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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Vorrecht, Büffelkalbfänger!« antwortete Stein mit Hörnern wie damals in der Sprache der Schwarzfüße.
    »Büffeltöter, Büffeltöter bin ich! Willst du die alte zähe Kuh sehen, dieses gerissene, in allen Listen erfahrene Vieh, das ich mit fünf Pfeilen erlegt habe?«
    »Ja!«
    Donner vom Berge wandte seinen Fuchs, aber der junge Hengst machte programmgemäß und büffelkalbmäßig die Wendung nicht mit, sondern zerrte wütend an dem Lasso, das ihn gefangenhielt.
    »Laß ihn los!« rief Stein mit Hörnern. »Ich werde ihn reiten!«
    »So komm!«
    Donner vom Berge sprang von seinem Fuchs ab, stemmte die Füße ein und hielt den übermütigen jungen Mustang am Lasso fest. Die beiden jungen Krieger packten das wütend um sich schlagende Tier, das auch zu beißen versuchte, obgleich es in seiner Rolle als Büffelkalb durchaus nicht zu beißen hatte. Sie warfen es mit vereinten Kräften zu Boden, und es kostete Mühe, es so weit zur Ruhe zu bringen, daß die beiden jungen Männer ihm die Lassoschlinge abnehmen konnten. Als sie das graue Hengstfüllen losließen und das Tier aufsprang, war Stein mit Hörnern auch schon auf seinem Rücken. Der junge Mustang brach aus. Aber er konnte seinen Reiter nicht eher los werden, ehe dieser selbst abspringen wollte. Er sprang so ab, wie damals als Knabe vom Büffelkalb: er ließ sich nach hinten rutschen, kam mit einem Salto über das Schwanzende zu Boden und packte noch den Schweif des jungen Mustangs, um trotz der gefährlichen Hinterhufe drei bis vier Sätze hinterherzurennen. Dann kehrte er unter dem lauten Beifall der Zuschauer zu seinem Blutsbruder zurück. Beide lachten gemeinsam mit den Zuschauern, verstummten aber plötzlich, als die Büffelkuh angaloppierte. Häuptling Brennendes Wasser hatte ein prächtiges Fell mit Haupt und Hörnern umgenommen und brüllte wahrhaftig grollend. Die jungen Männer machten blitzschnell ihre Mustangs los, den Fuchs und die Schimmelstute, damit sie nicht den Hörnern der wütenden Kuh zum Opfer fielen, und die beiden Pferde liefen ein Stück weg, blieben aber bald ruhig stehen, um neugierig das weitere Verhalten ihrer Herren zu beobachten. Die »Knaben« versteckten sich hinter dem »erlegten Büffel« ­ der verkleidete Falbe war gehorsam wie tot liegengeblieben ­, und sie legten den Pfeil gegen die herangaloppierende, drohend schnaubende »Büffelkuh« ein. In diesem Augenblick zeigte sich jedoch, daß das Fohlen seine Rolle als Büffelkalb durchaus nicht nach Vorschrift spielte, sondern entflohen war. Die große Schar der Festteilnehmer hatte vergeblich versucht, es einzufangen und zu seiner »Büffelmutter« zurückzubringen. Das Geschrei der Burschen südlich des Lagers zeigte an, daß sie sich auf ihren Mustangs vergeblich mühten, den Flüchtling mit ihren Lassos einzufangen. Der einjährige ledige Hengst war schneller als alle berittenen Mustangs.
    Es blieb nichts anderes übrig, als die Vorführung abzubrechen und sich auf die Pferdejagd zu begeben. Stein mit Hörnern befreite seinen Falben von dem Büffelfell und preschte los. Brennendes Wasser folgte auf seinem Fuchs. Das ganze Festlager war sofort zu Pferd hinterher, um sich diesen Spaß nicht entgehen zu lassen. Kaum einer glaubte, daß der junge Mustang wieder eingefangen werden könnte.
    Aber die vielen hatten die Schnelligkeit und Klugheit des falben Leithengstes unterschätzt, und vor ihren Augen spielte sich ab, was sie nie für möglich gehalten hätten. Als Stein mit Hörnern und Donner vom Berge des fliehenden Junghengstes draußen in der Prärie ansichtig geworden waren, winkte Stein mit Hörnern seinem Blutsbruder zurückzubleiben. Er selbst sprang von dem Pferde, das in gestrecktem Galopp über die Wiesen flog, mitten im Laufe ab und eilte auf eine Bodenwelle hinauf, um das Weitere zu beobachten. Die nachfolgenden Reiter richteten sich alle nach seinem Verhalten und stoppten ihre Tiere. Der falbe Leithengst, vom Gewicht des Reiters befreit, stob in seinem unvergleichlichen Galopp über die Steppe dahin. Noch vor den Augen der Zuschauer holte er den fliehenden Junghengst ein. Er schnitt ihm den Weg ab, umkreiste ihn und trieb ihn mit drohendem Gebiß und der Andeutung gefährlicher Hufschläge eiligst zum Lager und zur Herde zurück.
    Dort fanden sich nun auch die Festteilnehmer wieder alle zusammen.
    Stein mit Hörnern lobte seinen Falben, und der Junghengst stand mit bebenden Flanken, ganz gehorsam, bei den anderen Tieren.
    »Noch bist du zu jung, um deine

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