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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Zum Beispiel bedeutet Braun kameradschaftliche Zuneigung. Bei Sympathie reicht die Skala vom hellen Rosa bis zum
Rubinrot«, antwortete sie.
Romain musterte ihr Kleid. »Ob man auf die Uniform rote
Revers nähen kann?« Er lachte. »Ich weiß ja, daß ich ein Tolpatsch bin!« Er blieb unvermittelt stehen und umfaßte ihre
Schultern. »Auf gute Kameradschaft, Vena – habe ich dich
richtig verstanden?«
»Ja!« sagte sie. Irgendwie war sie aber doch enttäuscht. »Wir sollten uns im Kursus einmal mit diesen Fragen befassen.« Romain schien seine Sicherheit zurückgewonnen zu haben. »Es ist unverzeihlich, daß wir es nicht schon getan haben.
Am liebsten würde ich gleich einmal Nasarow anrufen, damit
er es für morgen vorbereiten kann.«
»Warum nicht?« Vena lächelte. »Wenn es dir so eilt, gehen
wir am Verwaltungsgebäude vorbei.«
Vena wartete draußen. Vielleicht war es gut, daß Romain
sich so zögernd verhielt… Ganz klar war sie sich noch nicht über ihre Gefühle, über die Konsequenzen, die sich aus einer Liebe zu Romain ergäben – wer weiß aber, ob sie einen klaren Kopf behalten hätte, wenn Romain… Dann kam er aus dem Gebäude. Er preßte die Lippen zusammen, sein Gesicht war
weiß wie Kalk.
»Was ist dir, George?«
»Wir müssen sofort zurück!«
    Nasarow mit Romeda Tarsa, Maro und einige Kommissionsmitglieder, Professor Dr. Sundberg und andere Leitungsmitglieder waren, von Nasarow zusammengetrommelt, bereits im Besprechungszimmer versammelt, als Vena und Romain den Raum betraten.
    »Zwei der Genossen, die einer Einladung der Datenverarbeitungsmaschinenwerke Dresden folgten«, sagte Maro ohne Umschweife, »sind spurlos verschwunden. Ich habe daraufhin sofort einen Sammelruf durchgegeben. Ergebnis steht noch aus. Hinzu kommt, daß die Mailänder Gruppe, vier Genossen, seit heute vormittag geschlossen im Krankenhaus liegt!«
    »Was ist geschehen?« fragte Vena entsetzt.
»Die Ärzte wissen noch nichts Genaues, sie wollen beobachten. Die Krankheitssymptome kennt man nicht, sie sind auch im Programm unserer Diagnostizierautomaten nicht enthalten.«
Vena beherrschte sich. »Sind die Mailänder Genossen transportfähig?«
»Für einen Transport der höchsten Schonungsstufe vielleicht… Die Ärzte sind sich unschlüssig.«
»Romeda Tarsa, Genosse Sundberg und Genosse Sandrino – Sie kümmern sich bitte darum«, sagte Vena knapp. »Wenn es irgend geht, Rückführung nach hier! Und nun zu den Verschollenen… Wir müssen sofort den Astronautischen Rat verständigen! Und Sie, Romeda Tarsa, geben mir bitte Bericht, wenn Sie Näheres aus Mailand wissen. Ich rufe in Universia an.« Sie streifte Romain mit einem bedauernden Blick. Aber der saß mit verkniffenem Mund am Tisch. »Einfach zu verschwinden, nicht genug, daß sie die Siedlung verlassen haben«, knurrte er, und ihr schien, er sei bis zum Bersten mit Zorn gefüllt. Sie fühlte sich bei diesem Anblick irgendwie ernüchtert. Man könnte frieren, wenn man ihn so sieht, und sie vermochte sich nicht vorzustellen, daß er innig oder leidenschaftlich sei.
Eines aber begriff sie: Er bangte um die Gefährten. Die Zeit war noch nicht reif gewesen, sie waren zu schnell auseinandergegangen. Wenn wenigstens Pala mit Stafford bald zurückkäme.
    Stafford lehnte mit aufgestützten Armen auf der Brüstung seines Dachgartens und schaute hinunter zur Stadt. Die Perlschnüre der gleißenden Straßenlampen woben ein Gitternetz in die Dunkelheit und fingen die hellen Fenster in ihren Maschen. Rivertown war klein, eine künstliche Sonne lohnte nicht. Stafford war das lieb, so blieben ihm nächtliche Stunden mit finsteren Winkeln, in denen er von der Vergangenheit träumen konnte und ihm Rivertown vertrauter erschien als in der Tageshelligkeit. Seine Gedanken übersprangen jetzt oft die Jahrhunderte – war sein früheres Leben auch beileibe nicht besser gewesen, so erschien es ihm doch klarer als die Gegenwart. Er hatte die Tücken der Zeit gekannt, hatte sich auf sie einstellen können, war beinahe mit ihnen fertig geworden – hätte sie, aus seiner jetzigen Sicht gesehen, sicher überwinden können. Zudem entsann er sich hauptsächlich der schönen Stunden, denn die Leuchtschrift haftet länger als die Schattenspur.
    Mit der Gegenwart aber kam er nicht zurecht, sie bot sich anders dar, als er es erwartete. Auch und vor allem Pala. Seit sie zusammen lebten, hatte sich Pala sehr verändert. Er hatte geglaubt, sie würden, wenn sie erst verheiratet wären, noch enger

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