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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Vorsitzende schien überrascht, aber sie ging darüber hinweg. »Wie Sie wünschen«, sagte sie. »Wir werden alles tun, daß Sie sich auf der Erde schnell zurechtfinden. Es wird nicht leicht sein, aber bei intensivem Internatsstudium werden Sie sich schon in einem Jahr auf der Erde bewegen können, als wären Sie nie weggewesen. Wir hoffen, daß Sie dann die Voraussetzungen haben, um in einem zwei- oder dreijährigen Studium auf Ihrem Fachgebiet den Anschluß an den heutigen Wissensstand zu finden.«
Romain beobachtete Cantervilles Miene. Ein harter Schlag für Cantervilles Pläne, man mußte seiner Reaktion zuvorkommen. Man sollte aber auch der Vorsitzenden zu verstehen geben, daß die Männer raumschiffmüde waren und sich danach sehnten, von allen räumlichen Beschränkungen befreit zu werden. Er begriff, daß sie ihre Rückkehr einseitig gesehen hatten. Sie wollten die Zeitgenossen verstehen lernen, aber ebenso wichtig war, daß die Erde auch die Expeditionsmitglieder verstand. Wie aber der Vorsitzenden schnell und eindringlich die Lage der Männer verständlich machen?
»Gestatten Sie mir einen Vorschlag«, sagte er. »Der lange Raumaufenthalt hat viele Wünsche geprägt, die man gewiß am besten begreift, wenn man die Situation kennt, in der sie geboren wurden. Dürfen wir Sie zu einer Besichtigung der Kosmos einladen? Wir würden gleich die Genossen der Gesamtleitung zusammenrufen und die Fernsehübertragung für unsere Besatzung vorbereiten.«
Vena nickte. »Das kommt meinem Wunsch entgegen. Ich bin Kybernetikerin und habe mich mit den Anlagen der Kosmos befaßt.«
Romain atmete auf. »Genosse Stafford, unser technisches As, wird Sie führen.«
    »Und nun die Kommandozentrale, please!« Stafford öffnete zuvorkommend die Tür. »Das Beste zuletzt.«
    Vena tappte auf saugenden Sohlen schwerfällig in den Raum und bemühte sich, mit der ungewohnten Schwerelosigkeit fertig zu werden. Dennoch war sie glücklich. Die erste Begegnung zwischen Zeitgenossen zweier auseinanderliegender Jahrhunderte, und sie durfte dabei die Menschheit der Gegenwart vertreten! Nie in ihrem Leben würde sich ein derartiges Ereignis wiederholen, es war die Krönung ihres Strebens. Aber es war auch der erste Sieg der Menschheit über Zeit und Raum. Allein für diese Stunde lohnte es, gelebt zu haben.
    Sie ging nicht ohne Rührung durch die Räume, in denen die Männer dreieinhalb Jahrhunderte überlebt hatten. Jedes Gerät, ja jede Schraube war das Produkt einer längst verblichenen Generation. Es war wie in einem Altertumsmuseum, und doch begleitete sie ein lebender Vertreter jener Epoche. Er schlug die Brücke zur Gegenwart. Das bewahrte sie, angesichts der primitiven Technik nachsichtig zu lächeln. Und nicht nur der Technik, auch die Aufteilung, die Gestaltung und selbst die Farbenkombinationen der Räume waren ihr fremd. Vergangene Auffassungen und Vorstellungen offenbarten sich ihr. Fremde Denkgewohnheiten! Ließ sich ganz ermessen, was der Sprung aus der Vergangenheit in die Gegenwart bedeutete? – Sie ließ sich von Stafford die einzelnen Geräte erklären und begriff immer mehr, welche Leistung die Männer vollbracht hatten. Aus der Kenntnis eines einzelnen kybernetischen Systems heraus ahnte man es, hier aber, inmitten der historischen Umwelt, vermochte man es ganz zu ermessen.
    »Mir wird schon klarer, woher die fünfundvierzig Jahre Zeitdifferenz kommen«, sagte sie. »Ihre Meß- und Berechnungssysteme berücksichtigen den Verzögerungseffekt nicht. Darauf bin ich nicht gekommen.«
    »Verzögerungseffekt?« Stafford sah sie verständnislos an. »Nach den Hypothesen der Fiktionssymbolik unterliegt jede Raum-Zeit-Beziehung in superschnellen Systemen der korrelativen zyklodischen Deklination, sobald die Epitudinale in die negative Dimension…«
    »Epitudinale«, fragte Stafford. »Was ist das?« Vena biß sich auf die Lippe. Wie konnte sie so unüberlegt drauflosreferieren! Was sollte sie ihm nun erwidern? Daß man das nur mathematisch definieren könne, er aber keine Ahnung von der Abstraktion der modernen Mathematik habe? Jede Erläuterung mußte neue Fragen nach sich ziehen. Stafford beherrschte sicherlich die Relativitätstheorie – aber das war doch allenfalls der Grundstein.
    »Der Verzögerungseffekt wurde im zweiundzwanzigsten Jahrhundert entdeckt, Genosse Stafford. Wäre ich doch gleich daraufgekommen, als ich auf die Kosmos stieß! Aber im Jahre zweitausendeinhundertsiebenundsechzig landete eine Rakete, Kosmos zwei.

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