Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
schwere Dienst auf anderen Planeten, Schicksalsschlage – das geht nicht spurlos an einem Menschen vorüber.«
Canterville errötete. Nasarow blickte verlegen zu Boden.
Auch Romain fühlte sich peinlich berührt. So hatte es Canterville gewiß nicht gemeint. Um das peinliche Schweigen zu beenden, fragte er: »Wie hoch ist denn die durchschnittliche Lebenserwartung?«
»Wir werden im allgemeinen einhundertfünfzig Jahre alt«, sagte die Ärztin. »Überrascht Sie das?«
»Zu unserer Zeit lag die Lebenserwartung bei neunzig Jahren«, sagte Romain erleichtert.
»Ich beginne zu begreifen, weshalb Vena Rendhoff so streng ist«, meinte die Ärztin. »Es wird viel Neues auf Sie einstürmen.«
Sie brachte die Männer bis an ihre Kabinen.
Als Romain längst die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah er sie noch immer vor sich. Was alles mußte sich verändert haben, wenn der, Mensch nach fünfundneunzig Jahren noch so frisch aussah. Nicht nur Medizin, Technik, Naturwissenschaft – vor allem die Art des Zusammenlebens. Von der vorübergehenden Unsicherheit abgesehen, hatte das Gesicht der Ärztin Ausgeglichenheit, Selbstbewußtsein, Mitgefühl und Harmonie gezeigt.
Was für eine Welt. Würde es die ihre werden?
So sehr Vena diesem Tag entgegengestrebt und sich ihn ausgemalt hatte, nun, da sie die alte Raumstation betrat, war sie voller Zweifel.
Heute würde sie jenen Männern gegenübertreten, die eine Zeit erlebt hatten, die kein anderer aus eigener Anschauung kannte. Waren sie sich wirklich bewußt, welche Zeitspanne sie übersprungen hatten?
Neugier packte sie, wie die Männer ihr entgegenkommen würden. Ob sie dem Bild entsprachen, das sie sich von ihnen gemacht hatte?
Die Chefärztin reichte ihr eine hauchdünne, durchsichtige Kombination. »Bitte ziehen Sie diesen Infektionsschutz über. Zwar nicht sehr angenehm, aber unbedingt sicher!«
Etwas unschlüssig betrat Vena die Umkleidekabine, entledigte sich ihrer Kleidung, die für einen Augenblick in die Ultraschalldesinfektionskammer gehängt wurde, und schlüpfte in die atmungsaktive, aber bakterienabweisende zweite Haut, die sich eng an den Körper anlegte und sich nur vor dem Gesicht wie ein Fechtkorb wölbte. Auch auf den Haaren lag sie nur lose auf. Ihr Spiegelbild überraschte sie. Von der Schutzhaut war kaum etwas zu sehen. Wieder angezogen, bemerkte sie nur noch einen seidigen Schimmer auf ihren Händen und vor dem Gesicht.
Sie nickte der Chefärztin zu. »Wie geht es unseren Schützlingen, Gara Rongwies? Gibt es Schwierigkeiten?«
Die Ärztin zögerte.
»Also doch?« Vena war bestürzt. »Bitte, erzählen Sie!« Die Chefärztin lächelte beruhigend. »Die Männer sind anders, als ich dachte. Liebenswürdig, einsichtig, zuvorkommend – und voller Neugier auf die Erde. Das erinnert mich immer daran, daß sie einer anderen Zeit entstammen, daß sie sozusagen bald vierhundert Jahre alt sind. Aber«, sie lachte unsicher auf, »biologisch sind sie erst vierzig, und sie bewegen sich auch durchaus nicht greisenhaft. Sie sind sehr höflich – aber das ist es gerade. Vor allem seitdem sie wissen, daß ich fünfundneunzig bin, sind sie höflich zu mir wie zu einer alten Frau. Das ist verwirrend!«
Vena lachte befreit. »Behandeln wir sie so, wie sie sich fühlen, Gara Rongwies – wie sie es demzufolge wünschen. Aber Sie sagten, die Männer wären anders – wie anders denn? Organisch?«
»Im allgemeinen kleiner als wir, viel größere Abweichungen von der Normalproportion. Der eine hat breite Schultern und einen kleinen runden Körper, beinahe wie ein Faß. Der Kopf ist massig, aber stellen Sie sich vor, kaum mit Haaren bedeckt! Ein anderer – er ist feingliedrig und schlank im richtigen Verhältnis – trägt seine Haare seltsam: in der Mitte geteilt wie eine Naht und seitlich straff angelegt…«
»Nasarow und Romain!« fiel Vena erheitert ein. »Das ist alles, was anders ist an ihnen? Dann ist es nicht schlimm. Unsere Biokosmetiker ändern das mit Vergnügen.«
»Sie essen kannibalisch viel Fleisch. Überhaupt ist die Kost sehr einseitig, rein tierische und rein pflanzliche Nahrung, und nicht einmal im richtigen Verhältnis, dazu das Würzen. Es kribbelt mir in den Fingern, wenn ich das sehe. Aber sie ordneten ja an, den Wünschen der Männer Rechnung zu tragen.«
»Mit der Umstellung beginnen wir auf der Erde. Natürlich können Sie jetzt schon über unsere Ernährung sprechen.«
»So einfach ist das nicht, Vena Rendhoff. Bakterien und Viren sind ihnen widerlich.

Weitere Kostenlose Bücher