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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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Virgil mit einer Spur Häme und zapfte zwei Bier. »Zündet euch die Zigarre mit Zehn-Dollar-Scheinen an, schlürft Champagner aus den Satinpumps einer Dame?«
    Der Witz war Bauer offenbar zu hoch. »Apropos Dame«, fuhr er jovial fort, »gibt es hier eine, die weiß, wie man einem Mann die Zeit versüßen kann?«
    Virgil stellte die schäumenden Biere auf die Theke. »Ja, es gibt eine, oben an der Butler Road. Aber jetzt im Dunkeln findest du das nicht. Geh lieber morgen, wenn es hell ist.«
    »Welche Richtung auf der Butler Road?«
    Cole kannte Em, und seiner Meinung nach verdiente sie es nicht, sich mit einem Widerling wie Bauer abgeben zu müssen, mit seinen gemeinen, rotgeränderten Augen und dem spitzen Rattengesicht. Aber das behielt er für sich. Während Virgil Bauer den Weg zu Emmalines Hütte beschrieb, trank Cole aus und drehte sich zu seinem Vater. In seiner Stimmung würde es nicht sehr viel mehr von Bauers Geschwätz brauchen, damit Cole ihm eins auf die Nase gab. »Komm, Pop. Fahren wir nach Hause. Es war ein langer Tag.«
    Der alte Mann murrte. »Verdammt, ausgerechnet
jetzt
? Ich bin gerade am Gewinnen!«
    »Keine Angst, wenn du weiter so schummelst, kannst du auch zu Hause gewinnen.«
    »Schummeln!« Pop polterte zwar noch ein bisschen, bewegte dann jedoch widerspruchslos seine steifen Gelenke und stand auf.

    Früh am nächsten Morgen, als ein kalter Ostwind Regentropfen gegen die Mauern peitschte, stand Jessica im Hinterzimmer der Praxis und räumte einige Medizinfläschchen in ihre Arzttasche. Vorn läutete es, und sie hörte Amys Stimme.
    »Jessica?«
    Gott sei Dank, dachte Jessica, ihrer Schwester ging es wieder besser. Sie brauchte ihre Hilfe, und Frederick Pearson war nach wie vor nur ein Name und glänzte durch Abwesenheit. »Hier hinten, Amy. Ich will gleich ins Krankenhaus aufbrechen. Auf dem Herd steht noch heißer Kaffee.« Aber als Amy in die Tür trat, genügte Jessica ein Blick, um zu wissen, dass es ihr nicht besser ging. Ganz und gar nicht.
    »Du kannst nicht arbeiten. Du siehst schrecklich aus.« Amy, die sonst immer solchen Wert auf ihr Äußeres legte, hatte ihr Haar, das jetzt feucht vom Regen war, mit einem verknitterten Band zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden. Über das Kleid, das sie sonst nur für schwere Arbeiten wie Wäschewaschen und Putzen anzog, hatte sie ein altes Schultertuch gewickelt, und beide Strümpfe hatten Laufmaschen. Dunkle Schatten ließen ihre Augen eingefallen und hart wirken. Überhaupt nicht zu ihrer Aufmachung passten die teuer aussehenden Kamee-Ohrringe.
    Amy sank auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne und starrte leer und abwesend auf ihre Schuhe. »Ich bin nicht zum Arbeiten hier.«
    Jessica runzelte die Stirn. Das Aussehen ihrer Schwester war richtig besorgniserregend. Sie trat zu ihr und fühlte ihr am Handgelenk den Puls. »Wie geht es dir?«
    »Ich habe Kopfschmerzen, aber vor allem bin ich furchtbar müde. Letzte Nacht habe ich kaum geschlafen.«
    Jess nahm ein Fieberthermometer aus ihrer Tasche und steckte es Amy in den Mund. »Das wundert mich nicht. Du hast dich wahrscheinlich völlig überanstrengt«, befand sie. »Die ganze Arbeitmit deinen Komitees, und dann hilfst du noch mir. Das ist einfach zu viel für dich, glaub mir.«
    Amy nahm das Thermometer aus dem Mund. »Nein, das würde ich alles schaffen. Es sind die Sorgen, die mir zusetzen, und ich bin gekommen, um etwas zu klären.«
    Verblüfft fragte Jess: »Etwas klären – was macht dir denn Sorgen?«
    Ihre Schwester warf ihr einen schiefen Blick zu. »Cole. Und du.«
    Jess bekam ein eisiges Gefühl im Bauch. »Warum?«
    »Er war gestern Abend bei mir. Es stört ihn, dass Adam Jacobsen dir den Hof macht.«
    »Ach, das«, meinte Jessica, insgeheim erleichtert. »Du weißt doch, die beiden konnten sich noch nie leiden.«
    »Nein, Jessica. Es war mehr als das.«
    Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte sie ihre Schwester. »Was denn?«
    »Ich weiß, dass er eifersüchtig auf Adam ist.«
    Das eisige Gefühl war wieder da. »Eifersüchtig! Oh nein, Amy, das kann ich mir nicht vorstellen. Wir … er …« Sie ärgerte sich über Cole, dass er sie in diese Situation gebracht hatte. »Cole hat die Entscheidung getroffen, unsere
Abmachung
zu brechen. Nicht ich.«
    »Das weiß ich, aber ich glaube, dass er seine Entscheidung bereut. Und von dir
weiß
ich es – mir ist nämlich nicht entgangen, wie du ihn ansiehst. Ich hatte gehofft, das zwischen euch wäre

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