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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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Ärzten als Lungenentzündung diagnostiziert – und sie wusste auch, wie überbelegt die provisorischen Militärlager waren. Unter solchen Umständen konnten sich Krankheiten raschausbreiten. Bei der Erwähnung von Camp Lewis musste sie unweigerlich wieder an den jungen Cookson denken.
    »Im Krieg sterben mehr Männer an Krankheiten als an Verletzungen«, sagte sie, während sie in ihrer Beuteltasche nach dem Geld kramte, um Leroy zu bezahlen.
    »Wirklich?« Er sah noch einmal auf ihre Nachricht und blickte sich dann rasch um, als wäre außer ihnen beiden noch jemand anwesend. Heutzutage war das keine grundlose Angst. Eine harmlose Bemerkung konnte einen in Teufels Küche bringen. »Dann bin ich froh, dass ich zu alt bin, um eingezogen zu werden«, murmelte er mit gesenkter Stimme.
    Sie tätschelte seinen Arm und lächelte. »Ich auch, Leroy.«
    Draußen auf dem Gehweg blieb sie einen Augenblick stehen, erfüllt von einer unguten Vorahnung, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Dann holte sie tief Luft und machte sich auf den Weg ins Hotel.

    Vor Jessicas Hotelzimmertür zog Cole seinen rechten Wildlederhandschuh aus, doch seine erhobene Hand verharrte unschlüssig vor der hölzernen Türfüllung. Es war Amys Idee gewesen, aber ihm ging das alles ziemlich unter die Haut, und er war fest entschlossen, diese Begegnung so kurz wie möglich zu halten. Wenn Amy ihn nicht darum gebeten hätte, wäre er jetzt wieder in seiner Schmiede oder würde Susannah und Tanner mit den Pferden helfen.
    Ein Gast ging im Flur an ihm vorbei, und Cole wollte nicht so wirken, als liege er hier wie der böse Wolf auf der Lauer. Er klopfte scharf an die Tür.
    Drin näherten sich Schritte. »Wer ist da, bitte?«
    »Cole.« Sie öffnete die Tür zunächst nur einen Spalt weit, zog sie jedoch bei seinem Anblick ganz auf. »Hast du etwa Angst vorm Schwarzen Mann?«
    Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein schmal geschnittenes hellbraunes Kleid mit einem breiten Kragen, der bis zu denSchultern reichte, und einem Volantrock, dessen Säume schwarz eingefasst waren. Das Kleid brachte ihre Rundungen zur Geltung, sodass er seine Augen nicht von ihr wenden konnte.
    »Nein, ich bin mit den Jahren nur vorsichtiger geworden. Zum Glück muss hier niemand seine Haustür absperren. Powell Springs ist eben nicht New York.«
    Als ob er das nicht wüsste. »Da erzählst du mir nichts Neues. Ist das alles?« Er zeigte auf die beiden großen Koffer und einige kleinere Gepäckstücke, die an der Wand standen. Frauen reisten nie mit leichtem Gepäck, dachte er, und Jessica, wenngleich eine praktisch veranlagte Frau, war da anscheinend keine Ausnahme. Aber fairerweise musste er zugeben, dass sie schließlich auf dem Weg nach Seattle war, um … Karriere zu machen. Natürlich hatte sie all ihre Habe bei sich.
    Trotz der weit geöffneten Tür wirkte Jessica nervös und nestelte an ihrem breitrandigen Hut, den Ärmelmanschetten und der schlichten Goldkette an ihrem Hals. »Ja, und es tut mir leid, dass ich sie nicht bereits habe nach unten bringen lassen, damit du nicht, na ja …« Sie brach ab, und ihr Blick huschte zum Bett.
    Obwohl das Zimmer nicht gerade klein war, stach das große Eisenbett sofort ins Auge.
    Mehr als zwei Jahre zuvor hatte er in einer Winternacht mit Jessica in einem ähnlichen Bett gelegen.
    An jenem Nachmittag hatte das Begräbnis ihres Vaters stattgefunden, und sie hatte ruhig und gefasst gewirkt, hatte den Leichenschmaus organisiert, mit den Nachbarn geplaudert und sich um die schluchzende, untröstliche Amy gekümmert. Als endlich alle gegangen waren, hatte sie ihrer Schwester ein starkes Schlafmittel gegeben und sie zu Bett gebracht. Erst dann hatte sich ihre Erstarrung gelöst. In seinen Armen hatte sie geweint, bis er dachte, das Herz müsse ihr brechen, und ihm ebenso. Sie verbrachten die Nacht auf ihrem Bett liegend, immer noch in den Kleidern, die sie beim Begräbnis getragen hatten, während der scharfe Januarwind ums Haus heulte und durch die Fensterritzen drang. Die Vorderseite seines Hemds war nass von ihren Tränen gewesen. Noch niewaren sie sich so nah gewesen wie in diesen kalten, dunklen Stunden, nicht einmal bei ihren kurzen, heimlichen Begegnungen in der Wildblumenwiese, wo sie sich hungriger Leidenschaft hingegeben hatten.
    Es war das letzte Mal gewesen, dass er sie weinen gesehen hatte. Und ihm wurde klar, dass es das einzige Mal gewesen war.
    Sie deponierte ihre Beuteltasche auf der Kommode und legte sich einige

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