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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Expedition!
    Ihre Freude hielt indessen nicht lange an. Was sollte sie nun tun? Beim Astronautischen Rat vorstellig werden und ihre auf ungewöhnlichem Weg gewonnenen Ergebnisse vorlegen? Das Kybernetische Institut um Zurücknahme ihres Forschungsauftrages ersuchen? Worauf sollte sie sich stützen?
    Es war möglich, die Tagebuchfragmente anders auszulegen; beweisen, daß sie einen anderen Sinn hatten, konnte sie nicht. Auch daß die Kühlsysteme der Kosmos noch funktionsfähig sein konnten, war anzunehmen – mehr nicht. Und was erreichte sie damit?
    Gab sie ihren Forschungsauftrag zurück und die Kosmos meldete sich nicht, dann würde sie ihr Ansehen als Wissenschaftlerin einbüßen. Kümmerte sie sich dagegen nicht mehr um die Kosmos und die Expedition käme doch zurück – wie schwer würde es dann den Männern fallen, sich zurechtzufinden! Hatten die Männer nicht viel mehr aufs Spiel gesetzt als sie?
    Nach reiflichem Erwägen faßte Vena ihren Entschluß. Sie teilte dem Kybernetischen Institut mit, daß sie von dem Forschungsauftrag zurücktrete; ihren gesellschaftlichen Arbeitsanteil, von dem sie wegen der Examensarbeit befreit war, würde sie selbstverständlich wieder übernehmen. Den Astronautischen Rat unterrichtete sie von der Untersuchung des Drarons; sie sei entschlossen, sich in eigener Verantwortung auf die Kosmos vorzubereiten.
    Vena sprach die Mitteilung in den Diktatfernschreiber. Sie lächelte, als sie sich vorstellte, was für ein Gesicht die Empfänger machen würden, wenn sie das Schreiben in der Hand hielten.
    Raiger zeigte sich Vena gegenüber zärtlich und aufmerksam. Behutsam machte er ihr Vorwürfe, daß sie ihn so lange allein gelassen und nicht einmal angerufen habe.
    Vena blieb zurückhaltend. Übertrieben geschäftig packte sie ihre Tasche aus, kleidete sich um und richtete sich her. Dabei plauderte sie über nichtige Dinge, als wären sie nie getrennt gewesen. Mit keinem Wort erwähnte sie die Reise mit Maro und das Diaron.
    Schließlich trat sie ans Fenster und sah lange hinaus. Sie wollte Zeit gewinnen, wollte beim Anblick des Rasens und der Bäume Kraft schöpfen, wie sie es vor schwierigen Situationen gern tat. Ihre Gedanken wanderten hinaus aus der Stadt. Draußen zog der Herbst ins Land und tauchte die Wälder in leuchtende Farben. In der Stadt unter der Glashaube war davon nichts zu spüren, hier grünte und blühte es das ganze Jahr. Gab es eine Glashaube, unter der auch die Liebe jung blieb?
    »Hör zu, Raiger«, sagte sie plötzlich und wandte sich um. »Spielen wir nicht Versteck voreinander?« Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
    »Wir?« Raiger legte ein Buch zur Seite. »Meinst du mich?« Er zog die Augenbrauen hoch.
Vena blickte ihn forschend an. Sie war voller Widerstreit. In ihr rangen Vorwurf und Verzeihen, Zuneigung und Zweifel miteinander.
»Du bleibst wochenlang weg, machst dich unauffindbar, läßt nichts von dir hören – aber ich spiele Versteck, obwohl ich hiergewesen bin, jederzeit erreichbar.« Raiger schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme.
Seine Haltung brachte Vena auf. »Das war die Antwort auf dein Versteckspiel!« Ihre Augen begannen zu funkeln. »Hast du nicht ein Gutachten zu dem Bericht von zweitausendeinhundertsiebenundsechzig abgegeben?«
Raiger begann zu lächeln. »Habe ich, denn…«
»Hast du diesen Bericht anerkannt, obwohl er berechtigte Zweifel offenläßt?«
»Ich gehe von nüchternen Überlegungen aus«, sagte er nachdrücklich. »Wunschdenken nützt hier nichts!«
Vena schluckte die Antwort hinunter, die ihr auf der Zunge lag. »Und warum hast du mir dein Gutachten verschwiegen?« fragte sie schließlich.
»Du erzählst mir nichts von der Kosmos und deinen fragwürdigen Absichten – wieso bin ich dann verpflichtet, dir zu sagen, daß man mich um meine Meinung dazu bittet?«
Sie beherrschte sich nur noch mühsam. »Es ist wohl ein Unterschied, ob ich über eine Arbeit schweige, weil du sie nicht ernst nimmst, ja ablehnst, obwohl sie deine Interessen nicht berührt – oder ob du hinter meinem Rücken ein zweifelhaftes Gutachten abgibst, um mich an der Arbeit zu hindern und deinen Willen durchzusetzen.« Sie sprach schnell, als fürchte sie, daß etwas unausgesprochen bliebe. »Dir geht es doch gar nicht um wissenschaftliche Auffassungen, darüber ließe sich reden, dir geht es darum, recht zu behalten! Wissenschaftliche Arbeit ist, was du dafür…«
»Ich vertrete meine Ansicht auch weiterhin, mein Gutachten

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