Heimkehr
GANZ BESTIMMT ?« hakte Mike nach.
» UNBEDINGT !« bestätigte Jack.
Jetzt blickte Mike mich an. » OKAY , DICK ?«
»Ich weiß nicht so recht.«
Mike öffnete die Flasche und schüttete das Bier in die Gläser.
»Laßt uns das Zeug hinunterkippen. Zwei Männer und ein kleines Baby.«
Ich griff zu einem Glas und hielt es unschlüssig in der Hand. »Kippen wir es hinunter.«
Es merkt ja keiner, dachte ich. Außerdem sagt jeder, daß das Zeug gut schmeckt. Schön kalt an einem heißen Tag. Alle Männer trinken Bier, mit Ausnahme meines Vaters. Ein Glas ist wahrscheinlich nicht genug, um betrunken zu werden. Und wenn es so gut ist, wie immer alle behaupten, was spielt es dann eigentlich für eine Rolle, ob ich zu jung dafür bin?
Der stählerne Waagebalken kippte so schnell nach unten, daß es mich fast heruntergeschleudert hätte. Ich wußte nicht, was geschehen würde, wenn er gänzlich kippte, aber ich wollte es heute auch nicht herausfinden.
Mike schüttete noch ein wenig Bier nach, und oben auf den Gläsern befand sich jetzt eine weiße Schaumkrone.
Er hob sein Glas und leckte sich genießerisch die Lippen. »Spülen wir’s runter, Jungs. Jetzt oder nie.«
Wir tranken alle drei.
Ein halber Schluck, und meine Kehle war wie zugeschnürt. Kalt war das Bier. Köstlich auch? Es schmeckte schrecklich. Das war nicht richtig von mir. Ich bin tatsächlich zu jung, um Bier zu trinken.
»Puuuh«, sagte ich und zeigte auf mein Glas. »Und das soll gut sein?«
»Schaden wird es jedenfalls nichts«, erwiderte Mike, hielt sein halbleeres Glas hoch und sah uns zufrieden an.
»Er hat recht«, sagte Jack. »Ich könnte mich richtig daran gewöhnen.«
»Langsam, langsam, Jungs«, sagte ich. »Ihr seid verrückt. Das Zeug schmeckt wie die Substanzen in meinem Chemiebaukasten. Sie gießen das Zeug in einen Kessel und lassen es dann faulen.«
» Gären, nicht faulen. Sie lassen es gären.« Mike wußte offensichtlich darüber Bescheid. »Es ist nun mal Bier, zum Teufel! Es schmeckt nun mal so und nicht anders. Entweder du magst es, oder du magst es nicht. Außerdem schmeckt es mit jedem Schluck besser.« Er blickte auf mein fast volles Glas, das ich hilflos in der Hand hielt. »Aber um das herauszufinden, mußt du es natürlich auch trinken.«
Mir schauderte. Mußte ich das alles mitmachen, egal, ob ich es richtig fand oder nicht? Bedeutet das, erwachsen zu sein, wenn man tut, was andere Menschen tun? Mir gefiel nicht, was sich hier abspielte. Aber wie komme ich hier raus? Hilfe!
Die Antwort war eine Explosion in meinem Hinterkopf: Türen flogen aus ihren Angeln, eine bleierne Macht sprang schäumend vor Wut herein:
Dieser Trottel will dir vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast! Was meint er mit ›du mußt es natürlich trinken‹? Du mußt überhaupt nichts tun, wenn du es nicht selbst tun willst. Dieser Clown will DIR sagen, daß du tun sollst, was ER will?
Ich stellte das Glas so heftig auf den Tisch, daß das Bier überschwappte. »Ich muß überhaupt NICHTS , Mike. Niemand kann mir vorschreiben, was ich zu TUN ODER zu LASSEN HABE !« Die beiden starrten mich sprachlos an.
»Ich werde NICHTS trinken!« Wütend sprang ich aus dem Stuhl hoch. »Und KEINER wird mich zwingen!«
Ich rannte aus dem Zimmer und schmetterte die Haustür krachend ins Schloß. In diesem Augenblick war ich genauso überrascht wie meine beiden Freunde. Wer ist der wilde Kerl, der da aus mir herausbrüllt? Ich schlug nicht einfach nur ein bißchen über die Stränge, sondern da war jemand, den ich bisher noch nie gesehen hatte. Er hatte mich von hinten vehement gepackt und mich einfach beiseite geschubst, und ihm war es egal, was ich oder die anderen darüber dachten. Es war ihm auch egal, ob man ihn für VERRÜCKT hielt.
Ich stapfte die Straße hinunter zu unserem Haus. Langsam regte ich mich wieder ab und merkte, daß der Stahlbalken in mir wieder ins Gleichgewicht kam und sich felsenfest verankerte. Ich blinzelte in die Sonne, lachte plötzlich laut auf und ging schneller. Dieser Typ ist ungeheuer gut. Er gehört zu mir und steht mir bei. Wer bist du, alter Junge?
Niemand zwingt dich, etwas zu tun. Kapiert, Dick? Niemand, weder Mike noch Jack noch Mom noch Dad noch irgend jemand kann dich in deinem Leben jemals zu etwas zwingen, das du nicht tun möchtest.
Mein Mund blieb offen stehen. Du kümmerst dich um mich!
Ja. Andere Menschen kümmern sich auch um dich. Aber wenn du dich nicht traust, dich zu verteidigen, werde ich
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