Heimkehr der Vorfahren
war in kleine Felder eingeteilt: Presse, Wetter, Flugverbindungen, Oper, Drama, Musik, Sport, Wissenschaft… Pala drückte das Feld »Wetter« nieder. Auf dem Schirm erschien eine Landkarte mit Isobaren und Luftdruckwerten, mehrfarbig und in ständiger Bewegung. In den vier Ecken wechselten Ziffern in schneller Folge: Zeit, Temperaturangaben, Windstärken und Niederschlagsmengen. Stafford brauchte Minuten, um auf der Karte seine Heimatregion zu erkennen und sich in den Zahlenangaben zurechtzufinden.
»Heute nacht«, sagte Pala, »regnet es von eins bis drei Uhr dreißig, fünf Liter je Quadratmeter, dabei gibt es Wind aus Südsüdost, Windstärke drei, Temperatur vierzehn Grad Celsius. Die Temperatur steigt morgen wieder auf dreißig Grad bei wolkenlosem Himmel und Windstärke zwei aus Südost.«
»Wetterprognosen!« Stafford lachte. »Da werde ich mir wohl einen Regenumhang besorgen müssen.«
Pala schloß die Dose. »Wieso?«
»Sagt der Wetteronkel heiter, regnet es bestimmt noch weiter, sagt der Wetteronkel mild, wird der Frost besonders wild, sagt er was von Niederschlag, wird’s ein besonders trockner Tag…«
Pala schüttelte den Kopf. »Liebenswürdig ist das gerade nicht. Eure Meteorologen konnten eben nicht alle Komponenten erfassen, die sich auf das Wetter auswirkten.«
Er sah sie erwartungsvoll an. »Und heute?«
»Wird nicht mehr beobachtet, sondern gelenkt. Seitdem die Wissenschaft die Zonen kennt und beherrscht, in denen das Großraumwetter seinen Ursprung hat, und seitdem sie über ausreichend Energie verfügt, ist das kein Problem mehr.«
»Also wird es morgen so warm wie heute?«
»Es wird wieder so warm!«
»Dann gehen wir morgen baden!« bestimmte er.
»Und warum nicht jetzt?«
»Hast du denn Badezeug mit?«
»Du etwa?«
»Eben nicht.«
»Brauchst du denn das hier?«
Stafford sah sie verlegen an. Was hätte er darauf antworten sollen?
Pala legte ihre Kleider ab. Sie bewegte sich völlig ungezwungen und warf sich mit einem eleganten Sprung ins Wasser.
»Herrlich, komm!« rief sie, als sie wieder auftauchte.
Von ihm fiel alle Befangenheit ab. Doch als er sie nach dem Baden an sich ziehen wollte, schob sie ihn von sich und raunte ihm zu: »Nicht hier, du Hausbesitzer!«
XIII
Wie Vena befürchtet hatte, machte Staffords Abreise Schule. Täglich kamen Betreuerinnen, beriefen sich auf den Wunsch ihres Heimkehrers und verabschiedeten sich. Vena versuchte, sie zum Bleiben zu bewegen – umsonst. Was sollte sie machen? Ausschlaggebend war der Wunsch des Heimkehrers – die Betreuerin war beauftragt, ihm zur Seite zu stehen. Und machten die Männer von ihrer Bewegungsfreiheit Gebrauch, dann mußten die Betreuerinnen sie begleiten; Vena selbst hatte es so festgelegt. Dadurch wurden die Heimkehrer wenigstens vor dem Schlimmsten bewahrt, und Vena erhielt hin und wieder telefonische Berichte über ihren Aufenthaltsort und ihr Befinden.
»Gibt es denn nichts, was dieser Siedlungsflucht Einhalt gebieten kann?« fragte sie auf der Leitungssitzung.
»Was denn?« brummte Nasarow ärgerlich. »Wir können sie weder einsperren noch ihnen befehlen. Manches wäre einfacher.« Er vermißte die jahrzehntelange Kommandogewalt und litt unter der Uneinsichtigkeit seiner Genossen.
»Die Genossen müssen sich doch überzeugen lassen, daß sie sich nur selber schaden!« sagte Maro unwillig. »Man kann doch nicht Däumchen drehen und warten, was dabei herauskommt.«
Romain sah ihn aus verkniffenen Augen an. »Haben wir die Biographien sämtlicher Expeditionsmitglieder veröffentlicht? Haben wir die Fernsehsendungen über die Ergebnisse unsrer Expedition gewünscht? Oder haben wir davor gewarnt und sie hinausschieben wollen? Wer überredete uns denn, ihnen schon jetzt zuzustimmen?«
»Wir«, sagte Maro. »Aber was soll das?«
»Damit haben wir die Öffentlichkeit noch neugieriger gemacht! Jetzt treffen täglich persönliche Einladungen ein. Von den früheren Heimatorten. Von Betrieben, in denen sie damals gearbeitet haben oder die den damaligen Betrieben ähnlich sind. Von Klubs, Arbeits- und Wohngemeinschaften. Wie können wir sie da zurückhalten? Man muß das ganz nüchtern sehen. Die Genossen sehnen sich nach Bewegungsfreiheit, nach abenteuerlichen Entdeckungsreisen, nach der bunten Vielfalt des heutigen Lebens. Was sie erleben, ist indessen anders: Siedlungsalltag mit theoretischen Unterweisungen, mit Hilfsarbeiten bei der Auswertung.«
»Aber ihr habt doch selbst so entschieden«, hielt ihm Vena entgegen.
»Weil wir
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