Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
sie mit sich selbst ins reine kommen.
Bestrebt, alles, was mit Raiger zusammenhing, erst einmal von sich zu weisen, um Abstand zu gewinnen, vertiefte sie sich in die Kosmos-Unterlagen. Sie hatte ja gebeten, von ihrem Auftrag befreit zu werden, damit sie sich auf die Rückkehr der Kosmos vorbereiten könne. Diese selbstgestellte Aufgabe nahm sie mehr und mehr gefangen. Sie begann ihre Überlegungen schriftlich zu fixieren und entwarf ein Programm für die Vorbereitungen zum Empfang der Kosmos.
Obwohl sie selbst kaum noch an eine Rückkehr glaubte, schien ihr diese Arbeit nicht nutzlos. Vor derartigen Situationen würde die Menschheit künftig des öfteren stehen. Vielleicht konnte sie dafür etwas Vorarbeit leisten, vielleicht sogar ihrer Mutter den Weg in künftige Jahrhunderte ebnen helfen?
Der Programmentwurf bildete bald den Hauptinhalt ihrer Gespräche mit Pala und Maro. Vor allem Pala folgte bereitwillig Venas Gedanken und gab ihr wertvolle Hinweise. Als Historikerin hatte sie sich auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten vier Jahrhunderte spezialisiert und konnte Vena manchen Wesenszug der Expeditionsmitglieder verständlich machen, der sich aus den damaligen Verhältnissen ergab. Viele Details lernte Vena erst durch Pala verstehen. Sie begriff, welche Opferbereitschaft die Männer der Kosmos beseelt haben mußte, die ihr Jahrhundert verlassen und sich einer unbekannten Zukunft anvertraut hatten.
Pala entzündete sich an Staffords Schicksal. »Hier habt ihr die Widersprüche der damaligen Zeit, Stafford ist ein typisches Beispiel!« Sie schwenkte Staffords Unterlagen. »Käme dieser Mann zurück – wie schwierig wäre es für ihn, sich zurechtzufinden. Er müßte anders als seine Kameraden in die neue Zeit eingeführt werden!«
»Immerhin, er lebte zehn Jahre in einem sozialistischen Kollektiv«, gab Maro zu bedenken.
»Nachdem er an einem Tag vom Kapitalismus in den Sozialismus gesprungen war! Und dann befand er sich im Ausnahmezustand des Raumes. Für ihn würde eine kommunistische Erde allenfalls ein Traum sein, der von der Wirklichkeit abweicht«, sagte sie lebhaft.
»Deshalb dürfte man ihn nicht einfach mit Fakten überschütten, sondern müßte sich in seine Lage versetzen.«
»Der Mann, der sich mit Stafford beschäftigte«, sagte Maro spöttisch, »müßte demnach ein Genie sein: Historiker, Psychologe, Pädagoge, Physiker, Ingenieur…«
Pala musterte ihn, wie man einen Lausbuben betrachtet. »Mann? Wer spricht von einem Mann?«
Vena sah überrascht auf. »Eine Frau?«
»Nicht nur eine – zweihundertachtunddreißig!« rief Pala. »Für jeden Heimkehrer eine.«
»Erlaube mal!« Maro hob unwillkürlich die Hand.
Pala unterbrach ihn. »Es muß doch einen Grund haben, daß mehr Frauen Medizin studieren als Männer, mehr Frauen Kinder unterrichten, mehr Frauen Kinder erziehen, mehr Frauen…«
»Wären die Raumfahrer denn Kranke oder gar Kinder?«
»Jedenfalls hätten sie eines mit ihnen gemeinsam: Sie kämen in eine unbekannte Welt, wären unerfahren und hilflos! Man müßte sie vor Schaden bewahren.«
Maro fuhr sich übers Kinn. Sein Gesicht verriet Skepsis.
»Dann eine Frage an dich, du Stockfisch: Wenn du zehn Jahre im Raum gewesen wärst, ausschließlich in Gesellschaft von Männern, wonach würdest du dich sehnen?«
Maro hob entwaffnet die Hände. »Natürlich nach den Frauen, nach ihrem Temperament, ihrem Liebreiz, ihrer weichen Stimme, ihrem Widerspruchsgeist – und ihrer Zuneigung natürlich.«
Vena schob die Unterlippe vor. »Das muß man gründlich durchdenken – ich hab’s noch nicht getan. Aber Palas Gedanke hat viel für sich.«
»Wenigstens Stafford müßte eine Betreuerin haben.« Maro blinzelte Pala zu. »Am besten eine Historikerin. Ich glaube, ich wüßte schon eine.«
    Nach zwei Wochen erhielt Vena das Gutachten des Physikalischen Instituts. Einleitend genaue Angaben über Versuchsaufbau, Strahlungsintensität, Temperaturen, Materialeigenschaften, dann das Ergebnis:
    »Unter genannter Strahlungsintensität veränderte sich im Versuchszeitraum die molekulare Struktur des Diarons. Diese Veränderung erhöht Biege-, Zug-, Druck- und Scherfestigkeit erheblich. Die Lebensdauer des Materials wächst um das Dreifache des ursprünglichen Wertes. Das gilt auch für die Verwendung im Bereich der Temperaturen, die sich dem absoluten Nullpunkt nähern.«
    Vena war frohgestimmt wie schon seit langem nicht mehr. Es gab also keinen schlüssigen Beweis für den Untergang der

Weitere Kostenlose Bücher