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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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eigenen Wege zu gehen«, sagte Stein mit Hörnern zu ihm, und Donner vom Berge strich ihm beruhigend über das Fell, denn auch dieses junge Tier hatte schon eine großartige Schnelligkeit entwickelt.
    So war das Schauspiel vom Büffelkalb unter allgemeiner Aufregung und Anteilnahme zur Befriedigung von jedermann ausgelaufen. Die Krieger versicherten dem Häuptling Brennendes Wasser, daß sie noch nie eine so prächtige Büffelkuh gesehen hätten wie ihn! Die jungen Burschen besprachen leidenschaftlich die Pferdejagd und die neue Leistung des Zauberpferdes.
    Man war mit der Zeit etwas in Verzug geraten, und alles eilte hinaus nach dem westlich gelegenen, vom Bach durchflossenen Präriegelände, das den besten Schauplatz für das Täuschungsmanöver mit den als Büffel verkleideten Kriegern gab.
    Die Vorführung sollte mit jenem Gespräch zwischen Mattotaupa und Harka beginnen, in dem der Vater seinem Sohne die geplante List erklärte. Stein mit Hörnern schaute sich nach dem Vater um, den er schon bei der Gruppe der Oberhäuptlinge der Schwarzfüße gesehen hatte und der jetzt zu dem bestimmten Platz ging.
    Schnell lief auch Stein mit Hörnern zu der vereinbarten Stelle und traf sich dort mit dem Vater. Ein kleines Feuer war vorbereitet. Mattotaupa und sein Sohn beherrschten sich vollkommen. Niemand hätte sagen können, daß es ihnen ungewöhnlich geworden sei, am Feuer beieinanderzusitzen und voll innerer Übereinstimmung miteinander zu beraten. Nur bei einer einzigen Wendung schlug Feuer durch die Asche.
    »Es sind fünfzig Krieger der Assiniboine, Vater.«
    »Ich aber bin Mattotaupa!«
    Er aber war Mattotaupa. In seinen Augen leuchtete etwas, seine Mienen strafften sich, sein Nacken richtete sich auf, und er sah stolz ringsum. Als er dabei den Augen des Sohnes begegnen wollte, wich dieser zuerst aus, aber dann stellte er sich dem fordernden Blick des Vaters und erwiderte ihn.
    »Du aber sei Mattotaupa«, sagte er dabei leise. »Nichts anderes erwarte ich von dir.«
    Das große Spiel begann. Seinen Höhepunkt erreichte es, als die Schar der Assiniboine umhersprengte, um die vermeintlichen Büffel zu jagen. Mattotaupa rannte mit erstaunlicher Geschwindigkeit, nicht langsamer als einst mitten zwischen seinen Feinden, und versteckte sich. Als er den letzten in der Reihe der Assiniboine, den bedächtigen ­ in sieben Jahren noch bedächtiger gewordenen ­ Mann der Adlerfederkrone beraubte und in diesem Schmucke dahinsprengte, die Feinde irreführte und endlich dem Verblüfften und Scheltenden die Adlerfederkrone unversehens wieder auf das Haupt drückte, kannten der Beifall und das Vergnügen der Zuschauer keine Grenzen mehr. Die Dakota aber erfuhren wiederum, was für einen Krieger sie verloren hatten.
    Verschwitzt, keuchend, wie damals vor Jahren, beendete Mattotaupa seinen Ritt und seinen Lauf. Er begab sich wieder in die Reihe der Zuschauer, zu der Gruppe der Oberhäuptlinge. Stein mit Hörnern ging mit Donner vom Berge, der ebenfalls mitgespielt hatte, zu der Gruppe der jüngeren Siksikau.
    Die Assiniboine und ihr Häuptling, der die Schwarzfüße zum besten gehalten hatte, kamen jetzt an die Reihe.
    Die Mittagsstunde ging vorbei. In der Pause vor dem nächsten und letzten Spiel, dem großen Spiel vom Kampfe Tashunka-witkos und Mattotaupas, ruhten die Kinder und Frauen aus, die Männer fanden sich in Gruppen zusammen und besprachen die vorgeführten Ereignisse und andere Erlebnisse, an die sie dadurch erinnert wurden. Kurz ehe das Spiel begann, kam ein junger Bursche der Dakota und forderte Stein mit Hörnern auf, zu Tashunka-witko zu kommen, da dieser ihm die Büchse geben wollte, die bei den Ereignissen eine Rolle gespielt hatte. Stein mit Hörnern bat seinen Blutsbruder, ihn zu begleiten, und der Siksikau schloß sich ihm an. Die beiden jungen Krieger wurden zu der Gruppe der Oberhäuptlinge der Dakota geführt. Tashunka-witko empfing sie. Er hatte die doppelläufige Büchse in der Hand, die er vor sieben Jahren erbeutet hatte und die immer noch als eine moderne und gute Waffe gelten konnte. Stein mit Hörnern erkannte das »Mazzawaken« sofort wieder. Es war ein eigentümliches Gefühl für ihn, die Waffe noch einmal in der Hand zu haben, die ihm einst Red Jim geschenkt hatte. Von diesem Geschenk war der Knabe Harka so überwältigt gewesen, daß ihm niemand bewundernswerter erschienen war als Jim.
    Heute dachte er anders.
    Er hatte die Büchse in die linke Hand genommen und wollte sich mit seinem Blutsbruder

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