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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Sessel niederließ, stellte Broß Erfrischungen auf den Tisch.
Sie trank mit kleinen Schlucken und spürte, wie sich die Nerven entspannten und der Kopf frei wurde. Der Tanz konnte beginnen, sie war bereit!
Colman Broß betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. »Wenn ich ehrlich sein darf«, sagte er schließlich, »ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt. Weshalb? Nun, sich so hartnäckig der offiziellen Auffassung zu widersetzen… Damit wären wir beim Thema.« Er wurde ernst. »Sie haben sich – sagen wir: auf individueller Basis – eingehend mit der Kosmos beschäftigt. Bitte berichten Sie darüber.«
Vena erzählte ihm die Vorgeschichte, vorbehaltlos und unverbrämt. Auch von ihren Zweifeln und Hoffnungen, von ihren Studien in Rak 8, den Gutachten und ihren Schlußfolgerungen sprach sie. Raiger Sajoi erwähnte sie nicht.
Broß hörte aufmerksam zu. Nachdenklich sagte er: »Dann wäre das Gutachten, mit dem das Physikalische Institut die Einschätzung von zweitausendeinhundertsiebenundsechzig bestätigte, oberflächlich gewesen?«
»So kann man es nennen«, erwiderte Vena zurückhaltend und fuhr in ihrem Bericht fort.
»Wieviel Frauen wären nach Ihrer Meinung für die Betreuung erforderlich?« fragte Broß, als Vena geendet hatte.
»Zweihundertvierzig…« Sie zögerte und musterte ihn verstohlen. »Genauer zweihundertachtunddreißig, denn zwei Expeditionsteilnehmer sind laut Tagebuchnotizen zweifellos tot. Dazu kommen Historiker, Mediziner, Dozenten der verschiedenen Fachrichtungen…«
»Haben Sie auch schon Ideen, wie man die Betreuer vorbereiten könnte?«
Vena griff in ihre Tasche und legte den Programmentwurf auf den Tisch. Vor diesem Mann konnte sie nicht Versteck spielen.
»Ich hielte es fürs beste, wenn jede Betreuerin auf einen bestimmten Expeditionsteilnehmer vorbereitet würde. Sie müßte, glaube ich, sein früheres Leben, seine frühere Umwelt und die speziellen Probleme dieser Welt kennen und den Stand der damaligen Wissenschaft. Außerdem müßte sie über eine hervorragende Bildung verfügen, damit sie den Wiedereingliederungsprozeß ihres Schützlings beschleunigen kann.«
»Darüber haben Sie auch schon nachgedacht?« Broß nahm ihren Programmentwurf und blätterte darin. Sein Gesicht drückte weder Zustimmung noch Ablehnung aus.
»Nun gut«, sagte er, nachdem er einige Seiten gelesen hatte, und reichte ihr den Entwurf zurück. »Ich sehe, Sie haben sich gründlich damit beschäftigt. Wir werden uns später noch darüber unterhalten. Jetzt bitte ich um Ihre Hilfe!« Er erhob sich und hantierte hinter seinem Schreibtisch. »Bitte hören Sie sich das an.«
Aus einem Lautsprecher kam Knattern und Pfeifen, dazwischen Sprachfetzen. Sie waren unverständlich.
Vena blickte fragend auf.
»Hören Sie genau hin!« mahnte der Sekretär.
Vena lauschte angestrengt. Auf einmal vernahm sie ein Wort, das sie elektrisierte.
»… Kosmos…« Hatte sie sich getäuscht? Jetzt wieder, unverkennbar: »… Kosmos…«
»Was… was ist das?« flüsterte sie.
»Ein Signal – aus dem All!«
Ihr verschlug es den Atem. Fassungslos horchte sie.
»Verstehen Sie das Signal?« fragte Broß.
Sie nahm sich zusammen. »Ich kenne diese Sprache nicht«, gestand sie. »Manches klingt vertraut, es könnte irdischer Herkunft sein.« Sie war verwirrt.
»Wir versuchten, den Text mit dem linguistischen Diktatautomaten und auch mit dem Elektronengehirn zu entschlüsseln – es gelang uns nicht«, sagte er bekümmert.
Mit einem Schlag wurde Vena klar, was Broß vermutete.
»Die Kosmos?« fragte sie leise.
»Es hat den Anschein«, erwiderte der Sekretär. »Aber warum verstehen wir sie nicht?«
Vena war zumute, als habe sie nach langer Wanderung das Ziel erreicht. Sie fühlte sich schwach und zitterte an allen Gliedern. Unbeholfen griff sie nach ihrem Glas und trank. Sie hatte recht behalten! Ihre Mühe wurde belohnt, das Hoffen und Bangen und der Ärger der vergangenen Monate waren nicht umsonst gewesen.
Sie vergaß, wo sie sich befand, und begann auf und ab zu gehen. Broß beobachtete sie und schwieg.
Plötzlich lachte Vena. »Auf das Einfachste kommt man oft zuletzt. Die Muttersprache des Expeditionsleiters ist Russisch – sprechen wir sie… Ich meine: Fragen wir auf russisch zurück.« Eine jähe Furcht ergriff sie. »Woher wissen Sie, daß es ein Raumschiff ist?«
»Das Raum- und das Marsobservatorium haben die Signalquelle angepeilt und ein bewegliches, hell leuchtendes Objekt festgestellt.«
Vena nickte. »Dann gibt es

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