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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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ganz gut reisen ließe. Wie sehr doch der Fahrkomfort von der Beschaffenheit der Straße abhing, wenn man auf Räder angewiesen war – und nicht nur der Komfort, sondern auch Sicherheit und Lebensdauer des Fahrzeugs!
    Ein Schild tauchte auf. »Jahrhundertwende 2000.« Dahinter mehrstöckige Gebäude, denen man schon ansah, daß sie zum Beginn der Agrostädte gehörten. Keine Höfe mehr, keine ländliche Architektur, sondern Wohnsiedlungen mit städtischem Charakter. Auch die Wirtschaftsgebäude glichen industriellen Arbeitsplätzen: große Maschinenhallen, deren Anordnung einen rationellen Arbeitsablauf garantierte.
    Maro hielt vor einem Gebäude, dessen Fassade aus schrägen Pfeilern bestand, zwischen denen Glasbahnen zum Dach emporstrebten. Eine breite Treppe und große Türen verrieten, daß es sich um ein öffentliches Gebäude handelte.
    »Ein Klub«, bestätigte Maro. »Auch heute noch. Hier werden die Besucher verpflegt. Ich denke, wir essen auch einen Bissen.«
    Als sie ausstiegen, spürte’ Vena, daß ihr die gewohnte Bewegungsfreiheit gefehlt hatte. Ihre ersten Schritte waren steif.
Im Speisesaal gab es noch mehrere unbesetzte Tische. Vena wunderte sich, daß Maro einem Tisch zustrebte, an dem bereits eine Dame Platz genommen hatte. Sie hatte gehofft, noch einmal ungestört mit Onkel Maro über die Kosmos sprechen zu können.
»Servus, Maro!« sagte die Dame.
Vena machte große Augen. Die Benari, Onkel Maros Berufskollegin und Partnerin auf der Bühne! Vena hatte sie auf dem Bildschirm gesehen und sich oft gewünscht, sie einmal persönlich kennenzulernen.
»Macht euch bekannt.« Maro lachte.
»Ich freue mich sehr«, sagte Pala Benari. »Maro hat so von Ihnen geschwärmt, daß ich Sie mit Spannung erwartete. Ich hoffe, wir werden gute Freunde.«
»Ich freue mich ebenso«, sagte Vena. »Darauf war ich nicht vorbereitet!«
Pala lächelte. »Hat er Ihnen nicht vom Zweck Ihrer Fahrt erzählt?«
Vena horchte auf. »Nichts!« sagte sie bekümmert.
»Das sieht ihm ähnlich. Ich…«
»Und wie steht es?« unterbrach Maro rasch.
»Es hat geklappt«, erwiderte Pala. »Aber nun sei nett, Maro. Hast du uns in diesem historischen Klub zusammengebracht, dann besorge uns auch etwas zu essen. Hier gibt es keine Bedienungsautomaten.«
Die etwa gleichaltrigen jungen Frauen kamen rasch ins Gespräch. Von Maros guter Meinung schon im voraus füreinander eingenommen, fanden sie jetzt schnell Gefallen aneinander. Pala war zierlicher als Vena, und man wußte nicht recht, woher ihre Stimme den kraftvollen Klang nahm. Vena bewunderte Palas Wandlungsfähigkeit. Vom Bildschirm her als Darstellerin ernster, teils tragischer Rollen bekannt, war sie hier von ansteckender Heiterkeit. Ihr natürliches Wesen nahm Vena gefangen.
Pala Benari stammte aus Südamerika, man sah es ihr an. Sie war, was man schön nennt, und sie wußte es auch. Das machte sie selbstsicher. Dennoch blieb sie bescheiden.
Vena erfuhr, daß Pala bereits seit Tagen mit Maro eine neue Rolle einstudierte. Sie kannte den Leiter des Landschaftsmuseums, einen Historiker, mit dem sie in speziellen Fragen oft gestritten hatte. »Zerstritten und wieder zusammengerauft«, sagte Pala. Aus diesem Grund auch habe Maro sie heute um ihre Vermittlung gebeten. Worum es ging, verriet sie nicht. Vena ahnte, daß es mit ihr zusammenhing.
    Nach dem Essen fuhr Maro mit ihnen durch den Ort. Vor einer großen Halle hielten sie an. Das Gebäude bestand aus Beton und Glas wie die umliegenden Gebäude auch. Maros erwartungsvolles Gesicht und der Blick, den er mit Pala wechselte, verrieten, daß sie am Ziel der Reise waren.
    »Ist das die architektonische Kostbarkeit?« fragte Vena. In ihrer Stimme klang Enttäuschung. »Hinreißend ist das gerade nicht.«

    »… aber kostbar!« fiel Maro ein. »Woraus besteht denn diese
    Halle?«
»Glas und Beton.« Sie verzog den Mund.
Maros Augen blitzten. »Klopfe doch mal auf den Beton!« Vena strich mit den Fingerspitzen über die Wand. Das Material war hart und glatt.
    »Diaron!« sagte Maro.
Vena fuhr herum. In ihr stritten sich Freude und Zweifel. »Du freust dich gar nicht?« stichelte Maro. »Da bringe ich
    dir Diaron – und du ziehst ein Gesicht, statt mir um den Hals zu fallen!«
    »Du bist ein Ekel«, sagte Pala liebenswürdig. »Spannst Vena auf die Folter.« Sie hängte sich bei Vena ein und zog sie ins Gebäude. Im vorderen Teil schlummerten Landmaschinen und Schlepper, im hinteren Teil befand sich eine Reparaturwerkstatt. Staub flirrte in

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