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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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erwähnt, dass ich schließen soll, und ich habe nicht vor, es zur Sprache zubringen. Am besten lässt man ihn wohl einfach in Ruhe, denke ich. Er hat mich nur gebeten, keine Speisen zu servieren.« Dann zählte er noch mehrere weitere Personen auf, die in den letzten Tagen gestorben waren.
    So ernst die Situation auch war, all das war für Cole nur Nebensache. Er starrte in sein Glas und musste die ganze Zeit an Adam Jacobsen und dessen trautes kleines Picknick mit Jess denken. Als er die beiden ertappt hatte, waren sie erstarrt wie zwei Waschbären im Scheinwerferkegel seines Lastwagens. Und Herrgott, Jacobsen hatte dermaßen empfindlich und abwehrend reagiert, als hätte man ihn mit der Frau eines anderen erwischt.
    Cole war daraufhin sofort zu Amy gerannt, in der Hoffnung, bei ihr seinen Zorn zu kühlen. Aber sie hatte wieder diese Kopfschmerzen gehabt, die sie schon seit zwei Tagen quälten, und das war ein weiterer Punkt, der ihm zu denken gab. Sie hatte in letzter Zeit zu hart gearbeitet und war nun vollkommen erschöpft. Erschöpfte Menschen steckten sich mit der Influenza an. Mrs. Donaldson hatte ihr das Versprechen abgenommen, am nächsten Morgen Jessica zu konsultieren, und sie dazu gebracht, sich mit einem kalten Tuch auf der Stirn hinzulegen. Die Frau umsorgte und bemutterte sie, er wusste, dass sie dort in guten Händen war.
    Aber noch schlimmer war, dass er sich jetzt in Amys Gegenwart unbehaglicher denn je fühlte, und er spürte, dass sie es wusste. Sie hatte ihn so durchdringend angesehen, als könnte sie mit ihrer weiblichen Intuition – diese mysteriöse Gabe, aus der kein Mann schlau wurde – seine Gedanken lesen.
    Er sollte sich nicht unbehaglich fühlen. Alle liebten Amy. Alle außer …
    »Cole, warum setzt du denn so eine Trauermiene auf?«, tönte Pop.
    Genau das war die Frage. Wenn er doch nur das Gefühl abschütteln könnte, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben, einen furchtbaren Fehler, der sein Leben veränderte. Wie kam es bloß, dass der alte Mann so gut in ihm lesen konnte, wo er doch ansonsten so wenig über ihn zu wissen schien? Cole flüchtete sichin eine Ausrede, die sogar er selbst glaubte. »Menschen, die wir kennen, sterben, Pop. Menschen, die wir seit Jahren kennen, und jeder könnte der Nächste sein. Ich würde sagen, das ist schon ziemlich bedrückend.«
    Ausnahmsweise einmal verkniff Pop sich eine taktlose Bemerkung. Er nickte ernst und machte sich wieder daran, bei seiner Patience zu schummeln.
    »Sie sollten zu Ihrer Frau gehen. Dann werden Sie sich besser fühlen.« Dieser Ratschlag kam von Bauer, unaufgefordert und aus heiterem Himmel. Der Mann hatte kaum den Mund aufgemacht, seitdem er in der Stadt aufgetaucht war, war immer für sich geblieben. Aber irgendetwas an ihm konnte Cole nicht leiden. »Noch zwei Bier, Tilly«, bestellte Bauer.
    Virgil deutete auf das Schild, dass er nicht anschreiben ließ. »Kannst du dein nächstes denn bezahlen?«
    Bauer klatschte einen Dollar auf die Theke.
    Tilly beäugte ihn und Winks argwöhnisch. »Wo habt ihr beiden bloß euer Geld her? Soweit ich gehört habe, hat keiner hier mehr Arbeit zu vergeben.«
    »Na, dann hast du wohl nicht alles gehört. Winks und ich, wir haben Arbeit.«
    »Ach ja? Welche denn?«
    »Wir heben im Friedhof hinter der Schule Gräber aus. Fünfundsiebzig Cent pro Stück.« Er trug eine selbstgefällige Miene zur Schau.
    Alle Anwesenden starrten ihn an, als erwarteten sie, er habe nur einen schlechten Scherz gemacht. Sogar die ausgestopften Elche schienen die Szene mit ihren Glasaugen zu verfolgen.
    Bauer zog die Augenbrauen so weit nach oben, dass die Krempe seines ramponierten Hutes in die Höhe ging. »Was ist? Fred Hustad hat mich angestellt, um Winks zu helfen. Eure verstorbenen Freunde müssen unter die Erde, und der Bestatter ist überlastet. Ist verdammt harte Arbeit, das kann ich euch sagen. Manche der Leichen riechen schlimmer als Winks, und zwar durch den Sarg hindurch. Wenigstens hat der Friedhof eine günstige Lage.Wir müssen die Kandidaten einfach nur aus dem Krankenhaus raustragen. Hustad hat keine Zeit, alle einzubalsamieren. Er bekommt jeden Tag fünf oder sechs.«
    »Jesus Christus«, murmelte Cole angewidert. Ihm missfiel der Gedanke, dass jemand, den er kannte, von Bauer beerdigt wurde. Wenigstens war Winks vernünftig genug, sich ausschließlich auf sein Bier zu konzentrieren, und trug nichts zur Unterhaltung bei.
    »Ihr seid ja richtig reiche Pinkel, was?«, bemerkte

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