll nicht viel nackte Haut zu sehen sein, und auch die Kurven des Körpers verschwinden am besten unter weiter Kleidung. Viele Frauen tragen ein Kopftuch, ein Phänomen, das in den letzten Jahren zugenommen hat. Nun grübeln die Wissenschaftler: Handelt es sich um ein Zeichen für eine zunehmende islamische Orientierung, oder geht es einfach nur um Mode: Islamic Chic ? Verhüllt wird die Haut auch im Haus, wenn Leute da sind, die nicht zur Familie gehören. Auf Werbeplakaten oder im Fernsehen werden kaum nackte Tatsachen präsentiert. Zeitschriften mit nackten Schönheiten bekommt man in Ujung Pandang nur unter dem Ladentisch. Schon ein knapper Bikini auf dem Titel erscheint vielen schockierend.
    Feuchtgebiete trockenlegen
    In anderen Kulturen kann Nacktheit provozieren, die wir gar nicht als solche wahrnehmen. In Ujung Pandang gehen alle gerne an der berühmten Strandpromenade spazieren, deren Mauer über einen Kilometer lang ist und in den Traveller-Guides als »längste Sitzbank der Welt« firmiert. Besonders am Spätnachmittag ist es hier schön. Die Sonne scheint, man kann aufs weite Meer hinausblicken, Schiffe beobachten und auf den Sonnenuntergang warten. In Kneipen gibt es das Bier zum Sunset , Hunderte von kleinen Ständen laden ein zu Suppen, Fisch oder Süßigkeiten. Wir schlendern anfangs öfters mit Ibu an den Ständen entlang und lassen uns von ihr unbekannte Leckereien erklären. Wir essen gebackene Bananen und trinken dazu eine kalte Cola.
    Nach einiger Zeit stellen wir diese herrlichen Spaziergänge ein. Immer öfter passiert es nämlich, dass uns westliche Touristen entgegenkommen. Sie sind auf der Durchreise, um am nächsten Tag einen Bus zu besteigen, der sie ins Bergland bringt. Dort besuchen sie die Ethnie der Toraja, die für ihre bunten Häuser und blutigen Opferriten bekannt ist. Ujung Pandang ist für sie nur ein Zwischenstopp beim »Inselnsammeln«. Vorher waren sie auf Bali, wo es schon lange Tourismus gibt und die Sitten deutlich lockerer sind als hier im besonders islamischen Sulawesi. Auch wenn alle Reisebücher davon abraten, liegen in Bali immer wieder Touristinnen barbusig am Strand. Dort wird es geduldet; hier wäre es undenkbar.
    Nach einer Flugstunde frisch gelandet und gut drauf, gehen die Weltenbummler spazieren. Die Frauen tragen kurze Hosen oder Miniröcke und laufen in Shirts mit Spaghettiträgern herum. Es ist ja warm. Begegnet uns eine solche Touristin, spüren Maria und ich, wie unangenehm das Ibu ist, auch wenn sie gar nichts sagt. Unsere Cola, eigentlich ein erfrischender Luxus, erscheint schal; die Stimmung ist im Eimer. Zu Hause fragen wir nach. Ibu ziert sich. Schon das Thema widerstrebt ihr, aber wir wollen es wissen. Nach und nach kommt heraus: Es ist ihr unangenehm, etwas für sie so Anstößiges zu sehen. Sie nimmt beide Hände und hält sie demonstrativ vor ihren Unterkörper und sagt mit verzweifelter Miene: »Wie können sie so nackt herumlaufen?« Sie erklärt uns dann, dass es für sie besonders schlimm ist, wenn sie solchen Touristinnen in unserer Begleitung begegnet, denn das würde sie selbst entehren.
    Das ist im Westen ganz anders: Nackte Tatsachen starren einem von jedem Kiosk entgegen. Klar wird es einem erst, wenn man unsere Gesellschaft einmal von außen betrachtet. Mein pakistanischer Kollege Azam Chaudhary, der in Deutschland lebt, sagt: »Die Menschen hier können sich gar nicht vorstellen, wie unangenehm es für einen islamischen Mann ist, dauernd mit nackten Körpern konfrontiert zu werden.« Nach ein paar Monaten in Indonesien sind wir in der Lage, das ein Stück weit nachzuvollziehen. Meine Frau versteckte eine Brigitte , die sie von ihrer Schwester aus Deutschland geschickt bekommen hatte, unter der Matratze. So nackt kamen ihr mit einem Mal die Models in den harmlosen Sommerkleidern vor. Hierzulande erörtern im Fernsehen

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