Heimlich Fee 3: Wie die Geburtstagsfeier in Gefahr geriet (German Edition)
dunkelroten Schrank und sortierte Pergamentrollen. Um sie herum schwirrten ihre Glühwürmchen. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um einen Plan zu entwerfen. Der Plan war saugut und lautete: rennen, was das Zeug hält!
„Ich bin wieder zurück!“, rief ich Fabula zu. Meine Stimme zitterte wie eine Leierkastenmelodie.
Anschließend legte ich den Finger an die Lippen. Emma verstand – oder sie war einfach sprachlos. Ich zeigte auf den niedrigen Durchgang hinter Fabulas Schreibtisch und raste los.
Noch zwölf Stufen nach oben, dann standen wir vor dem zweiten Spiegel. Wir umfassten das Amulett und sprangen. Direkt in den Flur des Feeninternats.
Ich atmete tief durch. Wir hatten es geschafft. Ich zählte innerlich bis siebzehn, dann polterte Emma auch schon los.
„Amanda Birnbaum, ich will sofort wissen, was das zu bedeuten hat! Ist das hier der neue Spielplatz vom Lindenhof?“
Als ich zu einer Antwort anhob, flog draußen vor dem Fenster etwas vorbei: eine Fee aus der vierten Klasse.
Emma klappte der Unterkiefer herunter. Sie starrte hinaus, als wenn … als wenn … na, als wenn gerade eine Fee vorbeigeflogen wäre.
„Hast du … hast du das gesehen?“, stammelte Emma.
Ich grinste und nickte. „Ja, das war Petunia. Die hatte wahrscheinlich Stalldienst bei den Einhörnern.“
Emma blickte mich an, als wenn ich Hörner hätte. Da nahm ich sie einfach an die Hand und führte sie wie eine Mama ihr Kindergartenkind durch den leeren Gang.
„Willkommen im Feeninternat Rosentau!“, sagte ich stolz.
Emma sagte nichts. Sie schüttelte nur immer wieder den Kopf, bis meine Zimmertür hinter uns zufiel. Dann hockten wir uns auf mein Bett und ich erzählte ihr die ganze Geschichte von Anfang an.
Von der Kette, die an meinem neunten Geburtstag auf dem Gabentisch lag. Von dem Flüstern des Spiegels. Von meiner Probezeit hier. Und was ich in den letzten Wochen alles gelernt hatte. Justins Entenfüße waren Beweis genug, dass ich nicht zu sehr angab.
Nachdem ich geendet hatte, fand auch Emma ihre Sprache wieder.
„Heiliger Spekulatius!“, sagte sie. Und dann schimpfte sie los.
„Du willst meine Freundin sein?“, fauchte sie. „Bist seit Wochen auf einem Feeninternat und schreibst keine einzige Zeile davon! So eine Freundin kann mir gestohlen bleiben!“
Emmas Worte trafen mich wie Messerstiche ins Herz. Sie taten höllisch weh. Schlimmerweise hatte Emma ja so verdammt Recht. Es war schäbig gewesen, sie nicht einzuweihen. Andererseits: Hätte sie mir überhaupt geglaubt?
„Liebe Emma!“, sagte ich feierlich. „Ich breche gerade zwölfhundertdreiundzwanzig Regeln für dich. Wenn jemand erfährt, dass ich einen Menschen unangemeldet mit ins Feenreich gebracht habe, sind meine Tage hier gezählt. Das hätte ich für niemanden auf der Welt riskiert. Nur für meine allerallerbeste Freundin.“
Das saß. Emma schlang die Arme um mich.
Wir waren wieder zusammengeschweißt.
Emma alles zu erzählen, hatte eine ganze Weile gedauert. Ich sah auf die Uhr. Bis zur Mittagspause blieb uns noch gut eine Stunde. Dann würden die Schüler und Lehrer aus den Klassenzimmern strömen.
„Komm!“, sagte ich und hüpfte vom Bett. „Ich zeige dir alles!“
Emma sprang begeistert auf. Aber als sie zu Nellys Bett hinübersah, ließ sie traurig die Schultern hängen. „Dass du jetzt mit einer anderen zusammenwohnst, ist schon seltsam …“
„Bei Jill hat es dich doch auch nicht gestört“, wandte ich ein.
Emma nickte. „Da wusste ich ja auch, dass du lieber eiskalt duschen würdest, als sie zur Freundin zu nehmen.“
Wir mussten beide lachen. Als wir uns wieder eingekriegt hatten, legte ich den Finger an die Lippen und öffnete leise die Tür. Mia, Nelly und Kimi würden uns nicht verraten, so viel war klar. Wenn uns aber die fiese Freia begegnete – oder noch schlimmer, einer der Lehrer …
„Die Luft ist rein!“, zischte ich Emma zu.
Wir huschten den langen Flur hinunter. Im ersten Stock sind zwölf Doppelzimmer. Sechs für die Mädchen der ersten Klasse, sechs für die Mädchen der zweiten. Es folgt eine Glastür und dahinter liegen die Klassenzimmer der vierten Klassen.
Wir schlichen auf Zehenspitzen an ihnen vorbei, dann die Treppe herunter. Auf der letzten Stufe stoppten wir und ich spähte um die Ecke.
Im Erdgeschoss war es doppelt gefährlich. Hier sind sechs weitere Klassenzimmer und vor allem ist hier das Büro von Fortunea Tautropf, der Internatsleiterin. Wenn die uns erwischte
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