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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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hatte, und verschränkte die Arme. »Ich bin überhaupt nicht glücklich. Ich habe herausgefunden, dass meine Schwester, mein eigen Fleisch und Blut, mich hintergangen und verletzt hat. Als Cole mir erzählt hat, was du getan hast, wollte ich es zuerst nicht glauben. Es erschien mir unmöglich, dass das Mädchen, mit dem ich aufgewachsen war, die Schwester, um die ich mich gekümmert und der ich, als ich fort war, jeden Monat Geld geschickt hatte, mich so hinters Licht führen könnte. Ich hätte sogar deine Hochzeit bezahlt.« Ihre Worte trieften vor Ironie. »Ich würde dich fragen, warum du es getan hast, aber ich bezweifle, dass irgendeine Erklärung jetzt noch etwas bewirken könnte.«
    Amy versuchte unter Anstrengung, sich wieder aufzusetzen. »Ich habe dir bereits gesagt, warum. Du hast Cole nicht verdient!«
    War ihre Schwester schon immer so ein selbstsüchtiges Ungeheuer gewesen?, fragte sich Jess. Hatte sie denn gar kein Gewissen? »Und wer gibt dir das Recht, das zu entscheiden? Empfindest du keine Gewissensbisse? Oder Reue?«
    Amy sah sie aus schmalen Augen an. »Hattest du denn Gewissensbisse, weil du Daddys ganze Zeit für dich beansprucht hast?«
    Hinter Amys Maske der frommen Wohltäterin schien sich eine erschreckend andere Person zu verbergen. Bitterer Groll regte sich in Jessica, und obwohl sie es schaffte, an diesem halböffentlichen Ort ihre zitternde Stimme nicht zu erheben, konnte sie ihren Ärger nicht länger bezähmen. »So hast du also beschlossen, dass du diejenige sein solltest, die Cole heiratet. Du hast uns beiden vorgegaukelt, dass der jeweils andere die Verlobung aufgekündigt hätte …«
    »Ihr wart nicht verlobt. Zumindest nicht offiziell.«
    »… obwohl du wusstest, dass wir uns seit unserer Kindheit geliebt hatten«, fuhr Jess fort, ohne auf Amys Unterbrechung zu achten. »Du hast uns unverzeihliche Lügen erzählt – 
uns
, Menschen, die du vorgibst zu lieben. Das kann ich nicht hinnehmen, weder von dir noch von jemand anderem!« Sie stand vom Hocker auf.»Du findest also, dass ich Cole nicht verdiene? Dann will ich dir etwas sagen, Amy. Ich finde, Cole verdient so eine hinterhältige Betrügerin wie dich nicht.«
    Als Amy empört aufschnaufte, löste das einen leichten Hustenanfall aus, den Jessica jedoch nicht weiter beachtete, als sie ging.

    Ein stetiger Regen peitschte gegen das Esszimmerfenster der Braddock-Farm. Nur Cole und Pop saßen am Tisch.
    Susannah hatte sich wieder auf den Stuhl am Wohnzimmerfenster zurückgezogen, und die Jungen schliefen oben. Seit Susannah das Krankenhaus mied, hatte man ihre Verbannung in das Blockhaus der Farmarbeiter, das abseits des Haupthauses lag, aufgehoben. Sie waren die Einzigen, die immer noch mit dem Appetit kindlicher Unschuld aßen. Sie spürten jedoch, dass etwas nicht in Ordnung war, weil die Erwachsenen sich so komisch benahmen, das wusste Cole. Ihr Onkel Tanner hatte ihnen erzählt, dass Miss Susannahs Ehemann nicht mehr aus dem Krieg auf die Farm zurückkehren würde. Aber sie waren selbst von ihren Eltern verlassen worden, und auch die würden nicht mehr zurückkommen. Das war noch schlimmer gewesen.
    Tanner saß im Wohnzimmer und las eine Farmerzeitschrift. Cole war aufgefallen, dass Tanner sich seit Rileys Tod besonders um Susannah kümmerte. Er mochte den Mann, der seine Arbeit erledigte, ruhig und kompetent war und nett mit seinen Neffen umging.
    Cole nahm seinen blauen Emaille-Kaffeebecher, um ihn in die Küche zu bringen. »Magst du noch welchen, Pop?«
    »Warum nicht.« Er schob ihm seinen Becher zu.
    Cole ging zum Herd und kam mit zwei dampfenden Bechern zurück. Beide hatten sie sich bis zur Kante mit Whiskey volllaufen lassen. Jetzt waren sie wieder zu Kaffee übergegangen.
    »Ich muss dir etwas erzählen.«
    Sein Vater sah ihn an, müde und besorgt. »Ja?«
    Cole nickte und erklärte, warum er nicht mehr mit Amy zusammen war.
    Pop starrte ihn an. »Bist du dir da ganz sicher?«
    Zum dritten Mal holte Cole sein Beweismaterial hervor und schob es über den Tisch. Der alte Mann nahm beide Blätter und hielt sie mit ausgestrecktem Arm, um sie lesen zu können.
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich werde Jessica fragen, ob sie mich heiratet und hier in Powell Springs bleibt.«
    Pop schloss die Augen. »Du meine Güte, schon wieder das Arztmädel.«
    »Komm schon, Pop, gib es doch zu. Amy wollte uns mit ihrem doppelten Spiel alle an der Nase herumführen. Jessica war immer nur Jessica. Amy …« Er schauderte.

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