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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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entziehen.
    »
Adam

    »Es tut mir leid, aber ich – du …« Er sprach hastig weiter, als habe er Angst, den Mut zu verlieren oder von ihr unterbrochen zu werden, bevor er seinem Herzen Luft gemacht hatte. In dem schwachen Licht war seine Mimik so lebhaft, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte. »Du weißt ja gar nicht, wie lang ich schon an dich denke, von dir träume. Jedes Mal, wenn du nach Hause gekommen bist, dachte ich, hoffte ich …, aber immer wieder war da Braddock. Jetzt …« Er stellte den Korb so heftig ab, dass das Geschirr klirrte. »Jessica, ich bin kein reicher Mann, für einen Pfarrer ziemt sich das nicht. Aber ich wäre dir ein treuer Ehemann und würde dich und unsere Kinder gut versorgen. Du wärst immer noch in der Lage, Gott und den Menschen zu dienen, auf ganz neue Weise. Als meine Frau.« Nach diesem Geständnis war er außer Atem.
    Fassungslos starrte Jess ihn an. Wegen der Blumen und Pralinen hatte sie schon vermutet, dass er ihr den Hof machte, aber mit so einem überstürzten Heiratsantrag hätte sie nie und nimmer gerechnet. Bei all dem, was gerade geschah, hatte sie sich auch keine Gedanken darüber gemacht. Wie sollte sie ablehnen, ohne ihn zu verletzen? Aber Adam Jacobsen heiraten? »Das ist kein günstiger Zeitpunkt«, setzte sie an.
    Er nickte. »Ich weiß, es kommt sehr plötzlich für dich, und unter den gegebenen Umständen scheint es nicht besonders passend.«
    Das war untertrieben.
    »Aber Jessica, liebste Jessica.« Er streichelte ihr mit den Fingern übers Haar. »Diese Seuche lässt alles nur noch dringender erscheinen. Was, wenn … wenn es das Ende ist?«
    Sie schauderte. »Das Ende? Wovon?«
    »Was, wenn es das Ende der Welt ist, wie wir sie kennen? Krieg und Pestilenz, zwei Anzeichen der Apokalypse, suchen uns bereits heim.«
    Das Ende. Nein, nein, das würde bedeuten, dass es keine Hoffnung gäbe. Dass alles, was ich hier tue, alles, was ich je getan habe, vergebens war. Dass ich nichts verändern kann, gar nichts
. Sie fühlte den Puls in ihren Schläfen hämmern, und Bilder von kranken,zerlumpten menschlichen Vogelscheuchen in winzigen, stickigen Räumen – dieselben Gespenster, die sie in ihren Träumen heimsuchten – tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Sie hörte kaum, was Adam sagte.
    »… Hungersnot, und wünsche mir, dass du dann bei mir bist. Auch wenn das Ende noch nicht gekommen sein sollte, möchte ich nicht, dass du Powell Springs verlässt. Mit dir will ich den Rest meines Lebens verbringen. Du musst mir nicht sofort antworten. Aber bitte versprich mir, dass du zumindest darüber nachdenkst.«
    Sprachlos und benommen von den grausamen Bildern in ihrem Kopf, konnte Jess ihn nur mit offenem Mund anstarren. Er grinste und beugte sich vor, um sie erneut zu küssen, aber sie wich zurück.
    »Also dann. Ich lasse dich jetzt allein. Morgen komme ich im Krankenhaus vorbei, um dich zu besuchen und den Kranken Trost zu spenden.«
    Jess sah ihm voller Entsetzen nach. Und zwar nicht wegen seines Antrags oder des Schreckensszenarios, das er ihr eben ausgemalt hatte. Eine fürchterliche Angst legte sich wie eine Klammer um ihr Herz, dass diese Pestilenz, wie er es genannt hatte, mehr Menschenleben fordern würde, als man sich vorstellen konnte.
    Und dass sie darüber den Verstand verlor.

Kapitel 13
    »Noch einen Whiskey, Cole?«, fragte Virgil Tilly und hielt eine viereckige Flasche mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hoch.
    »Einen kleinen.« Cole stand am Ende des Tresens, im Windschatten von Winks Lamont. Neben Winks kauerte Bert Bauer an der Theke und nippte an seinem Bier. Shaw Braddock saß am Tisch neben dem Ofen, legte eine Patience und starrte finster auf die Karten. Als er sich unbeobachtet glaubte, lugte er unter die sieben umgedrehten Stapel, um sich die darunter verborgenen Karten anzusehen.
    Winks umfasste sein Glas mit beiden Händen. »Du musst Cookson ja ganz schön beschwatzt haben, dass er deinen Laden nicht dichtgemacht hat, Virgil. Drüben in Bridal Veil haben sie die ganze Stadt trockengelegt.« Er schauderte, als bekäme er beim bloßen Gedanken daran Gänsehaut. »So gut wie alles andere ist geschlossen, bis auf Bright’s Lebensmittelgeschäft und die Apotheke.«
    Virgil spielte an einem Ständer billiger Zigarren herum, der auf dem Tresen neben dem Zapfhahn stand, das allgegenwärtige Handtuch über der Schulter. »Der arme alte Horace ist nicht mehr er selbst, seit sein Junge gestorben ist. Er hat nichts davon

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