Heimlich Fee 3: Wie die Geburtstagsfeier in Gefahr geriet (German Edition)
bereitzuhalten. Von mir aus war der Spiegel nur drei große Schritte entfernt.
„Das war auch noch nicht das letzte Mal für heute, Frau Schattenreich“, säuselte ich zurück. Dann sagte ich den Zauberspruch: „Ecclesia famuli nervet!“
Den hatte ich mir bei der ersten Begegnung mit Fabula gemerkt. Und er funktionierte auch heute!
Die Würmchen erhoben sich aus ihrem Glas und summten zu mir. Mit ausgestrecktem Arm schickte ich sie in die hinterste Ecke zum wuchtigen Schrank. Verwirrt blickte Fabula ihren Lieblingen hinterher.
„Was machst du?“, kreischte sie.
Emma rannte an mir vorbei zum Spiegel und wir sprangen hindurch. Im Flur des Menscheninternats umarmte sie mich lange.
„Jetzt, wo alles gut gegangen ist, kann ich’s dir ja doch noch verraten“, sagte Emma. „Mein Opa hat am Sonntag Geburtstag. Du weißt doch, wie gern er ins Theater geht. Also will ich ihm ein selbst geschriebenes Theaterstück schenken.“
Ich verstand. „Und es mit mir vor allen Gästen aufführen.“
Emma grinste. „Ja. Nach deinen ganzen Flunkereien bist du mir diesen Gefallen schuldig. Komm heute Abend um sieben. Und bring gute Ideen mit!“
Natürlich sagte ich zu. Wir freuten uns beide auf ein lustiges, entspanntes Wochenende wie in alten Zeiten. Aber damit lagen wir völlig falsch!
Habe ich gesagt, man kann nur eine beste Freundin haben? Hmmm. Der erste Mann auf dem Mond bleibt für immer der erste. Das ist ein Rekord, den niemand schlagen kann. An der Spitze ist nur für einen Platz. Eigentlich ist es ja bei der besten Freundin genauso.
Nelly oder Emma? Emma oder Nelly? Ich konnte mich nicht entscheiden. Nein, ich wollte mich nicht entscheiden. Ich liebte doch beide heiß und innig.
So hatte ich jetzt Nelly gegenüber ein schlechtes Gewissen. Als die Schulglocke läutete, rannte ich also nicht wie sonst fröhlich in den Speisesaal. Ich schlich dorthin, mit hängendem Kopf. Dabei hätte ich doch glücklich sein müssen, weil Emmas Besuch von niemandem bemerkt worden war.
Nelly saß mit einem großen Tablett an unserem Stammplatz.
„Amanda!“, rief sie schon von Weitem. Sie winkte so heftig, dass ihr der Löffel runterfiel.
Ich hob nur grüßend die Hand und holte mir dann erst mal eine große Portion Nussnudeln.
Als ich mich zu ihr setzte, fragte sie ernst: „Hey, was machst du denn für ein Gesicht? Gab’s drüben Probleme?“ Mit drüben meinte sie natürlich die Menschenwelt.
„Nein“, antwortete ich mit gesenktem Kopf. Ich konnte Nelly nicht mal in die Augen sehen.
So durfte es nicht weitergehen! Deshalb traf ich eine Entscheidung. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schüttete Nelly mein Herz aus. Wofür sind Vielleicht-beste-Freundinnen denn sonst da?
Kaum hatte ich fertig gebeichtet, war mir, als hätte ich einen riesigen Klumpen ausgespuckt. Verlegen sah ich von der Tischplatte auf und da tat Nelly etwas vollkommen Unerwartetes: Sie lachte.
„Amanda, du bist echt eine Pappnase! Die Lösung ist doch ganz einfach: Emma ist deine beste Menschenfreundin. Und ich bin deine beste Feenfreundin.“
Ich war so glücklich, dass ich aufsprang und Nelly umarmte. Dabei fiel ihr Löffel zum zweiten Mal runter.
Kimi und Mia kamen an unseren Tisch. Wie gute Feen nun mal sind, hatten die beiden gespürt, dass Nelly und ich uns erst mal ausquatschen mussten. Deshalb hatten sie an der Salatbar gewartet, bis wir fertig waren.
„Ihr glaubt ja gar nicht, was mir heute Morgen passiert ist!“, begann ich grinsend.
Wir steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Meine drei Feenfreundinnen bekamen rote Backen, so mutig fanden sie mich. Aber als ich alles berichtet hatte, sah mich Mia mit gerunzelter Stirn an.
„Amanda, du weißt hoffentlich, dass das nicht nur verboten ist. Einen Menschen mit ins Feenreich zu bringen, kann auch sehr, sehr, sehr gefährlich werden. Und noch vierundsechzig Mal ‚sehr‘ zusätzlich“, schimpfte sie los. „Es kann große Probleme geben, wenn er von hier nach dort drüben zurückkehrt.“
Ich versuchte, meine eigenen Sorgen darüber wegzulächeln. Schließlich war ich ja auch ein Mensch und schon öfter zwischen den Welten hin- und hergesprungen.
„Ja, ich weiß“, antwortete ich leise. „Aber wir mussten Justin entkommen und da gab es eben nur diesen Ausweg!“
Insgeheim wusste ich natürlich, dass das nicht stimmte. Wahrscheinlich hätte ich mich mit Emma auch irgendwo vor dem Lindenhof verstecken können. Doch tief in mir drin wollte ich ihr meine Geheimnisse
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